DIE ÜBERRASCHUNQ
Sänger von Finsterwalde
Die städtische Oper hatte nach Chorherren inseriert.
Es meldeten sich viele Sangesfreudige.
Aber kaum einer, der so gebaut war, wie Emanuel Quod.
Wenigstens nach seinen eigenen Angaben.
„Ich singe alles vom Blatt!" behauptete er.
„Vom Blatt?"
„Ich versichere es Ihnen!"
„Dann wollen wir probieren."
„Ich bitte darum!"
Man ging in das Musikzimmer.
Emanuel Quod bekam ein Notizblatt in die Land gedrückt.
Der Kapellmeister setzte ein.
Emanuel Quod begann.
Es war kläglich.
„Äerr!" schrie der Kapellmeister, „Sie haben doch behauptet,
Sie können alles gleich vom Blatt singen?"
Emanuel Quod beharrte beleidigt:
„Kann ich auch! Aber doch nicht gleich beim ersten Male!"
Änerfuß beschwert sich bei Tulpe: „Sie haben mir den Doktor
Nebel empfohlen. Der Mann ist zwar gut, aber furchtbar teuer."
„O, nur bei wohlhabenden Patienten, was doch bei Ihnen wohl
zutrifft. Weniger Bemittelte behandelt er beinahe umsonst."
„Das hätten Sie mir doch sagen müssen. Dann hätte ich mich
doch ganz anders angezogen."
Komplimente
der Stationsvorsteher bereits ab. Dann entdeckten wir, daß wir
beide in das gleiche Abteil steigen wollten, aber das gelang uns nicht,
denn wir hielten uns gegenseitig am Arm gepackt, um jeder dem
anderen hineinzuhelsen. Da wir aber gleichzeitig mit aller Kraft
uns gegen diese höfliche Lilfe zurückbäumten, kamen wir nicht von
der Stelle, und zwar erst recht nicht, als der Stationsvorsteher uns
zur Eile mahnte. Im Gegenteil, nun verlor der Geheimrat seinen
Zylinder, der wegrollte. Wir rollten ihm engumschlungen nach und
fingen ihn, wobei wir uns mehr hinderten als unterstützten, denn
natürlich wollte jeder zuerst zugreifen und den andern nicht zugreifen
lassen. Na, und als wir das Biest endlich hatten, war der Zug in-
zwischen davongefahren."
„Das war nun freilich sehr fatal."
„Im Gegenteil. Der Professor war mir riesig dankbar, und ich ihm."
„Ganz bestimmt? Sie!"
„Aber sicher, gnädige Frau! Wenn ich sage!"
„Das ist doch Ansinn, Doktor. Der Zug war Ihnen doch weg-
gefahren."
„Ja. Gottseidank. Er fuhr nämlich, was der zerstreute Professor
und der gekneipt habende Kandidat erst hinterher entdeckten, in der
verkehrten Richtung."
„*Äist du eigentlich abergläubisch, Konrad?"
„Mensch, was fällt dir ein! Keine Spur!"
„Das ist ja großartig! Dann leih mir gleich mal dreizehn Mark!"
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Sänger von Finsterwalde
Die städtische Oper hatte nach Chorherren inseriert.
Es meldeten sich viele Sangesfreudige.
Aber kaum einer, der so gebaut war, wie Emanuel Quod.
Wenigstens nach seinen eigenen Angaben.
„Ich singe alles vom Blatt!" behauptete er.
„Vom Blatt?"
„Ich versichere es Ihnen!"
„Dann wollen wir probieren."
„Ich bitte darum!"
Man ging in das Musikzimmer.
Emanuel Quod bekam ein Notizblatt in die Land gedrückt.
Der Kapellmeister setzte ein.
Emanuel Quod begann.
Es war kläglich.
„Äerr!" schrie der Kapellmeister, „Sie haben doch behauptet,
Sie können alles gleich vom Blatt singen?"
Emanuel Quod beharrte beleidigt:
„Kann ich auch! Aber doch nicht gleich beim ersten Male!"
Änerfuß beschwert sich bei Tulpe: „Sie haben mir den Doktor
Nebel empfohlen. Der Mann ist zwar gut, aber furchtbar teuer."
„O, nur bei wohlhabenden Patienten, was doch bei Ihnen wohl
zutrifft. Weniger Bemittelte behandelt er beinahe umsonst."
„Das hätten Sie mir doch sagen müssen. Dann hätte ich mich
doch ganz anders angezogen."
Komplimente
der Stationsvorsteher bereits ab. Dann entdeckten wir, daß wir
beide in das gleiche Abteil steigen wollten, aber das gelang uns nicht,
denn wir hielten uns gegenseitig am Arm gepackt, um jeder dem
anderen hineinzuhelsen. Da wir aber gleichzeitig mit aller Kraft
uns gegen diese höfliche Lilfe zurückbäumten, kamen wir nicht von
der Stelle, und zwar erst recht nicht, als der Stationsvorsteher uns
zur Eile mahnte. Im Gegenteil, nun verlor der Geheimrat seinen
Zylinder, der wegrollte. Wir rollten ihm engumschlungen nach und
fingen ihn, wobei wir uns mehr hinderten als unterstützten, denn
natürlich wollte jeder zuerst zugreifen und den andern nicht zugreifen
lassen. Na, und als wir das Biest endlich hatten, war der Zug in-
zwischen davongefahren."
„Das war nun freilich sehr fatal."
„Im Gegenteil. Der Professor war mir riesig dankbar, und ich ihm."
„Ganz bestimmt? Sie!"
„Aber sicher, gnädige Frau! Wenn ich sage!"
„Das ist doch Ansinn, Doktor. Der Zug war Ihnen doch weg-
gefahren."
„Ja. Gottseidank. Er fuhr nämlich, was der zerstreute Professor
und der gekneipt habende Kandidat erst hinterher entdeckten, in der
verkehrten Richtung."
„*Äist du eigentlich abergläubisch, Konrad?"
„Mensch, was fällt dir ein! Keine Spur!"
„Das ist ja großartig! Dann leih mir gleich mal dreizehn Mark!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Überraschung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5088, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg