Fliegende Blätter (198.1943 (Nr. 5084-5108) = 99. Jahrg.)

Seidjnuttt} von Kiqi Rainer

Den Zeinen gidt's <5er lsserr im Zcklsf...!

Fatal

Fräulein T., eine bekannte Wiener Soubrette, ließ sich mit ihren
heiteren Weisen in einer norddeutschen Küstenstadt hören. Gewiß,
das Klima dort war rauher als in der heimatlichen Donaustadt;
aber nichtsdestoweniger war sie sich bewußt, stimmlich ausgezeichnet
disponiert zu sein.

Wer beschreibt nun ihre berechtigte Empörung, als sie im Mor-
genblatt folgende Kritik las:

„Fräulein T. bot uns einen Kranz heiserer Lieder vom Donau-
strand. Der Umstand, daß sie urwüchsig wienerte, gab dem Abend
seinen besonderen Reiz."

So etwas braucht man sich nicht gefallen zu lassen, nicht wahr?

Fräulein T., temperamentvoll wie die Wienerinnen sind, schüttelte
die Äerren auf der Schriftleitung mal gehörig aus den Lumpen.

Dort natürlich lebhaftes Bedauern. Außerdem erschien im
Abendblatt eine Berichtigung, in der es hieß:

8

„Bei der Besprechung des Liederabends von Fräulein T., der
begabten Wiener Soubrette, hat sich ein sinnentstellender Druckfehler
eingeschlichen. Natürlich mußte es heißen: Fräulein T. bot

uns einen Kranz heiterer Lieder vom Donaustrand. Der Amstand,
daß sie urwüchsig wieherte, gab dem Abend seinen besonderen Reiz."

Nach dieser „Berichtigung" hat es Fräulein M aufgegeben, den
Druckfehlerteufel im Setzerkasten noch weiterhin herauszufordern.

Gefährlich

Busenitz sitzt kläglich im Lehnstuhl, und von Zeit zu Zeit schüttelt er
sich. „Was ist bloß heute mit mir los?" klagt er. „Mir ist gar nicht gut."

„Ich werde dir einen Kognak bringen, Emil," schlägt Frau
Busenitz vor.

Aber Busenitz hat keine Lust. „Ach nee, laß man!"

Frau Busenitz erschrickt. „Du willst keinen Kognak? Dann wollen
wir doch einen Arzt holen lassen."