Fliegende Blätter (197.1942 (Nr. 5057-5083) = 98. Jahrgang)

Frau Roosevelt, die Sachverständige auf dem Gebiete
der Iugendwohlfahrt, bei Ausübung ihrer segensreichen
Tätigkeit

A bis B gleich B bis A

„Na, erlaube mal!" will er aufbegehren; aber sie fährt schon
unschuldig lächelnd fort: „Darf Mutter mindestens vier Wochen
auf Besuch bleiben, wenn ich dir beweise, daß es manchmal doch
nicht stimmt?"

Koppelpoppel nimmt die Brille ab und putzt nervös die Gläser.
Er wittert eine Falle; aber, zum Kuckuck, A bis B gleich B bis A,
da beißt die Maus keinen Faden ab.

„Es gilt!" sagt er also nach kurzem Besinnen. „And nun schieße,
bitte, los mit deinem Gegenbeweis!"

„O, das hat noch Zeit. — Ich werde dich schon zu gegebener
Stunde daran erinnern," wehrt sie tiefgründig ab.

Am Silvesterabend kommt Loppelpoppels Schwiegermutter mit
Koffern, Schachteln und Kisten angereist.

„Nanu," denkt er beunruhigt, „ich Hab' mich schon gefreut, daß
sie es diesmal recht kurz macht, weil wir uns doch einigten, daß sie
von Weihnachten bis Neujahr bleiben sollte. Es sieht, angesichts des
umfangreichen Gepäcks, aber gar nicht so aus, als ob sie morgen schon
wieder abfahren will. Nelly wird doch nicht unsere Abmachung
sabotieren wollen?"

Als er sich dementsprechend gegenüber seiner Lebensgefährtin
äußert, meint die junge Frau spitzbübisch: „Aber Emil, hast du denn
ganz unsere Wette vergesse»? Ich habe nun in deinem Lehrsatz die
Buchstaben A und B durch die Worte Weihnachten und Neujahr
erseht. Also heißt er jetzt: Weihnachten bis Neujahr gleich Neujahr
bis Weihnachten, Mutter wird, da es ja kein Unterschied ist, von
Neujahr bis Weihnacht bei uns bleiben, statt von Weihnacht bis
Neujahr. — Oder habe ich doch mit meiner Behauptung recht, daß
A bis B nicht immer gleich B bis A ist?"

Lachend gibt Koppelpoppel sich geschlagen, und er zeigt sich der
Schwiegermutter vier Wochen lang von der liebenswürdigsten Seite,
weil sie ihn nicht beim Wort nimmt und von B bis A dableibt.

396

Kurt saß mit Liddy im Lotel beim Essen.

Da ging die Türe auf, und herein trat eine entzückende, elegante
Blondine. Sie lächelte Kurt freundlich und selbstverständlich zu.
Kurt grüßte, ei» wenig bedrückt.

„Wer war denn das?" erkundigte sich Liddy.

„Mal flüchtig kennengelernt," wich Kurt aus, „kann mich im Moment
nicht auf den Namen besinnen."

„Das ist doch keine Antwort!"

„O ja, dasselbe habe ich neulich ihr geantwortet, als sie fragte,
wer du bist."

Abzüge

Laabs und Küchel sitzen im Kaffeehause. Laabs hat sich vor einiger
Zeit einen Photo-Apparat angeschafft, Küchel ist zufälligerweise
zu der gleichen Erwerbung geschritten. Vielleicht haben beide das
getan, um — einer bekannten Behauptung zufolge — mehr vom
Lebe» zu haben.

Laabs und Küchel haben eben einander einige ihrer Aufnahmen
gezeigt. Na, hervorragend sind die Bilder noch nicht geworden,
aber das wird schon »och kommen. So — jetzt haben sie die Bilder
wieder eingesteckt, und das Thema scheint erledigt.

Da kommt ein fremder Kerr an, der in dem überfüllten Lokal
noch keinen Platz gefunden hat, bittet pro forma um die Erlaubnis,
sich zu Laabs und Küchel sehen zu dürfen, und nimmt Platz. Er
macht den Eindruck eines lebhaften Mannes von schnellen Entschlüffen.

Jetzt fällt Laabs doch noch etwas zum Thema der Amateurphotogra-
phie ein. Er fragt Küchel: „Machen Sie eigentlich die Abzüge selber?"
„Aber ja!" sagt Küchel.

„Ich auch!" erklärt Laabs.

Da reißt der lebhafte fremde Kerr seine Brieftasche heraus,
holt zwei Karten hervor und präsentiert sie Laabs und Küchel. Er
schreit: „Aber meine Lerre», ich kann Ihnen nur dringend raten,
die Abzüge ja nicht allein zu machen. Sie kommen viel besser beim
Finanzamt weg, wenn Sie das von einem tüchtigen Fachmann
besorgen lassen. Darf ich mich Ihnen für die nächste Steuer-
Erklärung empfehlen? Bitte: Emil Fuchs, Steuerberater."

„Das mit den fünf Flugzeugträgern hat sich ja nun leider
schon herumgesprochen, Lerr Präsident. Aber wer will
uns widerlegen, wenn wir schreiben, daß wir. sie schon
von vornherein zu Anterwasserschiffen umgebaut hatten?
Aebrigens gleichzeitig ein neuer Triumph unserer Technik!"