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Nach Einführung der Benzinkarte in USA: 2luto-Schlacht- und friedhof
Der Tanzlehrer
ihn der Enkel, „es ist einer aus Moskau da, und wir in unserem
Kortschewa werden tanzen lernen."
„Aus Moskau ist einer da?"
„Ja, denke dir, aus Moskau! Direkt aus Moskau hierher zu uns
»ach Kortschewa ist er gekommen. Ist das nicht wunderbar?"
„Wie sieht er denn aus?" erkundigte sich der Greis vorsichtig.
Pjotr, der Enkel, beschrieb de» Mann mit begeisterter Genauigkeit.
„Lm," brummte der alte Grigorij, als die Personenschilderung be-
endet war, „dann ist er also ein Jude."
„Das kann schon sein, daß er ein Jude ist," verteidigte der Enkel
de» neuen Abgott der Jugend von Kortschewa, „aber auf jeden
Fall kommt er direkt von der Großen Oper, direkt vom Staatsballett
aus Moskau, Väterchen! Ist das nicht wunderbar? Bedenke doch,
was er da alles kann! Und das alles werden wir nun hier in
Kortschewa lernen!"
„Was kostet es denn?" forschte der vorsichtige Grigorij weiter.
Der Enkel wurde ein wenig verlegen. „Nun, billig ist es natürlich
nicht, aber das kann es auch gar nicht sein, wir werden ja alle
geradezu zu Spezialisten ausgebildet."
„Sagt er das?"
„Das sagt er! And, »och viel mehr: er bringt uns auch die höhere
Lebensart bei, die feinen Manieren."
„So?"
„Ja, das ist fabelhaft, wie, Väterchen? Freust du dich nicht auch?"
„Wir wollen warten, bis alles vorüber ist. Wenn du dich dann
noch freust, dann freue ich mich mit."
„Du bist zu mißtrauisch gegen das Leben, Väterchen. So muß
man nicht sein! Er will uns beibringen, wie man sich in feinen
Kreisen benimmt, und er verkehrt in den obersten Moskauer Kreisen."
„Gibt es da schon wieder Kreise?"
„Nun, er meint damit eben die Leute, die wirklich wissen, wie
man sich zu benehmen hat!" Verschnupft über die Schwerfälligkeit
des Alten empfahl sich der Enkel.
Vierzehn Tage danach stürmte er wieder zum Großvater ins
Zimmer. „Der Schurke," schimpfte er, „der Schuft, der Lalunke,
der Gauner, der Verbrecher, der Lump, der Schlemihl!"
„Sprichst du von deinem Tanzlehrer?" erkundigte sich Grigorij.
„Ach, erinnere mich nicht an das Scheusal, Väterchen! Was
denkst du, was der Spitzbube fertiggebracht hat? Wir beherrschten
nun die Anfangsgründe, hat er gesagt, und wir machten es alle sehr
schön, hat er gesagt, und um uns zu belohnen, hat er gesagt, würde
er einen Abend veranstalten mit einer , großen Aeberraschung. Es
müßte aber jeder zehn Rubel einzahlen, sonst könnte die Aeberraschung
nicht beschafft werden."
60 .
„And mit diesen — wieviele wart ihr? vierzig? — also mit
diesen vierhundert Rubeln ist er durchgegangen. Als der Abend
kam, war die Aeberraschung da: Er war weg! — Wie? War es so?"
Der Enkel stand mit offenem Munde. „Ja, woher weißt du —?"
stammelte er. „Tatsächlich, so ist es gewesen."
„Nun," lächelte Grigorij, „ich habe es mir ganz einfach gedacht.
Nach deiner Schilderung, die du neulich von ihm machtest, habe ich
von vornherein nichts anderes von ihm erwartet. Lätte ich dir das
aber gleich gesagt, dann würdest du in größtem Zorn von mir ge-
schieden sein."
„Vergib mir, Väterchen," bat der weiche Pjotr.
