Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
o

D i e gespaltene Else

Von Ralph Lrban

Da es an diesem Sonntag wieder einmal regnete, gingen die
beiden Obergefreiten in ein Konzertcafe. Nachdem fie ihre Garderobe
abgelegt hatten, blieben sie am Eingang stehen und überblickten das
Lokal. Die Lage befriedigte sie anfangs keineswegs. „Links bei der
Musik/ sagte Peschke, „dort sitzt eine ganz allein. Von weitem sieht
sie recht entfernt aus."

„Wir können ja einmal unverbindlich Vorbeigehen," schlug Ober-
gefreiter Schönemann vor. Sie gingen aber nicht vorbei, denn je
näher sie kamen, desto hübscher wurde das einzelne Mädchen. An
Ort und Stelle machten sie linksum, und dann ging es los: „Gestatten?

— Bitte. — Danke. — Warten
Sie schon lange? — Auf wen?

— Auf uns. — Was finge ich
gleich mit zwei solchen Exempla-
ren an? — Nehmen Sie mich!

Peschke ist unerreicht in der Qua-
lität. — Das bildet sich der arme
Teufel nur ein. Ein Blick in meine
herrlichen blauen Augen, und Sie
haben gewählt."

So ließen sie ihre Walzen ab-
laufen. Das Mädel verftandSpaß,
wußte aber auch das Wachstum
dieser beiden Bäumchen in den
Limmel zu verhindern.

Es ergab sich eine Gelegenheit
für Karl Peschke. „Fräulein —
wie war doch Ihr Name ?" flüsterte
er in das kleine Ohr.

„Else."

„Ganz richtig, Fräulein Else.

Ich möchte Sie allein Wieder-
sehen —"

,,3st Ihnen soviel daran ge-
legen?"

„Ja, und es ist mir ernst."

„Gut, dann Dienstag sechs Ahr,

Eingang Stadtpark —"

Es ergab sich auch eine Gele-
genheit für Schönemann. Ablauf
des Gesprächs siehe oben, nur mit
folgendem kleinen Anterschied:

„— dann Dienstag um sechs am
Kiosk beim Bahnhof."

Auf dem Weg in die Kaserne
s agte Peschke: „PatentesMädel."

„Ich habe mich mit ihr verabredet," erklärte Schönemann.

Eisiges Schweigen. Erst als sie in ihren Betten lagen, meinte
Peschke: „Damit du Angeber dir keine falschen Loffnungen machst:
Ich habe mich mit ihr nämlich wirklich verabredet."

„Du mich auch," knurrte Schönemann und drehte sich auf die
andere Seite.

Am Dienstag nach Dienstschluß machten sich die beiden piksein,
mißtrauisch einer den andern beobachtend. Notgedrungen verließen
sie gemeinschaftlich die Kaserne. „Viel Spaß," meinte Schönemann,
als sich ihre Wege trennten. „Soll ich Else von dir grüßen?"

„Danke," sagte Peschke, „das
besorge ich- schon selber."

Am 23 Ahr trafen sich beide in
der Stube. „Tut mir leid, alter
Knabe," erklärte Peschke, „daß
du dir kalte Füße geholt hast.
Diesmal hatte eben ich mehr
Chancen. Nimm es nicht krumm,
ich habe das Mädel wirklich
gerne."

Schönemann sah ihn eine Weile
starr an, tippte sich dann viel-
sagend aus die Stirn und sprach:
„Ertrage es mit männlicher Wür-
de, daß dich Else versetzt hat. Du
mögest entschuldigen, sagte sie,
aber ich habe eben auf sie mehr
Eindruck gemacht."

„Er ist wahnsinnig geworden,"
murmelte Peschke kopfschüttelnd.
Von da ab gingen sie sich aus
dem Weg.

Am Sonntag knapp vor drei
verließen Peschke und Schöne-
mann in kurzen Abständen das
Kasernentor. And als sie in der
Parkmitte einander gegenüber-
standen, wurde die Lage drama-
tisch. Beide behaupteten, mit Else
hier verabredet zu sein, ebenso
wie ein jeder bereits am Dienstag
ab 6 Ahr mit Else zusammenge-
wesen sein wollte. „Das ist doch
Ansinn," begehrte Schönemann
auf, „das Mädchen kann sich doch
nicht spalten. Du spionierst mir
nur nach —"







„Sie sind fein heraus mit Ihre vier Lenne, Frau Schinnacher,
aber was mach i, wo i bloß zwei Lühnerauge Hab."

266
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sie sind fein heraus mit Ihre vier Henne..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5074, S. 266

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen