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Fclöpoftpächchen mit Htnöcrniffcn

Von Inge Borg

„Nun wird's aber höchste Eisenbahn!" sagte Frau Buchholz zu
ihren drei Sprößlingen. „Sonst kriegt Papa das Päckchen nicht
mehr zum Geburtetag."

Mit liebevollen Buchstaben malte sie die Feldpostanschrift, und
voller Anteilnahme verfolgten die Kinder ihr Tun.

„Solln wir uns anziehn, Mutti?" fragte Leinz, der Aelteste.
„Es ist schon zehn nach sechs!"

„Noch 'ne Viertelstunde, Leinzchen," vertröstete ihn die Mutter.
„Ich Hab' noch 'ne Kleinigkeit in der Küche zu tun ..."

Frau Buchholz ließ das
fertige Päckchen auf dem
Tisch liegen und begab sich
in die Küche. Das war leicht-
sinnig von ihr, wie sich später
herausstellte.

Nämlich Klaus, das Nest-
häkchen, fand die Verpak-
kung der Geburtstagssen-
dung für den geliebten Papi
zu schlicht und wirkungslos.

Kurz entschloffen holte er
Schere und Buntpapier aus
dem Schrank, schnitt rote,
blaue und gelbe Blümchen
aus und beklebte alle Seiten
des braunen Päckchens da-
mit. Als der Blütenzauber
seinen Löhepunkt erreicht
hatte, trat Frau Buchholz,
schon in Lut und Mantel,
ins Zimmer. Als Klaus ihr
das Ergebnis seiner fieber-
haften Tätigkeit vorwies,
war sie einer Ohnmacht nahe.

„Aber, Junge!" rief sie
entsetzt.

„Ich wollte doch Papa
eine Freude machen," meinte
der Kleine und ließ traurig
den Kopf hängen.

Sie gab ihm einen liebe-
vollen Klaps.

„War gut gemeint von
dir, Lerzchen. Aber nun
müssen wir das Päckchen
rasch nochmal verpacken.

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„La, des sag' i au, Frau Kächele, wie soll denn a Lausfrau fertig werde,
wenn se tagsüber schtondelang uff der Stroß romschteht und schwätzt!"

Willi, hol' doch mal 'n Bogen Packpapier und Schnur ..."

Willi galoppierte los und brachte die gewünschten Gegenstände
herbei. Jetzt war es fast halb sieben, und höchste Eile war geboten.
Dank Willis tatkräftiger Anterstützung war das Päckchen schnell neu
verpackt, bloß die Anschrift wirkte etwas weniger sorgfältig.

Als die Kinder fertig angezogen waren, stürmten sie die Treppe
hinab. Da ließ sie ein Schreckensschrei der Mutter den Schritt verhalten.

„Jetzt hätte ich bald das Wichtigste vergessen," sagte Frau Buch-
holz zu Willi, der sich an ihrer Seite hielt. „Die Zulassungsmarken!"

Gefolgt von Willi, drehte
sie hastig bei und stürmte
noch einmal in die Wohnung
zurück. Ihr aufgeregtes Su-
chen nach den bewußten
Marken blieb erfolglos. Jetzt
war es schon dreiviertel sieben
Uhr, und es bestand wenig
Aussicht, daß das Päckchen
noch am gleichen Abend
reisen würde.

„Suchst du vielleicht diese
Marken?" erkundigte sich
Willi und wies der Mutter
sein Briefmarkenalbum vor,
in dem sein säuberlich drei
Feldpostmarken klebten.

„Bengel!" rief Frau
Buchholz und berührte Wil-
lis Backe andeutungsweise
mit der Rechten.

Glücklicherweise klebten
die Marken nicht sehr fest,
sodaß sie sich ohne Schwie-
rigkeit lösen ließen und in
Kürze auf dem Feldpost-
päckchen prangten.

Dann folgten Frau Buch-
holz und Willi Klaus und
Elisabeth, die schon auf der
Straße warteten.

Glücklicherweise war es
nur ein kurzer Weg bis zur
Post, und drei Minuten vor
Sieben langte Familie
Buchholz heftig schnaufend
dort an.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ha, des sag' i au, Frau Kächele"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5103, S. 290
 
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