„Da ist nichts zu vergeben. Aber vergebt vor allem ihm! Denn
nichts anderes, als was er euch versprochen hat, hat er ausgeführt:
euch zeigen, wie man in seinen Kreisen lebt."
„Verdamint," murmelte verblüfft der Enkel, „sollte er es so
gemeint haben?" In seinem bolschewistischen Denken war etwas
in Verwirrung geraten. Er verabschiedete sich von dem Alten
ulid ging.
• Grigorij schickte ihm ein Lächeln nach. „Von Moskau — ,"
murmelte er, „ja ja, von Moskau — — Stalin begann, wenn ich
nicht irre, so lange es auch schon her ist, als Bankräuber, und
Budjenny war ein Räuberhauptmann in den Steppen — —.
Aber in so hohen Kreisen wird dieser kleine Tanzjude wohl nicht
einmal verkehrt haben."
Die neue Hutmode
Irmgard, die im allgemeinen wenig Zeit und Geld hatte, sich um
die allerneuste Mode zu kümmern, begegnete ihrer Freundin Fist,
die es nie unter dem letzten Schrei tat.
„Irmgard," sagte Fist hell begeistert, „woher hast du deinen
aparten Lut? Diese Linie, dieser fabelhafte Knick — ich schenke
dir weiß Gott was, wenn du mir deine Modistin verrätst!"
„Anstnn," lachte Irmgard, „das ist doch mein alter Lut — der
wurde mir soeben von einem Lastauto überfahren. Es kam nämlich
gerade ein starker Windstoß . ."
Die Frage
Graf Bobby fragt seinen Freund Rudi: „Sag', Rudi, was ist
denn eigentlich ein Zentaur?"
Entgegnet Rudi: „Das ist ein Wese», halb Mensch und halb
Pferd!"
„Fabelhaft, fabelhaft!" näselt da Bobby, „und sag', wo schläft
es denn eigentlich: im Bett oder im Stall?"
Nach Einführung der Benzinkarte in USA: 2luto-Schlacht- und friedhof
Der Tanzlehrer
ihn der Enkel, „es ist einer aus Moskau da, und wir in unserem
Kortschewa werden tanzen lernen."
„Aus Moskau ist einer da?"
„Ja, denke dir, aus Moskau! Direkt aus Moskau hierher zu uns
»ach Kortschewa ist er gekommen. Ist das nicht wunderbar?"
„Wie sieht er denn aus?" erkundigte sich der Greis vorsichtig.
Pjotr, der Enkel, beschrieb de» Mann mit begeisterter Genauigkeit.
„Lm," brummte der alte Grigorij, als die Personenschilderung be-
endet war, „dann ist er also ein Jude."
„Das kann schon sein, daß er ein Jude ist," verteidigte der Enkel
de» neuen Abgott der Jugend von Kortschewa, „aber auf jeden
Fall kommt er direkt von der Großen Oper, direkt vom Staatsballett
aus Moskau, Väterchen! Ist das nicht wunderbar? Bedenke doch,
was er da alles kann! Und das alles werden wir nun hier in
Kortschewa lernen!"
„Was kostet es denn?" forschte der vorsichtige Grigorij weiter.
Der Enkel wurde ein wenig verlegen. „Nun, billig ist es natürlich
nicht, aber das kann es auch gar nicht sein, wir werden ja alle
geradezu zu Spezialisten ausgebildet."
„Sagt er das?"
„Das sagt er! And, »och viel mehr: er bringt uns auch die höhere
Lebensart bei, die feinen Manieren."
„So?"
„Ja, das ist fabelhaft, wie, Väterchen? Freust du dich nicht auch?"
„Wir wollen warten, bis alles vorüber ist. Wenn du dich dann
noch freust, dann freue ich mich mit."
„Du bist zu mißtrauisch gegen das Leben, Väterchen. So muß
man nicht sein! Er will uns beibringen, wie man sich in feinen
Kreisen benimmt, und er verkehrt in den obersten Moskauer Kreisen."
„Gibt es da schon wieder Kreise?"
„Nun, er meint damit eben die Leute, die wirklich wissen, wie
man sich zu benehmen hat!" Verschnupft über die Schwerfälligkeit
des Alten empfahl sich der Enkel.
Vierzehn Tage danach stürmte er wieder zum Großvater ins
Zimmer. „Der Schurke," schimpfte er, „der Schuft, der Lalunke,
der Gauner, der Verbrecher, der Lump, der Schlemihl!"
„Sprichst du von deinem Tanzlehrer?" erkundigte sich Grigorij.
„Ach, erinnere mich nicht an das Scheusal, Väterchen! Was
denkst du, was der Spitzbube fertiggebracht hat? Wir beherrschten
nun die Anfangsgründe, hat er gesagt, und wir machten es alle sehr
schön, hat er gesagt, und um uns zu belohnen, hat er gesagt, würde
er einen Abend veranstalten mit einer , großen Aeberraschung. Es
müßte aber jeder zehn Rubel einzahlen, sonst könnte die Aeberraschung
nicht beschafft werden."
60 .
„And mit diesen — wieviele wart ihr? vierzig? — also mit
diesen vierhundert Rubeln ist er durchgegangen. Als der Abend
kam, war die Aeberraschung da: Er war weg! — Wie? War es so?"
Der Enkel stand mit offenem Munde. „Ja, woher weißt du —?"
stammelte er. „Tatsächlich, so ist es gewesen."
„Nun," lächelte Grigorij, „ich habe es mir ganz einfach gedacht.
Nach deiner Schilderung, die du neulich von ihm machtest, habe ich
von vornherein nichts anderes von ihm erwartet. Lätte ich dir das
aber gleich gesagt, dann würdest du in größtem Zorn von mir ge-
schieden sein."
„Vergib mir, Väterchen," bat der weiche Pjotr.
„Da ist nichts zu vergeben. Aber vergebt vor allem ihm! Denn
nichts anderes, als was er euch versprochen hat, hat er ausgeführt:
euch zeigen, wie man in seinen Kreisen lebt."
„Verdamint," murmelte verblüfft der Enkel, „sollte er es so
gemeint haben?" In seinem bolschewistischen Denken war etwas
in Verwirrung geraten. Er verabschiedete sich von dem Alten
ulid ging.
• Grigorij schickte ihm ein Lächeln nach. „Von Moskau — ,"
murmelte er, „ja ja, von Moskau — — Stalin begann, wenn ich
nicht irre, so lange es auch schon her ist, als Bankräuber, und
Budjenny war ein Räuberhauptmann in den Steppen — —.
Aber in so hohen Kreisen wird dieser kleine Tanzjude wohl nicht
einmal verkehrt haben."
Die neue Hutmode
Irmgard, die im allgemeinen wenig Zeit und Geld hatte, sich um
die allerneuste Mode zu kümmern, begegnete ihrer Freundin Fist,
die es nie unter dem letzten Schrei tat.
„Irmgard," sagte Fist hell begeistert, „woher hast du deinen
aparten Lut? Diese Linie, dieser fabelhafte Knick — ich schenke
dir weiß Gott was, wenn du mir deine Modistin verrätst!"
„Anstnn," lachte Irmgard, „das ist doch mein alter Lut — der
wurde mir soeben von einem Lastauto überfahren. Es kam nämlich
gerade ein starker Windstoß . ."
Die Frage
Graf Bobby fragt seinen Freund Rudi: „Sag', Rudi, was ist
denn eigentlich ein Zentaur?"
Entgegnet Rudi: „Das ist ein Wese», halb Mensch und halb
Pferd!"
„Fabelhaft, fabelhaft!" näselt da Bobby, „und sag', wo schläft
es denn eigentlich: im Bett oder im Stall?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nach der Einführung der Benzinkarte in USA"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5061, S. 60
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg