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Das Losungswort
Von Alfred Richter
Mister Dumpy, ein Stockbrite, hatte sich gleichwohl in Austra-
lien etabliert. Seine Fabrik lag beträchtlich außerhalb der nächsten
Stadt. Australien ist groß und dünn besiedelt. Wer sich absondern
will, hat Platz.
Schon ehe der Krieg kam, wurde aus dem Dumpy'schen Unter-
nehmen eine Rüstungsfabrik. Einen Fachmann, der sich bald uner-
setzlich machte, und der darum wie ein rohes Ei behandelt werden
mußte, gewann man in dem Iren MacKee. Er war als Ire ein na-
tionaler Fanatiker und führte spitze Reden, doch sagte sich Mister
Dumpy, der ein ebenso großer Rur-Brite war, „wir sind schließlich
in Australien und nicht in Oreat Britain and Ireland, und so mag
er halt sticheln. Tun wir, als hörten wir's nicht! Denn: ich brauche
das Aas!"
MacKee meinte, es wäre, da man „militärische Geheimnisse" fa-
briziere, eine Schutzgarde nötig. Dumpy meinte das gleiche, und
so wurde ein Pulk gentlemen angeworben und durch einen invaliden
britischen Kolonialsergeanten, der sich gleichfalls aufgabeln ließ, ge-
drillt. „Machen Sie sie nur tüchtig scharf!" erklärte Dumpy kate-
gorisch, „richten Sie alles so ein wie im Felde, jeden Tag ein neues
Losungswort, und wer es nicht weiß, den dürfen die Posten nicht
passieren lassen!"
Die Geschichte mit dem Losungswort wurde Dumpy's Fimmel,
das hatte der Sergeant bald heraus. Jeder seiner Vorgesetzten hatte
solch einen Fimmel dressiert, der eine konnte schiefen Mützensitz
nicht verknusen, der andere prüfte alle Knöpfe, ob sie fest saßen,
und so fort. Also erzog der Sergeant seine Schlagetote zur eiser-
nen Anbeugbarkeit, falls einer daherkäme und das Losungswort
nicht wüßte.
Eines Tages, wie Dumpy, besonders mißgelaunt, über den Fabrik-
Hof schritt, auf sein abgegrenztes Wohngrundstück zu, um zu lunchen,
erblickte er einen Kerl vorm Schilderhaus, dessen Gesicht ihm unbe-
kannt vorkam. „Ra?" redete er ihn lauernd an.
Der Mann erkannte ihn als den Lerrn Besitzer und salutierte.
„Ist das alles?" schnob Dumpy.
Der Mann glotzte. Der Besitzer, war seine Meinung, ist der
Gott der Sache und steht über allem.
„Wollen Sie mich nicht nach der Losung fragen?"
Der Idiot begann zu grinsen. Er hielt es wohl für Scherz.
„Verlangen Sie die Losung, oder Sie sind entlassen!" schrie
Dumpy roten Kopfes.
Da kam Leben in den Mann. Er war jahrelang arbeitslos ge-
wesen. Brotlos wollte er nicht wieder werden. Wie Lerkules auf
Fritzl und Franzl, zwei höfliche Buben
266
Die Schmeichler
Das Losungswort
Von Alfred Richter
Mister Dumpy, ein Stockbrite, hatte sich gleichwohl in Austra-
lien etabliert. Seine Fabrik lag beträchtlich außerhalb der nächsten
Stadt. Australien ist groß und dünn besiedelt. Wer sich absondern
will, hat Platz.
Schon ehe der Krieg kam, wurde aus dem Dumpy'schen Unter-
nehmen eine Rüstungsfabrik. Einen Fachmann, der sich bald uner-
setzlich machte, und der darum wie ein rohes Ei behandelt werden
mußte, gewann man in dem Iren MacKee. Er war als Ire ein na-
tionaler Fanatiker und führte spitze Reden, doch sagte sich Mister
Dumpy, der ein ebenso großer Rur-Brite war, „wir sind schließlich
in Australien und nicht in Oreat Britain and Ireland, und so mag
er halt sticheln. Tun wir, als hörten wir's nicht! Denn: ich brauche
das Aas!"
MacKee meinte, es wäre, da man „militärische Geheimnisse" fa-
briziere, eine Schutzgarde nötig. Dumpy meinte das gleiche, und
so wurde ein Pulk gentlemen angeworben und durch einen invaliden
britischen Kolonialsergeanten, der sich gleichfalls aufgabeln ließ, ge-
drillt. „Machen Sie sie nur tüchtig scharf!" erklärte Dumpy kate-
gorisch, „richten Sie alles so ein wie im Felde, jeden Tag ein neues
Losungswort, und wer es nicht weiß, den dürfen die Posten nicht
passieren lassen!"
Die Geschichte mit dem Losungswort wurde Dumpy's Fimmel,
das hatte der Sergeant bald heraus. Jeder seiner Vorgesetzten hatte
solch einen Fimmel dressiert, der eine konnte schiefen Mützensitz
nicht verknusen, der andere prüfte alle Knöpfe, ob sie fest saßen,
und so fort. Also erzog der Sergeant seine Schlagetote zur eiser-
nen Anbeugbarkeit, falls einer daherkäme und das Losungswort
nicht wüßte.
Eines Tages, wie Dumpy, besonders mißgelaunt, über den Fabrik-
Hof schritt, auf sein abgegrenztes Wohngrundstück zu, um zu lunchen,
erblickte er einen Kerl vorm Schilderhaus, dessen Gesicht ihm unbe-
kannt vorkam. „Ra?" redete er ihn lauernd an.
Der Mann erkannte ihn als den Lerrn Besitzer und salutierte.
„Ist das alles?" schnob Dumpy.
Der Mann glotzte. Der Besitzer, war seine Meinung, ist der
Gott der Sache und steht über allem.
„Wollen Sie mich nicht nach der Losung fragen?"
Der Idiot begann zu grinsen. Er hielt es wohl für Scherz.
„Verlangen Sie die Losung, oder Sie sind entlassen!" schrie
Dumpy roten Kopfes.
Da kam Leben in den Mann. Er war jahrelang arbeitslos ge-
wesen. Brotlos wollte er nicht wieder werden. Wie Lerkules auf
Fritzl und Franzl, zwei höfliche Buben
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Die Schmeichler
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fritzl und Franzl, zwei höfliche Buben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)