Die Stradivari
Geiger, „aber bitte die vierzig Pfennig für den Schinken abzuziehen."
„Das geht drauf als Zuwag/ erklärte Äaxling und dünkte sich
unübertrefflich an Großmut. Mit tiefer Verbeugung enteilte der
Geiger.
Wie vom Schlag getroffen krachte Frau Amalie auf ihre an-
sehnliche Siyfläche nieder, als sie von den> Äandel erfuhr. Meister
Äaxling zischte, brauste und spie die tierischsten Titel. „Was verstehst
du denn von Charivaris! In einer halben Stund' kommt der Äerr
mit den sieben Tausend!"
Der Äerr kam leider nicht, auch nicht am nächsten Tag, noch
am übernächsten. Äaxling schritt unter seinen Würsten wie ein Löwe
ans und nieder und brüllte unablässig. Am dritten Tag packte er die
Geige und ging in ein großes Instrumentengeschäft. „Da bring' ich
Ihnen etwas Erstklassiges, was zahlen Sie dafür?" — „Solch ge-
wöhnliche Instrumente kaufe ich nicht." „Gewöhnlich" brauste
Äaxling los, „gewöhnlich sind Sie, nicht meine Geige! Das ist eine
echte Charivari! Verstanden!" — „Charivari mag es sein," lachte
der Fachmann, „und dafür sind fünfzehn Mark übergenug." Meister
Äaxling sank im nächsten Stuhl zusammen. Und zwar so heftig, daß
an dem Aufkommen des Sitzmöbels zu zweifeln war. „Fünfzehn,
fünfzehn!" wieherte er irrsinnig.
Meister Äaxling konnte sich von dem Schlag, den ihm die falsche
Stradivari versetzt hatte, Wochen-, inonatelang nicht erholen. And
nicht minder lang dauerte es, bis er begriff, daß er nicht das Opfer
eines Solisten, sondern eines Duetts geworden war, von dem der
eine Partner das betörende Lied gesungen, der andere dafür kassiert
hatte.
0er Gast: des Lords „Aber Darling, sei doch lieb zu unserem
Gast aus Moskau, du mußt dir nur seinen Kopf
wegdenken, dann ist er doch ganz annehmbar!"
• kURr Ct-e.MtCi
„Nur keine Bange, mein Junge, Äunde, die bellen,
beißen nicht!"
„Wenn er aber aushört zu bellen, was dann?"
Das verbotene Wort
ln Algier wurde ein Dekret
Von Giraud losgelassen :
„Ein Teil des Volkes hierzuland
Scheint andern nicht zu passen;
Sie wollen dieser Leute Wert
Nicht richtig anerkennen
Und setzen sie herab, indem
Sie Juden sie benennen.
Ich sehe mich genötigt, dies
Aufs strengste zu verbieten:
Man spreche mir von Juden nicht,
Nur von Israeliten.
Wer Juden sagt, beleidigt sehr
Mit diesem Wort die Braven;
Beleidigungen aber sind
Entsprechend zu bestrafen.“
Vom Oberrabbi ward danach,
Und zwar aus Casablanca,
Geschickt ein Freudentelegramm:
„Ich sage heißen Dank, ha!“
Doch dieses Telegramm ist nicht
fln Giraud abgegangen;
O nein, in Washington vielmehr
Hat's Roosevelt empfangen.
Wer da sich wundert, denke nach,
Damit er’s recht ermesse;
Es trug das Telegramm durchaus
Die richtige Adresse.
Wird man erfreut, pflegt man doch nicht
Dem Diener Dank zu sagen,
Der’s ausgeführt; der Dank gehört
Dem Herrn, der’s aufgetragen. _on.
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Geiger, „aber bitte die vierzig Pfennig für den Schinken abzuziehen."
„Das geht drauf als Zuwag/ erklärte Äaxling und dünkte sich
unübertrefflich an Großmut. Mit tiefer Verbeugung enteilte der
Geiger.
Wie vom Schlag getroffen krachte Frau Amalie auf ihre an-
sehnliche Siyfläche nieder, als sie von den> Äandel erfuhr. Meister
Äaxling zischte, brauste und spie die tierischsten Titel. „Was verstehst
du denn von Charivaris! In einer halben Stund' kommt der Äerr
mit den sieben Tausend!"
Der Äerr kam leider nicht, auch nicht am nächsten Tag, noch
am übernächsten. Äaxling schritt unter seinen Würsten wie ein Löwe
ans und nieder und brüllte unablässig. Am dritten Tag packte er die
Geige und ging in ein großes Instrumentengeschäft. „Da bring' ich
Ihnen etwas Erstklassiges, was zahlen Sie dafür?" — „Solch ge-
wöhnliche Instrumente kaufe ich nicht." „Gewöhnlich" brauste
Äaxling los, „gewöhnlich sind Sie, nicht meine Geige! Das ist eine
echte Charivari! Verstanden!" — „Charivari mag es sein," lachte
der Fachmann, „und dafür sind fünfzehn Mark übergenug." Meister
Äaxling sank im nächsten Stuhl zusammen. Und zwar so heftig, daß
an dem Aufkommen des Sitzmöbels zu zweifeln war. „Fünfzehn,
fünfzehn!" wieherte er irrsinnig.
Meister Äaxling konnte sich von dem Schlag, den ihm die falsche
Stradivari versetzt hatte, Wochen-, inonatelang nicht erholen. And
nicht minder lang dauerte es, bis er begriff, daß er nicht das Opfer
eines Solisten, sondern eines Duetts geworden war, von dem der
eine Partner das betörende Lied gesungen, der andere dafür kassiert
hatte.
0er Gast: des Lords „Aber Darling, sei doch lieb zu unserem
Gast aus Moskau, du mußt dir nur seinen Kopf
wegdenken, dann ist er doch ganz annehmbar!"
• kURr Ct-e.MtCi
„Nur keine Bange, mein Junge, Äunde, die bellen,
beißen nicht!"
„Wenn er aber aushört zu bellen, was dann?"
Das verbotene Wort
ln Algier wurde ein Dekret
Von Giraud losgelassen :
„Ein Teil des Volkes hierzuland
Scheint andern nicht zu passen;
Sie wollen dieser Leute Wert
Nicht richtig anerkennen
Und setzen sie herab, indem
Sie Juden sie benennen.
Ich sehe mich genötigt, dies
Aufs strengste zu verbieten:
Man spreche mir von Juden nicht,
Nur von Israeliten.
Wer Juden sagt, beleidigt sehr
Mit diesem Wort die Braven;
Beleidigungen aber sind
Entsprechend zu bestrafen.“
Vom Oberrabbi ward danach,
Und zwar aus Casablanca,
Geschickt ein Freudentelegramm:
„Ich sage heißen Dank, ha!“
Doch dieses Telegramm ist nicht
fln Giraud abgegangen;
O nein, in Washington vielmehr
Hat's Roosevelt empfangen.
Wer da sich wundert, denke nach,
Damit er’s recht ermesse;
Es trug das Telegramm durchaus
Die richtige Adresse.
Wird man erfreut, pflegt man doch nicht
Dem Diener Dank zu sagen,
Der’s ausgeführt; der Dank gehört
Dem Herrn, der’s aufgetragen. _on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nur keine Bange, mein Junge, Hunde, die bellen, beißen nicht!" "Der Gast de Lords"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5112, S. 41
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg