Rofe und der Mann
ihrer Träume
Von
Ralph Urban
„Ach, Ellen," seufzte Rose und packte
ihr Wurstbrot aus, „was bin ich auch
für ein unglückliches Wesen!"
„Ein Mann?" meinte die Freundin
lächelnd, während sie den Tee in die
Taffen goß.
„Jawohl, ein Mann," nickte Rose
wehmütig. „And was für ein Mann.
Der Mann. Mein Typ, den ich endlich
gefunden zu haben glaubte. Ich nahm
ihn in die Wohnung mit, und er wollte
mich nicht küffen. Dann zog er seine
Landschuhe aus, und ich sagte: „Run
will ich Sie nicht länger aufhalten.
And —"
„Langsam, mein Kind," sagte Ellen,
„willst du nicht der Reihe nach er-
zählen?"
„Schön," plapperte das junge Mäd
chen, „ich kam heute nachmittag von
Tante Frieda und schleppte zehn Kilc
Kartoffeln nach Lause. Als ich unter-
wegs den Koffer einmal niederstellte,
trat ein Anteroffizier auf mich zu und
sagte: ,Mein Fräulein, der scheint reich-
lich schwer zu sein. Da muß ich Ihnen
schon helfen/ Ich wurde rot und stam-
melte verwirrt, den» vor mir stand der
Mann meiner Träume. Groß, breite
Schultern, schmale Lüsten, das Infan-
terie-Sturmabzeichen an der Brust, einen
rassigen Kopf und Augen, nein, was
für Augen —. Ich hatte nicht mehr weit,
er trug mir den Koffer bis vor unsere
Wohnungstür. Obwohl ich verworfenes
Wesen wußte, daß bei uns gerade nie-
inand zu Lause wäre, lud ich ihn ein,
doch mit hereinzukoinnie». Es war mir
alles egal. Der junge Anteroffizier zö-
gerte, dann aber kam er doch mit. Ich
bewirtete ihn mit einer Tasse Kaffee.
Er erzählte mir, daß er nach seiner
Verwundung nun eine Weile bei seinem
Ersatztruppenteil wäre, er plauderte nett,
blieb jedoch eiskalt. Ich kam ganz aus
Oie Kappe macht den Mönch ment aus
Der Plutokrat: „Steht Ihnen ausgezeichnet!“
Der Bolschewist: „Ihnen auch!“
dem Läuschen, ich mußte diesen .Mann gewinnen,
ob er wollte oder nicht. ,Wenn einem zufällig ein-
mal das Glück begegnet, dann muß man es auch
gleich sesthalten/ hatte schon der selige Onkel Otto
immer gesagt. Ich wurde berückender und berücken-
der, endlich legte er die Mütze von seinen Knien auf
den Stuhl daneben, knöpfte die Landschuhe auf und
begann, sie langsam auszuziehen. Ich erschauerte,
lehnte mich noch etwas weiter zu ihm hinüber, bog
ein wenig den Kopf zurück und schloß die Augen.
Jetzt muß er mich küffen — dachte ich, während mein
Lerz immer lauter pochte. Ganz still war es im dämm-
rigen Zimmer. Nichts geschah, schon gar nichts! Mit
einem zitternde» Seufzer öffnete ich wieder die Augen.
Der Anteroffizier streifte mit betonter Geste eben
Knigge füll Engländerinnen
(In England ist eine kleine Flugschrift erschienen,
die den jungen Mädchen empfiehlt, sich den
amerikanischen Soldaten gegenüber, selbst wenn
sie aufdringlich sein sollten, recht entgegen-
kommend zu benehmen.)
Viele junge Männer sind
Aus Amerika gekommen,
Und wir haben dankbar sie
Hier in England aufgenommen.
Aber über einen Punkt
Dürfen sie sich wohl beklagen:
CInsern jungen Damen fehlt
Ein entsprechendes Betragen.
Girls, ihr seid zu zimperlich!
Kühl pflegt ihr es abzulehnen,
Wenn die jungen Yankees sich
Nach ein bißchen Liebe sehnen.
Will solch fremder Krieger sich
Euch auch etwas formlos nähern,
Müßt ihr liebenswürdig sein
Und nicht eisig kalt und ehern.
Manch Amerikaner mag
Nicht nur schüchtern auf euch schauen.
„Hallo, Darling!“ ruft er und
Wird euch auf die Schulter hauen.
Dann dürft ihr nicht „Shocking“ schrein
Und nicht spröde von ihm weichen;
Lächeln sollt ihr und die Hand
Ihm dann vielversprechend reichen.
Reicht ihm auch den Rosenmund,
Sollt’ ein Küßchen er begehren;
Auch ein bißchen Knutschen dürft
Ihr ihm schließlich nicht verwehren.
Die Amerikaner sind,
Uns zu helfen, ja erschienen;
Also müßt ihr zärtlich sein,
Um dem Vaterland zu dienen
Aber schweigt davon, falls ihr
Unter britischen Soldaten
Etwa einen Freund schon habt!
Diesem dürft ihr nicht verraten,
Was ihr mit dem Yankee treibt;
Schweigt von diesen Liebeleien,
Denn sonst käme es vielleicht
Zu fatalen Stänkereien.
—on.
ohlenklou
do„VwU^Ok hrde,
C^0"afl^*ro'ede"
\A/enn Jede Hausfrau, die mit Gas kocht, übereinandergestellte Töpfe
verwendet - vor allem für die Bereitung warmen Spülwassers - so
lassen sich 200 Millionen cbm Gas im Jahr einsparen. 400000 to
(fohle werden so vor „Kohlen-
klau" gerettet. Gewehr- und
Maschinengewehrläufe für die
Ausrüstung von zwei Armeen
könnten mit dieser Menge ge-
zogen werden. Darum paBt
auf und denkt daran:
Taßi du* „KMuMau.*, n/a iUc Um* (üvdei!
Fliegende Blätter Nr. 5100 vorn 29. April 1943
259
ihrer Träume
Von
Ralph Urban
„Ach, Ellen," seufzte Rose und packte
ihr Wurstbrot aus, „was bin ich auch
für ein unglückliches Wesen!"
„Ein Mann?" meinte die Freundin
lächelnd, während sie den Tee in die
Taffen goß.
„Jawohl, ein Mann," nickte Rose
wehmütig. „And was für ein Mann.
Der Mann. Mein Typ, den ich endlich
gefunden zu haben glaubte. Ich nahm
ihn in die Wohnung mit, und er wollte
mich nicht küffen. Dann zog er seine
Landschuhe aus, und ich sagte: „Run
will ich Sie nicht länger aufhalten.
And —"
„Langsam, mein Kind," sagte Ellen,
„willst du nicht der Reihe nach er-
zählen?"
„Schön," plapperte das junge Mäd
chen, „ich kam heute nachmittag von
Tante Frieda und schleppte zehn Kilc
Kartoffeln nach Lause. Als ich unter-
wegs den Koffer einmal niederstellte,
trat ein Anteroffizier auf mich zu und
sagte: ,Mein Fräulein, der scheint reich-
lich schwer zu sein. Da muß ich Ihnen
schon helfen/ Ich wurde rot und stam-
melte verwirrt, den» vor mir stand der
Mann meiner Träume. Groß, breite
Schultern, schmale Lüsten, das Infan-
terie-Sturmabzeichen an der Brust, einen
rassigen Kopf und Augen, nein, was
für Augen —. Ich hatte nicht mehr weit,
er trug mir den Koffer bis vor unsere
Wohnungstür. Obwohl ich verworfenes
Wesen wußte, daß bei uns gerade nie-
inand zu Lause wäre, lud ich ihn ein,
doch mit hereinzukoinnie». Es war mir
alles egal. Der junge Anteroffizier zö-
gerte, dann aber kam er doch mit. Ich
bewirtete ihn mit einer Tasse Kaffee.
Er erzählte mir, daß er nach seiner
Verwundung nun eine Weile bei seinem
Ersatztruppenteil wäre, er plauderte nett,
blieb jedoch eiskalt. Ich kam ganz aus
Oie Kappe macht den Mönch ment aus
Der Plutokrat: „Steht Ihnen ausgezeichnet!“
Der Bolschewist: „Ihnen auch!“
dem Läuschen, ich mußte diesen .Mann gewinnen,
ob er wollte oder nicht. ,Wenn einem zufällig ein-
mal das Glück begegnet, dann muß man es auch
gleich sesthalten/ hatte schon der selige Onkel Otto
immer gesagt. Ich wurde berückender und berücken-
der, endlich legte er die Mütze von seinen Knien auf
den Stuhl daneben, knöpfte die Landschuhe auf und
begann, sie langsam auszuziehen. Ich erschauerte,
lehnte mich noch etwas weiter zu ihm hinüber, bog
ein wenig den Kopf zurück und schloß die Augen.
Jetzt muß er mich küffen — dachte ich, während mein
Lerz immer lauter pochte. Ganz still war es im dämm-
rigen Zimmer. Nichts geschah, schon gar nichts! Mit
einem zitternde» Seufzer öffnete ich wieder die Augen.
Der Anteroffizier streifte mit betonter Geste eben
Knigge füll Engländerinnen
(In England ist eine kleine Flugschrift erschienen,
die den jungen Mädchen empfiehlt, sich den
amerikanischen Soldaten gegenüber, selbst wenn
sie aufdringlich sein sollten, recht entgegen-
kommend zu benehmen.)
Viele junge Männer sind
Aus Amerika gekommen,
Und wir haben dankbar sie
Hier in England aufgenommen.
Aber über einen Punkt
Dürfen sie sich wohl beklagen:
CInsern jungen Damen fehlt
Ein entsprechendes Betragen.
Girls, ihr seid zu zimperlich!
Kühl pflegt ihr es abzulehnen,
Wenn die jungen Yankees sich
Nach ein bißchen Liebe sehnen.
Will solch fremder Krieger sich
Euch auch etwas formlos nähern,
Müßt ihr liebenswürdig sein
Und nicht eisig kalt und ehern.
Manch Amerikaner mag
Nicht nur schüchtern auf euch schauen.
„Hallo, Darling!“ ruft er und
Wird euch auf die Schulter hauen.
Dann dürft ihr nicht „Shocking“ schrein
Und nicht spröde von ihm weichen;
Lächeln sollt ihr und die Hand
Ihm dann vielversprechend reichen.
Reicht ihm auch den Rosenmund,
Sollt’ ein Küßchen er begehren;
Auch ein bißchen Knutschen dürft
Ihr ihm schließlich nicht verwehren.
Die Amerikaner sind,
Uns zu helfen, ja erschienen;
Also müßt ihr zärtlich sein,
Um dem Vaterland zu dienen
Aber schweigt davon, falls ihr
Unter britischen Soldaten
Etwa einen Freund schon habt!
Diesem dürft ihr nicht verraten,
Was ihr mit dem Yankee treibt;
Schweigt von diesen Liebeleien,
Denn sonst käme es vielleicht
Zu fatalen Stänkereien.
—on.
ohlenklou
do„VwU^Ok hrde,
C^0"afl^*ro'ede"
\A/enn Jede Hausfrau, die mit Gas kocht, übereinandergestellte Töpfe
verwendet - vor allem für die Bereitung warmen Spülwassers - so
lassen sich 200 Millionen cbm Gas im Jahr einsparen. 400000 to
(fohle werden so vor „Kohlen-
klau" gerettet. Gewehr- und
Maschinengewehrläufe für die
Ausrüstung von zwei Armeen
könnten mit dieser Menge ge-
zogen werden. Darum paBt
auf und denkt daran:
Taßi du* „KMuMau.*, n/a iUc Um* (üvdei!
Fliegende Blätter Nr. 5100 vorn 29. April 1943
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Kappe macht den Mönch nicht aus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5100, S. 259
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg