Zeichnung von M. Claus
DIE PARLAMENTSWÄHL
John Black, der sehr viel Geld erwarb
Durch indische Geschäfte, dachte,
Daß erst ein Sitz im Unterhaus
Die Krönung seines Strebens machte.
Von Politik verstand er nichts,
Doch war das ja auch nicht vonnöten,
Und so ist er als Kandidat
In Klappertown forsch aufgetreten.
James White, sein Gegenkandidat,
Mußt* reiche Mittel zwar entbehren,
Doch brachte er Verständnis mit
Für die politischen Affären.
In Reden an die Wählerschaft
Ließ er das einwandfrei erkennen,
Wogegen Black mit Phrasen kam,
Die abgedroschen wohl zu nennen.
Danach ging Blade in Klappertown
Herum zu prominenten Leuten.
Zuerst zu Diddle. uWerter Sir!
Ich möchte heute einmal reiten.
Ach, borgen Sie mir doch Ihr Pferd,
Für hundert Pfund auf eine Stunde!“ —
Ein Handschlag folgte; Grinsen gab
Vom Sinne des Geschäftes Kunde.
Beim Gastwirt Fox sprach er dann vor.
„Ich bin ein Sammler von Fayencen;
Den alten Milchtopf dort möcht* ich
Sehr gern in meine Sammlung pflanzen.
Ich zahle hundert Pfund dafür,
Obwohl er etwas schon beschädigt.'
Mit Handschlag wurde der Verkauf
Und schlauem Zwinkern gleich erledigt.
So hat John Black, der Kandidat,
Verschiedne Dinge noch erworben.
Beim Farmer Pool war es ein Hahn,
Ein altes Tier, schon halb gestorben;
Hier eine Tabakspfeife, dort
Ein Ring aus Talmi und so weiter,
Und jedesmal gab‘s hundert Pfund,
Wobei-das Augenzwinkern heiter.
Dann kam die Wahl, und Fox und Pool
Und Diddle und auch all die andern,
Von denen Black etwas gekauft,
Sah man zur Stimmabgabe wandern
Nebst jenen, die durch sie gelenkt,
Und als die Stimmen man gezählt hat,
Ergab es sich, daß Klappertown
Mit großer Mehrheit Blade gewählt hat.
Nun war's am Tage vor der Wahl,
Und vor den Friedensrichter traten,
Weil das Gesetz es so befahl,
Zu diesem Eid die Kandidaten:
„Ich schwöre hier, damit die Wahl
Ganz unbeeinflußt sich gestalte,
Daß ich bestechlichen Versuchs
Des Stimmenkaufes midi enthalte.“
Er war im Parlament nachher
Zwar keine Zierde, schwieg gewöhnlich,
Jedoch in einem Punkte war
Er recht beredt und unversöhnlich:
Das schlimmste Übel, sprach er stets,
Sei die Bestechung bei den Wahlen,
Weil es ein glatter Meineid sei,
Für Wählerstimmen was zu zahlen.
—VN.
/U. C4
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DIE PARLAMENTSWÄHL
John Black, der sehr viel Geld erwarb
Durch indische Geschäfte, dachte,
Daß erst ein Sitz im Unterhaus
Die Krönung seines Strebens machte.
Von Politik verstand er nichts,
Doch war das ja auch nicht vonnöten,
Und so ist er als Kandidat
In Klappertown forsch aufgetreten.
James White, sein Gegenkandidat,
Mußt* reiche Mittel zwar entbehren,
Doch brachte er Verständnis mit
Für die politischen Affären.
In Reden an die Wählerschaft
Ließ er das einwandfrei erkennen,
Wogegen Black mit Phrasen kam,
Die abgedroschen wohl zu nennen.
Danach ging Blade in Klappertown
Herum zu prominenten Leuten.
Zuerst zu Diddle. uWerter Sir!
Ich möchte heute einmal reiten.
Ach, borgen Sie mir doch Ihr Pferd,
Für hundert Pfund auf eine Stunde!“ —
Ein Handschlag folgte; Grinsen gab
Vom Sinne des Geschäftes Kunde.
Beim Gastwirt Fox sprach er dann vor.
„Ich bin ein Sammler von Fayencen;
Den alten Milchtopf dort möcht* ich
Sehr gern in meine Sammlung pflanzen.
Ich zahle hundert Pfund dafür,
Obwohl er etwas schon beschädigt.'
Mit Handschlag wurde der Verkauf
Und schlauem Zwinkern gleich erledigt.
So hat John Black, der Kandidat,
Verschiedne Dinge noch erworben.
Beim Farmer Pool war es ein Hahn,
Ein altes Tier, schon halb gestorben;
Hier eine Tabakspfeife, dort
Ein Ring aus Talmi und so weiter,
Und jedesmal gab‘s hundert Pfund,
Wobei-das Augenzwinkern heiter.
Dann kam die Wahl, und Fox und Pool
Und Diddle und auch all die andern,
Von denen Black etwas gekauft,
Sah man zur Stimmabgabe wandern
Nebst jenen, die durch sie gelenkt,
Und als die Stimmen man gezählt hat,
Ergab es sich, daß Klappertown
Mit großer Mehrheit Blade gewählt hat.
Nun war's am Tage vor der Wahl,
Und vor den Friedensrichter traten,
Weil das Gesetz es so befahl,
Zu diesem Eid die Kandidaten:
„Ich schwöre hier, damit die Wahl
Ganz unbeeinflußt sich gestalte,
Daß ich bestechlichen Versuchs
Des Stimmenkaufes midi enthalte.“
Er war im Parlament nachher
Zwar keine Zierde, schwieg gewöhnlich,
Jedoch in einem Punkte war
Er recht beredt und unversöhnlich:
Das schlimmste Übel, sprach er stets,
Sei die Bestechung bei den Wahlen,
Weil es ein glatter Meineid sei,
Für Wählerstimmen was zu zahlen.
—VN.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Parlamentswahl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5108, S. 359
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg