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HERR MAR KAM NICHT

Von Ralph Urban

Ein Sonnenstrahl schlich durch das große Arbeitszimmer mit den
sieben Schreibtischen. An dem einen davon saß ein junges Mädchen
und tippte einen eiligen Geschäftsbrief herunter, während schräg
gegenüber ein halbjunger Mann mit etwas gequältem Gefichtsaus-
druck aus einem verworrenen Schriftwechsel Klarheit zu erringen
suchte. Seine fünf anderen und männlichen Kollegen genossen noch
die Mittagspause.

Das Mädchen an der Schreibmaschine hob einmal den Blick, der
mit dem des schrägen Gegenübers zusammenkraf. Das Gegenüber
senkte etwas zu schnell das Laupt, das Mädchen lächelte. „Wissen
Sie," fragte es nach einer Weile, ohne mit dem Klappern aufzu-
hören, „was mich wundert, Lerr Mar?"

„Der schiefe Turm von Pisa?"

„Der auch. Aber noch mehr, daß ausgerechnet Sie niich noch um
kein Stelldichein gebeten haben."

„Warum auch ich? Bei der Konkurrenz? Ich kann weder Klavier
spielen, noch bin ich schön wie ein gewisser — hm — Fräulein Liese-
lotte — nicht einmal Frauenkenner bin ich. Außerdem will ich mir
lvcder einen Korb noch kalte Füße holen."

„Woher wissen Sie?" Lieselotte hatte mit Klappern auf der
Maschine aufgehört, klapperte aber jetzt erstaunt mit den Wimpern.

„So was vermutet sich herum," meinte Gerhard Mar, „außer-
dem hat man Augen im Kopf. Aber trotzdem, >vie wäre es mit
Sonnabend um fünfzehn Ahr?"

„Warum nicht, wenn Sie bar falscher Loffnungen sind? Aller-
dings erst um vier Ahr," bestimmte das Mädchen hastig, denn eben
ging die Tür auf, und einer der männlichen Kollegen beendete
dainit seine Mittagspause.

Zur Erläuterung des Berichtes muß noch gesagt werden, daß
das Mädchen Lieselotte unerhört nett aussah und zum Stamme
jener zählte, die sich vielversprechend geben, um schließlich kühl und
aalglatt aufgewühlten Männerarmen zu entschlüpfen.

Am Sonnabend saß Lerr Mar bereits um 14 Ahr beim Friseur,
ließ sich rasieren, die Laare schneiden, den Kopf waschen; er ließ sich
ferner massieren und zum Schluß maniküren. Dann ging er in sein
Iunggesellenheim, nahm seinen verruchtesten Anzug aus dem Schrank,
zog seidene Wäsche an, trat vor den Spiegel und sah lange und
prüfend hinein, Lierauf sagte er „Rindvieh", seufzte und legte ssich
ins Bett. Am 19 Ahr erwachte er und ging traurig aber gestärkt
zum Abendessen.

Lim Montag spie Lieselotte Feuer wie ein kleiner Drachen.

„La," pfauchte sie bei erster Gelegenheit den mißratenen Kollegen
an, „so halten Sie als Mann Ihr Wort? Sie glauben wohl, es

Oer Hegen/viessias „Esther Olvine“ hat: einen seiner „Himmel“, ein Strandhotel, der (JS/VKüstenverteidigung zur Verfügung gestellt.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Neger-Messias "Father Divine" hat einen seiner "Himmel", ein Strandhotel, der USA-Küstenverteidigung zur Verfügung gestellt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5103, S. 293

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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