Fliegende Blätter (198.1943 (Nr. 5084-5108) = 99. Jahrg.)

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DIE NEUE TAPETE

Lumvrcske von Willy Lasenzahl

Wir saßen in der Sonne und rauchten. „Du wolltest doch die
Geschichte von der neuen Tapete zu Ende erzählen," sagte einer von
uns; es war Lermann.

„Ist es eine lustige Geschichte?" fragte Peter, der noch nichts
von der neuen Tapete gehört hatte.

„Nein," sagte ich, „sie ist ziemlich traurig. Vor vierzehn Tagen
sind wir, wie ihr wißt, umgezogen, meine "Frau und ich. Die Woh-
nung ist hübsch, gar nicht teuer und sehr groß. So groß ist sie, daß,
als die Mtzbelleute fortgegangen waren, in einem Zimmer nichts
stand als ein Stuhl und ein Bett. Was tut man da?"

„Man vermietet das Zimmer," sagte Peter.

„Nichtig," nickte ich. „Eine Mieterin hat man schnell gefunden.
Es ist Fräulein Lengelott, sechzig Jahre alt, peinlich genau, sauber
und sittsam, wie es unverheiratete Damen in diesem Alter zu sein
pflegen, und außerdem hat sie ein Lorgnon. Sie nimmt das Lorgnon
vor die Augen, und das Zimmer gefällt ihr auf den ersten Blick."

„Soll es wohl," sagt Lermann, „Zimmer sind knapp."

„Eben!" nickte ich. „Nur die Tapete mochte sie nicht."

,Scheußlich I" rief sie. ,Ein eisgraues Muster voller Teufelsfratzen,
und außerdem ist sie uralt/

„Was sollte ich dazu sagen? Zugeben, daß die Tapete scheußlich
war und uralt?"

„Vermieter geben nie etwas zu," flüsterte Peter.

„So ist es," fuhr ich fort. „And deshalb antwortete ich: ,!lralt???
Aber Fräulein Lengelott, eisgrau ist hochmodern, und die Teufels-
fratzen sind keine Teufelsfratzen, sondern Rhododendronblüten im
Frühlingssonnenschein!'

Fräulein Lengelott nahm ihr Lorgnon wie ein Mikroskop
und untersuchte die Rhododendronblüten. Dabei stieß sie auf ein
Tapetenloch, durch das ein Stück Zeitungspapier schimmerte. ,Ei,
eil" zischte sie, ,und Sie wagen es, diese Tapete als neu zu be-
zeichnen?"

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Äallo, Lerr Doktor, seit wann sind Sie denn Jagdflieger geworden?