Die dumme Frage „Bitte, ist dort noch ein Sitzplatz frei?"
Eine einseitige Unterhaltung
so passen, wenn ich nicht mehr hinkäme. Oder womöglich willst du
bloß meinen Austritt anmelden? Damit du doch immer noch zu den
Lerrenabenden gehen kannst, aus denen ihr euch ja so sehr amüsiert.
Natürlich — die schönen Geschichten, die da erzählt werden — —"
Albert Knatter, gerade nach einer neue» Aufgabe suchend, hat
das Wort „Lerrenabende" vernommen. O verflucht, jetzt geht es
scharf her; nun muß er eine gewaltige Mauer um sich auftürmen.
Achtung: jetzt wird eine Quadratwurzel gezogen! Die Wurzel aus
9604 ist --? Knatter ist kein Mathematiker, dem das leicht fallen
würde; mühsam muß er mit Resten seines Schulwissens operieren.
„Also a plus b ist die Wurzel aus a Quadrat plus 2 ab plus b
Quadrat — das ist das Beispiel, an das ich mich halten muß. Zuerst
habe ich 96: also ist a gleich 9, und a Quadrat ist 81. Ziehe ich 81
von 96 ab, behalte ich 15, im ganzen also noch 1504. Wieviel kann
also 2 ab sein. 2 a ist gleich 18; nun probiere ich, ob vielleicht-"
Albert Knatter schwitzt vor Anstrengung. Ernestine ist inzwischen
von de,n Lerrenabenden, über die berichten zu hören ihr vielleicht
doch manchmal Vergnügen gemacht hat, abgekommen und hat sich
wieder der Frau Sommerfeld zugewandt, und der Gedanke ist ihr
gekommen, daß jene Dame wahrscheinlich triumphieren würde, wenn
man die „Concordia" verließe. „Davon kann also nicht die Rede
sein. Jetzt bleiben wir gerade im Verein. Sage nicht etwa nein,
Gilbert!"
„Acht!" brummt Albert Knatter, der eben herausgekriegt hat,
daß- b gleich 8 sein muß.
„Acht? Ach so — du meinst die Beiträge. Aber ich bitte dich:
8 Mark für uns beide im Monat, das ist doch wirklich nicht viel.
Man hat doch auch was davon: die hübschen Vorträge im Winter,
den Ausflug im Sommer und so weiter. Die Sache ist also erledigt:
wir bleiben in der,Concordiast"
18
„Schön!" sagt Albert Knatter, froh, daß er sich keine neue Auf-
gabe mehr stellen muß.
Ernestine lächelt ihm freundlich zu. „Du bist also doch vernünf-
tig. Es ist manchmal so schwer, dich zu überzeuge». Aber heute hast
du wenigstens ordentlich auf meine Gründe gehört."
Wörtlich genommen
Klappermann schaut am Sonntag nachmittag friedlich aus dem
Fenster. Da prallt er zurück und stürzt zur Gattin. „Au weh, wir
kriegen Besuch; eben ist Onkel Albert aus der Straßenbahn ge-
stiegen. Grade heute, wo ich nreine Ruhe haben will, muß ihn der
Satan hierher schleppen."
„Nanu-also ist Tante Bertha auch dabei?"
Das erste
„Gnädige Frau, der Jürgen hat die ganze Tinte auf den Teppich
geschüttet!"
„O Limmel, diese Fleckel» gehen nie mehr heraus, wenn nicht sofort
etwas dagegen getan wird! Was haben Sie scholl getan?"
„Durchgehauen habe ich den Jürgen!"
Der Schüchterne V°» Alfred
Die Lausgemeinschaft macht sich auf, Sand zu holen. Die Laus-
gemeinschaft ist nicht so arg groß. Sie besteht aus nur drei Par-
teien, und sie vertragen sich ausgezeichnet miteinander.
Innerhalb der Hausgemeinschaft besitzt nur einer einen .Hand-
wagen: Lildebrand Lechler. Das heißt, so sehr er Lildebrand heißt,
so wenig ist er's im Grunde. Dein berühmten Lildebrand aus jenem
Ritterliede, das so verheißungsvoll mit den Versen beginnt:
„Lildebrand und sein Sohn Äadubrand, Ladubrand,
Zogen selbander voll Wut entbrannt, Wut entbrannt
Gegen die Seestadt Venedig"
gleicht er in gar keiner Weise. Dazu ist er viel, viel zu schüchtern.
Aber er ist nicht so schüchtern, daß er nicht unermeßlich ent-
gegenkommend wäre, und so ist es selbstverständlich, daß er sein
Wägelchen — einen für das Sandholen höchst geeigneten Kasten-
wagen, denn Lildebrand Lechler ist kolossal praktisch veranlagt —
jedermann zur Verfügung stellt, der es braucht, hier also der Laus-
gemeinschaft.
„Oh, könnten Sie mir nicht einen Kuß geben?"
„Ach, ich Hab noch nie einen Mann geküßt."
„Das paßt ja wundervoll: Ich auch noch nicht."
Eine einseitige Unterhaltung
so passen, wenn ich nicht mehr hinkäme. Oder womöglich willst du
bloß meinen Austritt anmelden? Damit du doch immer noch zu den
Lerrenabenden gehen kannst, aus denen ihr euch ja so sehr amüsiert.
Natürlich — die schönen Geschichten, die da erzählt werden — —"
Albert Knatter, gerade nach einer neue» Aufgabe suchend, hat
das Wort „Lerrenabende" vernommen. O verflucht, jetzt geht es
scharf her; nun muß er eine gewaltige Mauer um sich auftürmen.
Achtung: jetzt wird eine Quadratwurzel gezogen! Die Wurzel aus
9604 ist --? Knatter ist kein Mathematiker, dem das leicht fallen
würde; mühsam muß er mit Resten seines Schulwissens operieren.
„Also a plus b ist die Wurzel aus a Quadrat plus 2 ab plus b
Quadrat — das ist das Beispiel, an das ich mich halten muß. Zuerst
habe ich 96: also ist a gleich 9, und a Quadrat ist 81. Ziehe ich 81
von 96 ab, behalte ich 15, im ganzen also noch 1504. Wieviel kann
also 2 ab sein. 2 a ist gleich 18; nun probiere ich, ob vielleicht-"
Albert Knatter schwitzt vor Anstrengung. Ernestine ist inzwischen
von de,n Lerrenabenden, über die berichten zu hören ihr vielleicht
doch manchmal Vergnügen gemacht hat, abgekommen und hat sich
wieder der Frau Sommerfeld zugewandt, und der Gedanke ist ihr
gekommen, daß jene Dame wahrscheinlich triumphieren würde, wenn
man die „Concordia" verließe. „Davon kann also nicht die Rede
sein. Jetzt bleiben wir gerade im Verein. Sage nicht etwa nein,
Gilbert!"
„Acht!" brummt Albert Knatter, der eben herausgekriegt hat,
daß- b gleich 8 sein muß.
„Acht? Ach so — du meinst die Beiträge. Aber ich bitte dich:
8 Mark für uns beide im Monat, das ist doch wirklich nicht viel.
Man hat doch auch was davon: die hübschen Vorträge im Winter,
den Ausflug im Sommer und so weiter. Die Sache ist also erledigt:
wir bleiben in der,Concordiast"
18
„Schön!" sagt Albert Knatter, froh, daß er sich keine neue Auf-
gabe mehr stellen muß.
Ernestine lächelt ihm freundlich zu. „Du bist also doch vernünf-
tig. Es ist manchmal so schwer, dich zu überzeuge». Aber heute hast
du wenigstens ordentlich auf meine Gründe gehört."
Wörtlich genommen
Klappermann schaut am Sonntag nachmittag friedlich aus dem
Fenster. Da prallt er zurück und stürzt zur Gattin. „Au weh, wir
kriegen Besuch; eben ist Onkel Albert aus der Straßenbahn ge-
stiegen. Grade heute, wo ich nreine Ruhe haben will, muß ihn der
Satan hierher schleppen."
„Nanu-also ist Tante Bertha auch dabei?"
Das erste
„Gnädige Frau, der Jürgen hat die ganze Tinte auf den Teppich
geschüttet!"
„O Limmel, diese Fleckel» gehen nie mehr heraus, wenn nicht sofort
etwas dagegen getan wird! Was haben Sie scholl getan?"
„Durchgehauen habe ich den Jürgen!"
Der Schüchterne V°» Alfred
Die Lausgemeinschaft macht sich auf, Sand zu holen. Die Laus-
gemeinschaft ist nicht so arg groß. Sie besteht aus nur drei Par-
teien, und sie vertragen sich ausgezeichnet miteinander.
Innerhalb der Hausgemeinschaft besitzt nur einer einen .Hand-
wagen: Lildebrand Lechler. Das heißt, so sehr er Lildebrand heißt,
so wenig ist er's im Grunde. Dein berühmten Lildebrand aus jenem
Ritterliede, das so verheißungsvoll mit den Versen beginnt:
„Lildebrand und sein Sohn Äadubrand, Ladubrand,
Zogen selbander voll Wut entbrannt, Wut entbrannt
Gegen die Seestadt Venedig"
gleicht er in gar keiner Weise. Dazu ist er viel, viel zu schüchtern.
Aber er ist nicht so schüchtern, daß er nicht unermeßlich ent-
gegenkommend wäre, und so ist es selbstverständlich, daß er sein
Wägelchen — einen für das Sandholen höchst geeigneten Kasten-
wagen, denn Lildebrand Lechler ist kolossal praktisch veranlagt —
jedermann zur Verfügung stellt, der es braucht, hier also der Laus-
gemeinschaft.
„Oh, könnten Sie mir nicht einen Kuß geben?"
„Ach, ich Hab noch nie einen Mann geküßt."
„Das paßt ja wundervoll: Ich auch noch nicht."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die dumme Frage" "Oh, könnten Sie mir nicht einen Kuß geben?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5110, S. 18
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg