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Vas iDcftöftlichc Bett

Von Peter Robinson

Von Anton Froböse sagen seine Freunde manchmal spaßend, er
sei noch über Goethe hinausgewachsen und habe es besser, als dieser
es gehabt hat: Goethe nämlich hätte sich mit einem westöstlichen
Diwan begnügt, Anton aber habe sogar ein westöstliches Bett.
Allerdings lassen sie dann doch die Einschränkung folgen, daß jener
Diwan immerhin recht schön sei, während Antons westöstliches Bett
— im Gegensatz zu den Versen des Diwans — eine ganz ungereimte
und vielen Leuten lächerlich scheinende Sache sei. Damit verhält es
sich folgendermaßen.

Anton Froböse hatte sich mit Ausnahme jener Tage und Wochen,
in denen er zur Erledigung der herkömmlichen Kinderkrankheiten auf
einem gut betreuten Krankenlager gelegen hatte, bis zu seinem fünf-
undzwanzigsten Jahre immer sehr wohl befunden, nie hatte er un-
bequeme Abhängigkeit von seinem irdischen Leibe zu spüren gehabt.
Dann aber glaubte er, Grund zu haben, mit diesem Leibe unzu-
frieden zu sein; er fühlte sich, wie er sagte, ganz und gar nicht auf
der Löhe. Er hatte zwar eine besondere Löhe nicht gerade nötig,
denn er war damals erst Assistent bei der Post, und da ging es
schließlich auch so. Aber während er sonst jeden Morgen frisch und
fröhlich aus sein Postamt gewandert war, kroch er jetzt matt und
unlustig dorthin, in jenem Zustande, der gewöhnlich damit bezeichnet

wird, daß man sich wie zerschlagen vorkomme. Zu erwähnen ist in
diesem Zusammenhänge, daß Anton Froböse damals sehr von einem
Vetter in Anspruch genommen wurde, der, zu einer reichen Erbschaft
gelangt, sich aufs Nichtstun verlegt hatte und Antons abendliche
Gesellschaft brauchte. Er schleppte ihn in Theater, Kinos, Zirkus,
Kabaretts und andere Anterhaltungsstätten, spendierte ihm danach
ein üppiges Nachtmahl, nämlich Souper, und saß dann mit ihm
zusammen bei Wein, Schnaps und schweren Zigarren.

Wäre nun Anton wegen des nicht auf der Löhe Seins zu einem
Arzt gegangen, so hätte der wahrscheinlich die Arsache der morgend-
lichen Mattigkeit und der Anlustempfindungen sofort ermittelt. Aber
von Aerzten wollte Anton nichts wissen; er meinte, sie dächten zu
materiell und wüßten nicht Bescheid über gewisse verborgene Kräfte,
die von größtem Einfluß auf das Befinden des Menschen seien.
Es war damals viel die Rede von unheimlichen, aus dem Erdinneren
kommenden Strahlen, gegen deren verderbliche Wirkungen allerlei
Schutzvorrichtungen von rührigen Leuten angepriesen und verkauft
wurden. Anton kaufte sich für ganze 50 Mark einen Kasten, dessen
geheimnisvoller Inhalt aber nicht erforscht werden durfte, denn wenn
der Kasten, so lautete eine nachdrückliche Warnung, aufgemacht
würde, ginge seine vielfach erprobte Wirksamkeit sofort verloren.

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Der Nachtwandler!
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Fritzl und Franzl, zwei höfliche Buben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Rainer, Sigi
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5097, S. 210

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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