Fliegende Blätter (197.1942 (Nr. 5057-5083) = 98. Jahrgang)

Churchill daheim

„Irgend ein Plätzchen wird es hier doch wohl noch geben,
wo man diesen unerledigten Akt einstweilen verschwinden
lasten kann!"

Kleine Chronik

Als der amerikanische Marineminister Knox gefragt wurde, was
aus dem nach seiner Niederlage im Südpazifik abgesetzten Admiral
Ghormeley geworden sei, hat er gesagt: „Ich habe ihm empfohlen,
sich gut auszuruhen."

Aber nicht auf Lorbeeren.

Die englische Zeitschrift „Economist" ist in einer Betrachtung
über die sozialen und moralischen Zustände Englands zu der ernsten
Frage gekommen: „Verdienen wir den Sieg?"

Die Frage, ob der Sieg verdient werden muß, wird die meisten
Engländer wenig kümmern. Sie hoffen auf den Sieg wie auf einen
Lotteriegewinn.

Die „New Pork Lerald Tribüne" hat gemeint: „Die USA
können mit vollem Recht den Sieg in der ersten Runde des Kampfes
im Pazifik für sich beanspruchen."

Die „Tribüne" scheint mit sehr anspruchslosen Lesern zu rechnen.

General Mavell hat sich über die Feldherren früherer Zeiten
geäußert. Dabei erklärte er, Friedrich der Große sei überhaupt kein
bedeutender Feldherr gewesen.

Darum hat sich Wavell ihn auch nicht zum Beispiel genommen.

Die ASA-Soldaten in England dürfe» jetzt von Freitag bis
Sonntag weder die Eisenbahn noch Autobusse benutzen; man will
sie dadurch hindern, daß sie an diesen Tagen aus ihren Lagern in
die benachbarten Städte fahren.

Die Engländer wollen immer noch ihr ungestörtes Weekend haben.

Roosevelt unterwegs

„Ob Sie's glauben oder nicht, lieber Morgenthau, hier
gibts »och mehr Leute mit Zahlenrausch!"

Auf einem englischen Flugplatz wurden kürzlich die Bedienungs-
einrichtungen von sechs Flugzeugen vollkommen zerstört; als Täter
wurde eine Bande von 14* und 15jährigen Burschen ermittelt.
Londoner Blätter, die das ausgeplaudert haben, nennen es einen
Skandal, daß man nicht bester aufgepaßt habe.

Auf die Flugzeuge oder auf die Jugend? Oder auf beide?

Englische Zeitungen haben berichtet, daß sechs britische Soldaten
wegen Plünderungen in „einer Stadt an der Themse" nach einem
deutsche» Luftangriff verurteilt worden seien.

Sie haben erklärt, man habe ihnen so oft erzählt, daß fie doch
noch auf de» Kontinent kommen würden, und da hätten sie sich eben
üben wollen.

Der Sender Boston hat erzählt, daß die Insassen des Gefäng-
nistes von Columbus im Staate Ohio sich zum Kriegsdienst angeboten
haben; sie nehmen bereits täglich im Gefängnishof einen freiwilligen
militärischen Drill vor. Die Truppe hat sich den Namen „das geistes-
gegenwärtige Bataillon" beigelegt.

Falls man die Leute wirklich zum Militärdienst aus dem Gefäng-
nis hinauslasse» würde, dürften sie jedenfalls ihre Geistesgegenwart
beweisen und sofort verschwinden.

In New Pork wird zwischen der 30. und der 34. Avenue eine
neue Straße angelegt. Das Baumaterial dazu stammt von den bei
Luftangriffen zerstörten Läufern der englischen Stadt Bristol;
Schiffe, die Güter nach England brachten, haben es als Rückfracht
mitgenommen.

Nicht nur aus diesen Ruinen Englands bauen sich die USA
etwas auf. *

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