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I N SERATE
Von Josef Robert Sarrer
Wenn man eine neue Bekanntschaft gemacht hat und zum
erstenmal neben dem hübschen Mädchen sitzt, tritt meist nach den
einleitenden planlos geführten Plaudereien jener gefürchtete Zeitpunkt
ein: die mehr oder weniger lange Pause bis zum ersten Kuß. Nicht
jeder Liebhaber hat einen bewährten Kurzstreckenläufer oder einen
Dichter pausenloser Einakter zum Vater oder einen immer rasch
zupackenden Raubritter unter seinen Ahnen; so muß er eben anderswie
als durch bloße Schnelligkeit dahin zu kommen trachten, wo der erste
Kuß den merkbaren Einschnitt in das ewige Lebenstheater der
Verliebtheit bedeutet. Diese Pause — nennen wir sie beim Mann
die Pause der Sammlung, des werdenden Mutes oder so ähnlich,
beim Mädchen aber die Pause der Erwartung — diese Pause also
gefällig auszusüllen, soll sich der Verliebte sehr bemühen; denn sonst
kann es geschehen, daß eine an sich noch so hübsche Liebe verwelkt,
ehe sie noch richtig geblüht hat.
Genug der Theorie, gehen wir zur Praxis über! Ferdinand ist
ein Meister im Ueberbrücken dieser Pause. Er hat kein festes Pro-
gramm; seine Methode besteht darin, daß er jede sich bietende
Gelegenheit benützt.
Letztens hat Ferdinand im Kino ein Mädchen kennengelernt.
Da es zum Leimgehen noch zu früh war, suchten sie nach der
Vorstellung ein Kaffeehaus auf. Die üblichen Gespräche!
„Lat Ihnen der Film gefallen?" fragt sie.
„Ja, denn er hat mir die Möglichkeit gegeben, das netteste
Mädchen kennenzulernenI"
Lächeln. Auch Ferdinand lächelt. Er meint:
362
Die Bärte „Vorm Essen flechte ich ihn zu einem Zopf, es ißt sich bequemer.'
I N SERATE
Von Josef Robert Sarrer
Wenn man eine neue Bekanntschaft gemacht hat und zum
erstenmal neben dem hübschen Mädchen sitzt, tritt meist nach den
einleitenden planlos geführten Plaudereien jener gefürchtete Zeitpunkt
ein: die mehr oder weniger lange Pause bis zum ersten Kuß. Nicht
jeder Liebhaber hat einen bewährten Kurzstreckenläufer oder einen
Dichter pausenloser Einakter zum Vater oder einen immer rasch
zupackenden Raubritter unter seinen Ahnen; so muß er eben anderswie
als durch bloße Schnelligkeit dahin zu kommen trachten, wo der erste
Kuß den merkbaren Einschnitt in das ewige Lebenstheater der
Verliebtheit bedeutet. Diese Pause — nennen wir sie beim Mann
die Pause der Sammlung, des werdenden Mutes oder so ähnlich,
beim Mädchen aber die Pause der Erwartung — diese Pause also
gefällig auszusüllen, soll sich der Verliebte sehr bemühen; denn sonst
kann es geschehen, daß eine an sich noch so hübsche Liebe verwelkt,
ehe sie noch richtig geblüht hat.
Genug der Theorie, gehen wir zur Praxis über! Ferdinand ist
ein Meister im Ueberbrücken dieser Pause. Er hat kein festes Pro-
gramm; seine Methode besteht darin, daß er jede sich bietende
Gelegenheit benützt.
Letztens hat Ferdinand im Kino ein Mädchen kennengelernt.
Da es zum Leimgehen noch zu früh war, suchten sie nach der
Vorstellung ein Kaffeehaus auf. Die üblichen Gespräche!
„Lat Ihnen der Film gefallen?" fragt sie.
„Ja, denn er hat mir die Möglichkeit gegeben, das netteste
Mädchen kennenzulernenI"
Lächeln. Auch Ferdinand lächelt. Er meint:
362
Die Bärte „Vorm Essen flechte ich ihn zu einem Zopf, es ißt sich bequemer.'
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Bärte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)