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„Nun gucke» Sie sich das duiuuie Luhn a»! Weil es jetjt einen Ring trägt, bildet es sich ein,

es sei mit unserem Lahn verlobt."

Die Nacbbarin

glotzte die Witib an, die ebenso zurückglotzte. „Was ist denn los?"
fuhr sie ihn ungnädig an. — „Ach, sagen Sie — wurde mir nicht
gestern gesagt, daß hier noch eine junge Dame — ? Nein? Irre ich
mich?" — „Die junge Dame, die hier gewohnt hat, ist heute morgen
abgereist. Sie ist plötzlich wegversetzt worden. Sie hat in dem Zim-
mer gewohnt, das Sie jetzt gemietet haben." — „Ah so," nickte
Leinz Robbe, „dann ist ja alles in Ordnung." Aber es war gar
nichts in Ordnung. Er bezahlte die Miete für eine» Monat voraus,
wie er das zehn Minuten zuvor dämlicherweise ausgemacht hatte,
empfahl sich frostig und ging.

Ging wohin? — Nun, er hatte sich ja sreigeben lassen für Zim-
mersuche und so ging er sofort, um sich für den nächsten Erstenoinen
neue» Wigwam auszumachen.

Inkognito

„Sie heißen doch Meier mit ,ei'; warum tragen Sie sich ins
Gästebuch mit,at' ein?"

„Ich bin inkognito hier."

„Entweder, du folgst jetzt endlich, Leidi, oder du gehst heute
ohne Pudding ins Bett!"

„Mutti, was sür'n Pudding ist es denn?"

Etwas

„Etwas Geld soll ich dir pumpen? Verstehst du darunter viel-
leicht zehn Mark?"

„Nein, darüber!"

Lokalkolorit

Eugen Lahn glaubt oder wähnt, es als Schriftsteller zu etwas
bringen zu können. Zunächst hat er eine Novelle geschrieben, nachdem
er einen Novellenband eines einst viel gelesenen und als Meister
der Novelle geltenden, jetzt aber gar nicht mehr beachteten Autors
durchstudiert hat. Der Mann ließ seine Geschichten mit Vorliebe in
Italien spielen, und diesem Beispiel folgte Eugen Lahn. Seine
Novelle trug den Titel: Santuzza.

Schön, das Manuskript war fertiggestellt. Eugen L>ahn schickte es
nacheinander an sechs Schriftleitungen und bekam es jedesmal nach
acht oder vierzehn Tagen zurück. „So ist es immer am Anfang!"
dachte er sich. „Man muß Beziehungen haben; dann geht es leichter."

Da wurde er durch einen glücklichen Zufall mit Dr. Zappert bekannt,
der die „Uckermärkischen Monatshefte" herausgibt. Gleich am nächsten
Tage ging er zu ihm und brachte ihm seine Novelle. „Ich hoffe, sie
wird Ihnen gefallen," sagte er. „Wann darf ich wieder vorsprechen?"

„Morgen I" sagte Dr. Zappert, denn er hatte den vernünftigen Grund-
satz, unangenehme Dinge möglichst schnell loszuwerden, und er ahnte
schon, daß es für ihn kein glücklicher Zufall gewesen war, der die
Bekanntschaft mit Eugen Lahn zustandegebracht hatte.

Richtig — als Dr. Zappert die Novelle gelesen hatte, brummte er:
„O verfiuchtl" Aber dann tröstete er sich: „Na, ich brauche ja nicht rauh
zu sein. Ich habe ja eine gute Begründung, denBockmist zurückzugeben."

Am nächsten Tage erklärte er also dem Autor: „Ihre Novelle ist
freilich ein feinsinniges Werklein. Aber ich muß dennoch bedauern, ge-
zwungen zn sein, sie Ihnen hiermit zurückzugeben. Denn sehen Sie,
Verehrtester: die Geschichte spielt in Italien, die,Ackermärkischen
Monatshefte' aber Pflegen ein gewisses Lokalkolorit, sie sind ein Lei-
matblatt. Unsere Leser würden sich wundern, da auf einmal etwas
von einem Giovanni und einer Santuzza erzählt zu bekommen."

Aber Eugen Lahn war keineswegs bekümmert; er spürte durchaus
nicht die Ablehnung. Er schlug sein Manuskript auf und zog einen
Bleistift heraus. „Lokalkolorit? Das werde ich sofort machen. Statt
Giovanni setze ich überall Johann und statt Santuzza Stine." —on.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nun gucken Sie sich das dumme Huhn an!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5083, S. 412
 
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