In einem von der Columbia-Aniversität erstatteten Bericht über
das Erziehungswesen in ASA ist gesagt worden, die Jugend der
Vereinigten Staaten werde nach dem Kriege die am schlechtesten
unterrichtete und am meisten verwilderte Jugend aller Völker sein.
Nun, wenn diese nächste Generation erst erwachsen ist, wird sie
schon ihre Lektion erhalten. —»n.
2as Häuschen am Walüsee
Amerikanisches Freistilringen
Kleine Chronik
In Palermo, Bari und anderen
von den Anglo-Amerikanern be-
setzten Städten sind zahlreiche
Nachtlokale aufgemacht worden.
Damit die britischen und ame-
rikanischen Offiziere sich dort
ihren Siegesrausch holen können.
Im ASA-Senat wurde Eng-
land vorgeworfen, es schone seine
eigenen Oelvorräte im mittleren
Osten und lasse sich dafür Oel
aus Amerika liefern; deshalb
fehle in ASA jetzt Oel zur Woh-
nungsheizung.
Viele Bankees werden sich nun
erst recht nicht für England er-
wärmen können.
Der „Daily Telegraph" hat
die in die Badogliv-Regiernng
aufgenommenen Generale Roatta
und Ambrosio „unverdauliche
Brocken" genannt; sie seien Män-
ner, die eigentlich vor Gericht
gestellt werden müßten.
Die ganze Badoglio-Clique be-
steht aus unverdaulichen Brocken;
sie bewirken Brechreiz.
Der amerikanische Außenmi-
nister Lnll hat einen „Weltfrie-
densplan" geschmiedet. Danach
sollen Streitigkeiten zwischen ver-
schiedenen Völkern von einem in-
ternationalen „Gericht anglo-
amerikanisch-sowjetischen Charak-
ters" entschieden werden.
Von Charakter sollte man da
lieber nicht sprechen. Manchmal
könnte wohl auch ein Arteil nicht
zustande kommen,weil die Richter
selber einander in die Laare
geraten würden.
Der neue Untermieter
„Auf den Pfau lege ich keinen Wert, Frau Müller,
Lühneraugen Hab ich selber!"
Aeber große Reichtümer verfügte die Tante Arsula nicht, aber
ihr Läuschen, an einem stillen Waldsee gelegen, erregte nicht
nur das Entzücken sonntäglicher Wanderer, sondern spukte auch
in den Köpfe» von einem Dutzend Neffe» und Nichten als eine Erb-
schaftsmasse, um die zu kämpfen sich umsomehr verlohnte, als die
Tante schon achtzig Jahre alt wurde und keine direkten Leibes-
erben besaß. And nun sollte die Pein der Angewißheit dazu ein
rasches Ende nehmen, denn die Tante Arsula hatte wenige Tage
vor ihrem „achtzigsten" besagte Neffen und Nichten zu sich gebe-
ten und mit der ihr eigenen Offenheit erklärt, daß das Läuschen
dem zufallen würde, der ihr an ihrem Geburtstage die größte
Freude bereite» würde.
„Ich gebe dabei nichts auf Geld und Geldeswert", hatte sie mit
ihrer feinen Stimme hinzugefügt, „es kann etwas Selbstgeschaffe-
nes sein oder sonst eine Kleinigkeit, nur freuen muß ich mich dazu."
Friedrich Senkpiel, der Schriftsteller, war sich klar darüber, daß
seine Chancen unter diesen Am-
ständen nicht gerade groß waren,
denn er wußte aus der Tante
eigenem Munde, daß sie auf seine
Gedichte nichts gab und es war
daher zwecklos, etwa mit Lilfe
einiger rührender Verse an das
Lerz der Tante Arsula, oder besser
gesagt, an das Lauschen am
Waldsee zu appellieren.
„And dabei wäre es doch ge-
rade für dich am besten geeignet,"
meinte seine Frau, „vielleicht,
daß du dich in der Einsamkeit
einmalzudergroßen schöpferischen
Leistung aufgeschwungen hättest,
von der du mir seit Jahren vor-
geschwärmt hast."
Außer einigen schwachen Trost-
worten vermochte Friedrich Senk-
piel nichts zu erwidern. Aber der
immer noch in seiner Brnst kei-
mende Loffnungsschimmer wurde
grausam erstickt, als ihm die Base
Marie unter dem Siegel der streng -
sten Verschwiegenheit anvertrau-
te, daß der Vetter Fritz schon seit
langem an einem Oelporträt der
Tante arbeitete und bei der be-
kannten Vorliebe der Tante Ar-
sula für Bilder damit rechnen
konnte, als Sieger aus dem Wett-
bewerb hervorzugehen. Friedrich
Senkpiel teilte seiner Frau diese
Liobsbotschaft erst mit, als diese
ihm von der Base erzählte, die
eine wunderbare Landarbeit vor-
bereitete. Die Base Emma war
eine Kapazität auf diesem Gebiete
und konnte nicht weniger auf Er-
folg hoffen; als der Vetter Fritz
denn es war offenes Geheimnis,
daß die Tante für diese Art
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das Erziehungswesen in ASA ist gesagt worden, die Jugend der
Vereinigten Staaten werde nach dem Kriege die am schlechtesten
unterrichtete und am meisten verwilderte Jugend aller Völker sein.
