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Von Alfred Richter

Der Doktor Berteling betreute die ehemalige herzogliche Biblio-
thek, die der Staat übernommen hatte, und den alten kenntnisreichen,
eifrigen und biederen Bücherwurm hatte man in seinem Amte gern
belassen. Er war darüber herzlich froh und hockte nun weiterhin im
Nordflügel des alten, weitläufigen und etwas muffigen Schlosses,
hütete seine Karteikästen und wartete auf Entleiher. Es kamen deren
auch genug in dem kleinen Provinzort, der Dr. Berteling kannte fie
alle mit Namen und wußte auch ihre Interessengebiete längst, und
noch jeden hatte er fördernd bedient.

Eines Tages aber er-
schien ein neues Gestcht
vor dem breiten Schal-
tertisch des Bibliothe-
kars. Ein junger, straffer
Kerl war das, der da
federnden Schrittes an-
stolziert kam, ein sym-
pathischer Mensch mit
einem frischen, geschei-
ten Gesicht. Der alt«

Lerr war gleich für ihn
eingenommen, und er
fragte höflich nach dem
Begehr. „Ich bin der
Studienassessor Dr.

Lerbig," stellte sich der
Neue vor, „ich bin eben
erst an die hiesige Ober-
realschule versetzt wor-
den, deshalb bin ich
hierorts noch fast völlig
unbekannt" — er lächelte
— „und ich sage Ihnen
offen, daß ich allzuviele
wissenschaftliche Wäl-
zer, nun ich alle meine
Examina glücklich hinter
mir habe, voraussichtlich
nicht entleihen werde,
denn — was Sie als
Bibliothekar mir viel-
leicht ein bißchen übel-
nehmen, worüber ich
Ihnen aber nicht im
geringsten gram sein
kann — ich bin leiden-
schaftlich dem Sport
154

ergeben, habe überhaupt bestimmte Aufgaben, die mich stark ins
Leben führen, und so werde ich Ihr bester „Abnehmer" wohl schwer-
lich werden!"

Der Dr. Berteling war über soviel Offenheit ein bißchen ver-
blüfft. Er suchte nach einer passenden Erwiderung. Da kam Christa
herein, seine Tochter, die ihrem Bater immer einmal ein paar Stun-
den half, denn er war umständlich geworden. Christa trug einen
Schwall Bücher vor sich her, hatte durch -das Schleppen einen roten
Kopf gekriegt und rief jungenhaft: „Verdammt!" wie sie hereintrat,

denn sie hatte gemeint,
ihr Vater wäre allein.
Als sie aber den Stu-
dienassessor bei ihm
stehen sah, von dem sie,
wie alle Damen des
Ortes, längst wußte,
wer er war, mußte sie
lachen, und er, er lachte
mit.

Der Papa war ein
wenig betreten, er voll-
zog die gegenseitige
Vorstellung recht förm-
lich. Die jungen Leute
waren wenigersteif. Der
Assessor nahm Christa
gleich die Büch erlast von
den Armen, wobei ihm
zum Entsetzen des Bib-
liothekars etliche alte
Schwarten herunter-
krachten. Die Jugend
hob sie gemeinsam auf
und türmte sie reichlich
unbekümmert auf einen
Tisch, wo sie erneut ins
Rutschen kamen, und
mit erheblichem Rumor
kam man endlich mit der
Sache zu Rande. Bei
welcher Prozedur der
Dr. Lerbig dem Mage»
bin aus allernächster
Nähe in die Augen zu
schauen Gelegenheit hat-
te. Linker schönen
Frauenaugen ist aber

„Gestern im Kino hast aber a arg jungs G'müs bei dir g'habt. Albert!"
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"Gestern im Kino..."
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5067, S. 154

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