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In Kundert von Kundert fällen

Von Josef Robert Larrer

Konzertcafe „Mozart". Eben klingt ein mehr als gefühlvoller
Tango, als zu meiner größten Aeberraschung Erich eintritt. Ich
winke ihm zu. Schon eilt er an meinen Tisch.

„Daß man dich wieder einmal nach so vielen Jahren sieht, Erich!
Nimm Platz!"

„Gerne! Aber nur für ein paar Minuten! Ich erwarte nämlich
«ine Dame, und da-'

„Ich verstehe! Da brauchst du keinen Dritten! Du bist also noch
immer der gleiche Weiberheld wie früher!"

Erich bläht sich stolz. Ach, er hat sich in den fünf Jahren nicht
geändert, seit wir uns nicht mehr gesehen haben.

„Wo warst du immer?" frage ich.

„In der ganzen Welt! Ich bin erst gestern abend nach Wien
zurückgekommen I"

„And da hast du schon heute eine Zusammenkunft mit einer schönen
Frau! And natürlich im „Mozart"! Ist es eine Reisebekanntschaft?"

„Nein, ich erwarte eine zufällige Anbekannte! Ich habe nämlich
neulich einen neuen Trick kennengelernt, der in hundert von hundert
Fällen gelingt! Ich trete an irgendeine Dame, die mir gefällt, heran
und richte die Grüße
eines Lerrn T aus, den
ich auf einer Reise ge-
sprochen habe. Dieser —
natürlich von mir er-
fundene Lerr — hat mir
ihr Bild gezeigt, er hat
mir ihr Stammcafe ver-
raten und mir in so
blühenden Farben von
ihr gesprochen, daß ich
nicht umhin kann, die
Grüße des von mir be-
neideten Lerrn 9E auszu-
richten. Mein Trick hat
schon so oft gewirkt, daß
er mir auch heute hundert-
prozentig einen schönen,
netten Abend bescheren
wird!"

Ich schüttle den Kopf.

„And bist du dabei noch
nie an die Anrechte ge-
kommen ?"

„Nie, Ehrenwort!

Schon nach zwei, drei
Minuten stellt es sich

182

Im ergilbenden Garten von Gold beglänzt,
wie’s der Herbft nur, Verfchwender vorm Scheiden, kredenzt,

auf raf chelnden Blättern, mein taftender Schritt,
was fiihrft du für tieferes Welken mit?

Durch gelichtete Wipfel ins liebliche Blau,
mein Blick, warum trübt fich die fchüchterne Schau?

An der Wende des Weges dir, wartender Hund,
mein grauer, getreuer, ift alles kund.

Der geduldig fein Wandeln nach meinem bemißt,
weiß Befcheid um den Schatten, der hinter ihm ift.

Richard von Schaukal

natürlich heraus, daß sie den betreffenden Lerrn nicht kennt, der ihr
die Grüße schickt. Wir lachen dann über die Verwechslung. Ich sage,
daß sie eigentlich viel schöner sei als die Dame auf dem Bild. Kurz,
in hundert von hundert Fällen bleiben wir dann in angeregter Anter-
haltung beisammen, bis — ja, bis ... Aber dann wird eben die
Angelegenheit diskreter, so daß ich als Gentleman nicht weiter er-
zählen will!"

Ich lächle über dieses fabelhafte Kolumbusei der Annäherung.

Eine hübsche junge Frau tritt ins Cafe und nimmt in einer Loge
Platz. Erich wirst einige prüfende Blicke hin und erhebt sich.

„Entschuldige mich jetzt! Ich glaube, die zufällige Anbekannte ist
soeben erschienen!"

Ich halte ihn zurück und sage mit gepreßter Stimme:

„Erich, bitte, nicht! Die Dame ist — meine Frau!"

„Du bist verheiratet? Das weiß ich ja gar nicht!"

„Seit zwei Jahren! Aber eben sind wir aufeinander böse. Das
kommt bei uns hie und da vor! Das ist dann immer so, daß wir
einander ausweichen. Drei Tage kennen wir einander nicht; dann ist
meistens der Kampf zu Ende. Leute ift der zweite Tag des gegen-
wärtigen Zwistes!"

„Komische Ehe! Nun,
bei deiner Frau will ich
meinen Trick selbstver-
ständlich nicht versuchen!"

Er nimmt wieder ne-
ben mir Platz. Ich tröste
ihn.

„Du wirst nicht lange
zu warten brauchen! Das
„Mozart" ist ja für seine
hübschen weiblichenGäste
bekannt! Gleich wird wie-
der eine schöne Anbe-
kannte kommen!"

Erich lächelt; aber er
blinzelt doch zu meiner
Frau hinüber.

„Du, ich glaube, deine
Frau will wieder gut
werden! Sie schaut zu
unserem Tisch herüber.
Oder gilt der Blick gar
nicht dir? Ich sehe, daß
sie lächelt! Du könn-
test einmal eine Aus-
nahme machen und schon
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Schatten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5124, S. 182
 
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