Nun, wenn diese nächste Generation erst erwachsen ist, wird sie
schon ihre Lektion erhalten. —»n.
2as Häuschen am Walüsee
Amerikanisches Freistilringen
Kleine Chronik
In Palermo, Bari und anderen
von den Anglo-Amerikanern be-
setzten Städten sind zahlreiche
Nachtlokale aufgemacht worden.
Damit die britischen und ame-
rikanischen Offiziere sich dort
ihren Siegesrausch holen können.
Im ASA-Senat wurde Eng-
land vorgeworfen, es schone seine
eigenen Oelvorräte im mittleren
Osten und lasse sich dafür Oel
aus Amerika liefern; deshalb
fehle in ASA jetzt Oel zur Woh-
nungsheizung.
Viele Bankees werden sich nun
erst recht nicht für England er-
wärmen können.
Der „Daily Telegraph" hat
die in die Badogliv-Regiernng
aufgenommenen Generale Roatta
und Ambrosio „unverdauliche
Brocken" genannt; sie seien Män-
ner, die eigentlich vor Gericht
gestellt werden müßten.
Die ganze Badoglio-Clique be-
steht aus unverdaulichen Brocken;
sie bewirken Brechreiz.
Der amerikanische Außenmi-
nister Lnll hat einen „Weltfrie-
densplan" geschmiedet. Danach
sollen Streitigkeiten zwischen ver-
schiedenen Völkern von einem in-
ternationalen „Gericht anglo-
amerikanisch-sowjetischen Charak-
ters" entschieden werden.
Von Charakter sollte man da
lieber nicht sprechen. Manchmal
könnte wohl auch ein Arteil nicht
zustande kommen,weil die Richter
selber einander in die Laare
geraten würden.
Der neue Untermieter
„Auf den Pfau lege ich keinen Wert, Frau Müller,
Lühneraugen Hab ich selber!"
Aeber große Reichtümer verfügte die Tante Arsula nicht, aber
ihr Läuschen, an einem stillen Waldsee gelegen, erregte nicht
nur das Entzücken sonntäglicher Wanderer, sondern spukte auch
in den Köpfe» von einem Dutzend Neffe» und Nichten als eine Erb-
schaftsmasse, um die zu kämpfen sich umsomehr verlohnte, als die
Tante schon achtzig Jahre alt wurde und keine direkten Leibes-
erben besaß. And nun sollte die Pein der Angewißheit dazu ein
rasches Ende nehmen, denn die Tante Arsula hatte wenige Tage
vor ihrem „achtzigsten" besagte Neffen und Nichten zu sich gebe-
ten und mit der ihr eigenen Offenheit erklärt, daß das Läuschen
dem zufallen würde, der ihr an ihrem Geburtstage die größte
Freude bereite» würde.
„Ich gebe dabei nichts auf Geld und Geldeswert", hatte sie mit
ihrer feinen Stimme hinzugefügt, „es kann etwas Selbstgeschaffe-
nes sein oder sonst eine Kleinigkeit, nur freuen muß ich mich dazu."
Friedrich Senkpiel, der Schriftsteller, war sich klar darüber, daß
seine Chancen unter diesen Am-
ständen nicht gerade groß waren,
denn er wußte aus der Tante
eigenem Munde, daß sie auf seine
Gedichte nichts gab und es war
daher zwecklos, etwa mit Lilfe
einiger rührender Verse an das
Lerz der Tante Arsula, oder besser
gesagt, an das Lauschen am
Waldsee zu appellieren.
„And dabei wäre es doch ge-
rade für dich am besten geeignet,"
meinte seine Frau, „vielleicht,
daß du dich in der Einsamkeit
einmalzudergroßen schöpferischen
Leistung aufgeschwungen hättest,
von der du mir seit Jahren vor-
geschwärmt hast."
Außer einigen schwachen Trost-
worten vermochte Friedrich Senk-
piel nichts zu erwidern. Aber der
immer noch in seiner Brnst kei-
mende Loffnungsschimmer wurde
grausam erstickt, als ihm die Base
Marie unter dem Siegel der streng -
sten Verschwiegenheit anvertrau-
te, daß der Vetter Fritz schon seit
langem an einem Oelporträt der
Tante arbeitete und bei der be-
kannten Vorliebe der Tante Ar-
sula für Bilder damit rechnen
konnte, als Sieger aus dem Wett-
bewerb hervorzugehen. Friedrich
Senkpiel teilte seiner Frau diese
Liobsbotschaft erst mit, als diese
ihm von der Base erzählte, die
eine wunderbare Landarbeit vor-
bereitete. Die Base Emma war
eine Kapazität auf diesem Gebiete
und konnte nicht weniger auf Er-
folg hoffen; als der Vetter Fritz
denn es war offenes Geheimnis,
daß die Tante für diese Art
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Amerikanisches Freistilringen" "Der neue Untermieter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5129, S. 246
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg