Der Yankee gibt heimlich, leise Versenkungszahlen tropfenweise!
Dritter Mann zum Skat gesucht!
getrunken hatte (der Ober würde die Anschrift schon wissen). Nach
einigem Nachdenken hatte man schon einige Namen zusammen, die
in Frage kamen.
Paul Reschke hängte sich an die Strippe. Zuerst kam Lerr Thiel
an die Reihe. Erst große Freude bei Thiel, dann aber Bedenken:
die Verdunkelung, er sei doch etwas unbekannt und so weiter. Er
>vürde es sich aber noch überlege». Wenn er nicht käme, so hätte er
einen tadellosen Freund, der für sein Leben gern Skat spiele, den
würde er dann fragen. und Paul setzten so abwechselnd den
Apparat in Bewegung. Immer dasselbe Ergebnis. Erst lebhaftes
Interesse, dann Bedenken, dann „mal sehen". Paul und Axel trennten
sich ziemlich ermattet mit dem gegenseitigen Versprechen, sich noch
mündlich umzutun. Axel versprach, auf jeden Fall am Sonnabend
den guten Paul trösten zu kommen.
Der Sonnabend kam heran. Vater Reschke mit Frau und Tochter
Else saßen noch geinütlich am Abendbrottisch, als Axel schon erschien.
Wird nun ein dritter Mann kommen oder nicht? Bestimmt zugesagt
hatte keiner.
Da klingelt es schon, Paul geht schneller als sonst mit frohem
Gesicht zur Tür. „Verzeihung, ich komme von der NSV., Eintopf
kassieren," hörte man eine weibliche Stimme. Das war kein dritter
Mann! Ganz langsam kain Paul von der Tür zurück, und Mutter
Reschke schlug vor, doch inal gemeinsam „Mensch ärgere dich nicht"
zu spielen. „Ist was für Säuglinge," brummte Paul und zündete
sich verdrossen eine von seinen Sonntagszigarren an. Es klingelte
bescheiden, leise. Das war auch bestimmt kein zünftiger Skatbruder.
Na, mal sehen. Ach, sieh da. Äerr Thiele. Ja, er hätte es sich iiber-
legt, es wäre ja Mondschein, Sonntag könnte man ausschlafen, na,
und so eine Gelegenheit zu einem richtigen Männerskat dürfe man
328
sich wirklich nicht entgehen lassen. In diesem Augenblick klingelt es
schon wieder. Ei» fremder Lerr: „Verzeihung, soll hier Skat ge-
spielt werden? Ein Freund bat mich, aliszuhelfen." Ja, meint gerade
Paul, da klingelt es schon wieder. Drei Lerren stehen vor der Tür.
„Melde mich zum Skat!" — „Nein, ich!" - „Was, Sie auch? Mann,
Sie kenne ich doch aus dem Fußballklub!" Man schüttelt sich die
Land, erklärt, lacht, es klingelt: „Verzeihung, bin ich hier richtig .. ."
Es klingelt, der gemütliche Dicke vom Stammtisch. Es klingelt schon
wieder, man vergißt vor Aufregung, die Tür zu schließen. Die letzten
stehen noch etwas befangen zwischen Tür und Angel, die nächsten
haben fast schon keinen Platz mehr, die Treppe füllt sich. Man stellt
sich wildfremde» Menschen vor, ist sehr erfreut, sich kennenzulernen,
und der Skatabend scheint in ein Volksfest auszuarten. Mutter
Reschke schwimmt vor Aufregung in Tränen. Axel und Paul habe»
sich hilfesuchend an den Länden gefaßt und stehen fassungslos dieser
Volksmenge gegenüber.
Als die Bewohner des Laufes zusammenlaufen, und man
schon wegen der Ruhestörung die Polizei alarmieren will, kommt
endlich ein ganz Schlauer auf eine prächtige Idee: „Ist denn hier
keine Kneipe?" „Ja, zu Troll," rufen erlöst Axel und Paul. Die
Kneipe ist im Nu überfüllt, und, wie man sich umsieht, stellt es sich
nun heraus, daß 26 Skatpartien beisammensitzen. Wie dies möglich
war? Keiner hatte erst so recht gewollt. Jeder wollte aber de» andern
helfen und hatte sich um einen Ersatzmann bemüht. Die beide» langen
Fußballer hatten cs im Fußballklub weitergegeben, der dann auch
fast vollzählig erschien. Den» am Sonnabend regte sich doch in jeder
Männerbrust die Sehnsucht nach einem anständigen Männerskat.
Schließlich schwanden alle Bedenken. So blieb der Erfolg nicht aus.
Ein junger Mann blieb übrig, aber darüber war Reschkes Else
gar nicht böse.
Dritter Mann zum Skat gesucht!
getrunken hatte (der Ober würde die Anschrift schon wissen). Nach
einigem Nachdenken hatte man schon einige Namen zusammen, die
in Frage kamen.
Paul Reschke hängte sich an die Strippe. Zuerst kam Lerr Thiel
an die Reihe. Erst große Freude bei Thiel, dann aber Bedenken:
die Verdunkelung, er sei doch etwas unbekannt und so weiter. Er
>vürde es sich aber noch überlege». Wenn er nicht käme, so hätte er
einen tadellosen Freund, der für sein Leben gern Skat spiele, den
würde er dann fragen. und Paul setzten so abwechselnd den
Apparat in Bewegung. Immer dasselbe Ergebnis. Erst lebhaftes
Interesse, dann Bedenken, dann „mal sehen". Paul und Axel trennten
sich ziemlich ermattet mit dem gegenseitigen Versprechen, sich noch
mündlich umzutun. Axel versprach, auf jeden Fall am Sonnabend
den guten Paul trösten zu kommen.
Der Sonnabend kam heran. Vater Reschke mit Frau und Tochter
Else saßen noch geinütlich am Abendbrottisch, als Axel schon erschien.
Wird nun ein dritter Mann kommen oder nicht? Bestimmt zugesagt
hatte keiner.
Da klingelt es schon, Paul geht schneller als sonst mit frohem
Gesicht zur Tür. „Verzeihung, ich komme von der NSV., Eintopf
kassieren," hörte man eine weibliche Stimme. Das war kein dritter
Mann! Ganz langsam kain Paul von der Tür zurück, und Mutter
Reschke schlug vor, doch inal gemeinsam „Mensch ärgere dich nicht"
zu spielen. „Ist was für Säuglinge," brummte Paul und zündete
sich verdrossen eine von seinen Sonntagszigarren an. Es klingelte
bescheiden, leise. Das war auch bestimmt kein zünftiger Skatbruder.
Na, mal sehen. Ach, sieh da. Äerr Thiele. Ja, er hätte es sich iiber-
legt, es wäre ja Mondschein, Sonntag könnte man ausschlafen, na,
und so eine Gelegenheit zu einem richtigen Männerskat dürfe man
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sich wirklich nicht entgehen lassen. In diesem Augenblick klingelt es
schon wieder. Ei» fremder Lerr: „Verzeihung, soll hier Skat ge-
spielt werden? Ein Freund bat mich, aliszuhelfen." Ja, meint gerade
Paul, da klingelt es schon wieder. Drei Lerren stehen vor der Tür.
„Melde mich zum Skat!" — „Nein, ich!" - „Was, Sie auch? Mann,
Sie kenne ich doch aus dem Fußballklub!" Man schüttelt sich die
Land, erklärt, lacht, es klingelt: „Verzeihung, bin ich hier richtig .. ."
Es klingelt, der gemütliche Dicke vom Stammtisch. Es klingelt schon
wieder, man vergißt vor Aufregung, die Tür zu schließen. Die letzten
stehen noch etwas befangen zwischen Tür und Angel, die nächsten
haben fast schon keinen Platz mehr, die Treppe füllt sich. Man stellt
sich wildfremde» Menschen vor, ist sehr erfreut, sich kennenzulernen,
und der Skatabend scheint in ein Volksfest auszuarten. Mutter
Reschke schwimmt vor Aufregung in Tränen. Axel und Paul habe»
sich hilfesuchend an den Länden gefaßt und stehen fassungslos dieser
Volksmenge gegenüber.
Als die Bewohner des Laufes zusammenlaufen, und man
schon wegen der Ruhestörung die Polizei alarmieren will, kommt
endlich ein ganz Schlauer auf eine prächtige Idee: „Ist denn hier
keine Kneipe?" „Ja, zu Troll," rufen erlöst Axel und Paul. Die
Kneipe ist im Nu überfüllt, und, wie man sich umsieht, stellt es sich
nun heraus, daß 26 Skatpartien beisammensitzen. Wie dies möglich
war? Keiner hatte erst so recht gewollt. Jeder wollte aber de» andern
helfen und hatte sich um einen Ersatzmann bemüht. Die beide» langen
Fußballer hatten cs im Fußballklub weitergegeben, der dann auch
fast vollzählig erschien. Den» am Sonnabend regte sich doch in jeder
Männerbrust die Sehnsucht nach einem anständigen Männerskat.
Schließlich schwanden alle Bedenken. So blieb der Erfolg nicht aus.
Ein junger Mann blieb übrig, aber darüber war Reschkes Else
gar nicht böse.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Yankee gibt heimlich, leise Versenkungszahlen tropfenweise!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5106, S. 328
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg