Roosevelt: „Nur der Simmel kann uns noch helfen! Sier habt ihr Flügel, macht eine Engel-Revue!"
Ohne Fleiß kein Preis
nun einmal ein Magnet eingebaut. Der Assessor, der das Funkeln
von Papas goldener Brille hinter seinem Nacken geradezu spürte,
riß sich von dem Magneten los und wandte sich um so burschikoser
an den Alten: „Am mein Auflauchen endlich zu erklären, Serr Dok-
tor — ich will mich an dem Preisausschreiben einer bekannten Zeit-
schrift beteiligen, die eine Novelle prämiieren will. Ich habe auch
schon einen Stoff. Allerdings einen historischen. Loffentlich spricht
er an. And da suche ich nun Quellenmaterial — — —"
Der Dr. Lerbig erschien fortab häufig auf der Bibliothek und
ließ sich fleißig beraten, entlieh umfangreiche alte und neue Werke
und entwickelte einen unheimlichen Eifer. Der alte, gelehrte Dr. Ber-
teling hatte seine Helle Freude daran. „Leidet denn da Ihr Sport
nicht darunter?" erkundigte er sich eines Tages. „Der Sport tritt
augenblicklich mal zurück," antwortete der Studienassessor und warf
einen raschen Blick auf Christa, die, wie gewöhnlich, dabeistand, und
sie erwiderte durch ein warnendes Zwinkern. Das Sportgespräch
war nicht sehr rätlich, denn zwar wußte es die ganze Stadt, aber
der gute Vater brauchte es vorerst noch nicht zu erfahren, daß Christa
im Sport inzwischen eine so treffliche Partnerin des Studienassessors
geworden war.
„So," sagte der Dr. Serbig nicht lange danach zu dem Bibliothe-
kar, „mit den Vorarbeiten wäre ich nun eigentlich so weit." Der
alte Äerr schaute von seiner Schreibtischplatte auf und erhaschte
ein spitzbübisches Lächeln seiner Tochter. „Was lächelst du denn da
so?" fragte er verwundert.
„Ich muß über die Novelle lächeln, Vater."
„Aeber die Novelle? Wieso denn das?"
„Ja, es sollte doch eine historische werden — !"
„Natürlich,"- staunte der alte Serr und schaute von ihm zu ihr
und von ihr zu ihm, „ich verstehe nicht recht-
156
„Es ist alles in Ordnung, Pa, aber denke dir, statt einer histo-
rischen Novelle ist es eine der Gegenwart geworden. Wir haben
uns nämlich verlobt, Väterchen. Bist du uns böse?"
Er war es nicht. Im Gegenteil. Nachdem er sich zu Ende gewun-
dert hatte, freute er sich. Der Schwiegersohn hatte ihm ja von An-
fang an gefalle».
„Da wird es also nichts mehr mit dem ganzen Preisausschrei-
ben," scherzte er später bei Tische.
Der Assessor blickte Christa an und erwiderte, das Glas erhebend,
munter und mit der göttlichen Frechheit, die ihm nun einmal so
gut zu Gesicht stand: „Aber, lieber Vater, unsere Verlobung ist
doch gerade der Preis, um den ich so schwer geschuftet habe!"
Zauberkünstler
„Warum weinst du denn. Klärchen?" — „Ach, wir spielen Zauber-
künstler, und Fritzi läßt alle meine Bonbons verschwinden!"
WENDE
Nun ist der Platz, wo ich dich täglich fand,
von dir verlassen. Langsam blick ich um.
Das Pendel tickt so laut. Dein Stuhl steht stumm.
Ich streichle leise den geschweiften Rand.
Der Regen rauscht vorm Fenster dumpf ins Laub
und läßt mich mit der Dämmerung allein.
Ihr alten Wände schließt mein Sehnen ein:
es schlägt sich wund, ihr bleibt ihm blind und taub.
Richard von Schaukal
Ohne Fleiß kein Preis
nun einmal ein Magnet eingebaut. Der Assessor, der das Funkeln
von Papas goldener Brille hinter seinem Nacken geradezu spürte,
riß sich von dem Magneten los und wandte sich um so burschikoser
an den Alten: „Am mein Auflauchen endlich zu erklären, Serr Dok-
tor — ich will mich an dem Preisausschreiben einer bekannten Zeit-
schrift beteiligen, die eine Novelle prämiieren will. Ich habe auch
schon einen Stoff. Allerdings einen historischen. Loffentlich spricht
er an. And da suche ich nun Quellenmaterial — — —"
Der Dr. Lerbig erschien fortab häufig auf der Bibliothek und
ließ sich fleißig beraten, entlieh umfangreiche alte und neue Werke
und entwickelte einen unheimlichen Eifer. Der alte, gelehrte Dr. Ber-
teling hatte seine Helle Freude daran. „Leidet denn da Ihr Sport
nicht darunter?" erkundigte er sich eines Tages. „Der Sport tritt
augenblicklich mal zurück," antwortete der Studienassessor und warf
einen raschen Blick auf Christa, die, wie gewöhnlich, dabeistand, und
sie erwiderte durch ein warnendes Zwinkern. Das Sportgespräch
war nicht sehr rätlich, denn zwar wußte es die ganze Stadt, aber
der gute Vater brauchte es vorerst noch nicht zu erfahren, daß Christa
im Sport inzwischen eine so treffliche Partnerin des Studienassessors
geworden war.
„So," sagte der Dr. Serbig nicht lange danach zu dem Bibliothe-
kar, „mit den Vorarbeiten wäre ich nun eigentlich so weit." Der
alte Äerr schaute von seiner Schreibtischplatte auf und erhaschte
ein spitzbübisches Lächeln seiner Tochter. „Was lächelst du denn da
so?" fragte er verwundert.
„Ich muß über die Novelle lächeln, Vater."
„Aeber die Novelle? Wieso denn das?"
„Ja, es sollte doch eine historische werden — !"
„Natürlich,"- staunte der alte Serr und schaute von ihm zu ihr
und von ihr zu ihm, „ich verstehe nicht recht-
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„Es ist alles in Ordnung, Pa, aber denke dir, statt einer histo-
rischen Novelle ist es eine der Gegenwart geworden. Wir haben
uns nämlich verlobt, Väterchen. Bist du uns böse?"
Er war es nicht. Im Gegenteil. Nachdem er sich zu Ende gewun-
dert hatte, freute er sich. Der Schwiegersohn hatte ihm ja von An-
fang an gefalle».
„Da wird es also nichts mehr mit dem ganzen Preisausschrei-
ben," scherzte er später bei Tische.
Der Assessor blickte Christa an und erwiderte, das Glas erhebend,
munter und mit der göttlichen Frechheit, die ihm nun einmal so
gut zu Gesicht stand: „Aber, lieber Vater, unsere Verlobung ist
doch gerade der Preis, um den ich so schwer geschuftet habe!"
Zauberkünstler
„Warum weinst du denn. Klärchen?" — „Ach, wir spielen Zauber-
künstler, und Fritzi läßt alle meine Bonbons verschwinden!"
WENDE
Nun ist der Platz, wo ich dich täglich fand,
von dir verlassen. Langsam blick ich um.
Das Pendel tickt so laut. Dein Stuhl steht stumm.
Ich streichle leise den geschweiften Rand.
Der Regen rauscht vorm Fenster dumpf ins Laub
und läßt mich mit der Dämmerung allein.
Ihr alten Wände schließt mein Sehnen ein:
es schlägt sich wund, ihr bleibt ihm blind und taub.
Richard von Schaukal
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Roosevelt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5067, S. 156
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg