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spruchslos zustimmte. — „Vielleicht berei-
ten wir durch unser Fernbleiben der alten,
verschrobenen Tante die größte Freude",
meinte sie nur noch mit zitternder Stimme
und wischte mit dem Landrücken nicht nur
eine Träne, sondern gewissermaßen auch
das Läuschen am Waldsee fort.
And so kam der Tag heran, an dem
sich die Göttin des Glücks für den Vetter
Fritz oder die Base Emma entscheiden
mußte. Friedrich Senkpiel saß an seinem
Schreibtisch und bemalte, tief in Gedanken,
ein halbfertiges Manuskript mit den Am-
rissen eines Läuschens, an dem auch ein
stiller Waldsee nicht fehlte, während Frau
Eva in der Küche derartig rumorte, daß
an ein Arbeiten ohnehin nicht zu denken
gewesen wäre.
Amso ausfallender war die Stille, die
plötzlich eingetreten war und die dann von
einem Freudenschrei zerrissen wurde, der
sicherlich durch das ganze Laus gedrungen
war. Frau Eva stürmte in das Arbeits-
zimmer ihres Gatten, schwenkte eine Tüte
in der Land und in ihren Augen leuchtete
ein begeistertes Feuer, als sie einige un-
zusammenhängende Worte stammelte, mit
ihm durch das ganze Zimmer tanzte und
sich dann, völlig außer Atem, in seinen
Stuhl fallen ließ. '
Kopfschüttelnd blickte Friedrich Senkpiel
in das strahlende Gesicht seiner Frau:
„Ja, was gibt's denn??!"
Sie antwortete vorerst nicht, setzte nur
mit feierlicher Grandezza die Tüte auf das
halbsertige Manuskript, sodaß das Läus-
chen am stillen Waldsee davon gänzlich
bedeckt wurde und was die schnuppernde
Nase Friedrich Senkpiel's schon erraten
hatte, bestätigte die Aufschrift auf der Tüte:
„250 Gramm feinster Bohnenkaffee."
And dann erzählte Frau Eva: Ein be-
schauliches Dasein hatte dieser Bohnen-
kaffee in den letzten Monaten geführt. In
einer Blechbüchse, die nach ihrer Ansicht
Kamillentee für etwaige Krankheitsfälle
enthielt, war er vergessen worden und
mußte heute, am „achtzigsten" der Tante
Arsula, sozusagen zum zweitenmale das
Licht der Welt erblicken.
weiblicher Betätigung geradezu schwärmte. In dem sich nun ent-
spinnenden Zwiegespräch zwischen Friedrich Senkpiel und seiner
Frau klang die ganze Loffnungslostgkeit ihrer Lage wieder. Frau
Eva Senkpiel sah ihren Gemahl nicht gerade respektvoll an:
„Siehst du, wenn du gleichfalls Kunstmaler geworden wärest
wie dein Vetter Fritz, hätten wir vielleicht... aber sooo!"
And in diesem „sooo" lag eine Geringschätzung seiner geistigen
Erzeugnisse, die Friedrich Senkpiel in Larnisch brachte. Er ahmte
daher nicht nur den To», sondern auch den Blick seiner Frau
nach, als er erwiderte:
„Siehst du, wenn du ebe iso tüchtig auf dem Gebiet wärest wie
meine Base Emma, hätten wir vielleicht.aber sooooo!"
Es würde zu weit führen, jede Einzelheit der ehelichen Aus-
einandersetzung zu registrieren, jedenfalls beschloß Friedrich Senk-
piel nach Beendigung derselben, der Geburtstagsfeier überhaupt
sernzubleiben und wie weit die Mutlosigkeit Frau Eva's Wurzel
geschlagen hatte, ergab sich daraus, daß sie ihrem Gemahl wider-
248
Beschränktes Studium „Sie scheinen die Chemie nur zum Rätsellösen betrieben zu
haben, Lerr Kandidat. Ich habe mir da ein paar Kreuzwort-
rätsel angesehen und muß seststellen, daß Sie nur die Elemente kennen, nach
denen in solchen Rätseln gefragt wird."
Das Läuschen am Waldsee
„Wissen Sie, ich darf bis zur Vorstellung nicht müde werden . . .
ich nehme nämlich Stehplatz!"
KASSA
©
O c/o
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spruchslos zustimmte. — „Vielleicht berei-
ten wir durch unser Fernbleiben der alten,
verschrobenen Tante die größte Freude",
meinte sie nur noch mit zitternder Stimme
und wischte mit dem Landrücken nicht nur
eine Träne, sondern gewissermaßen auch
das Läuschen am Waldsee fort.
And so kam der Tag heran, an dem
sich die Göttin des Glücks für den Vetter
Fritz oder die Base Emma entscheiden
mußte. Friedrich Senkpiel saß an seinem
Schreibtisch und bemalte, tief in Gedanken,
ein halbfertiges Manuskript mit den Am-
rissen eines Läuschens, an dem auch ein
stiller Waldsee nicht fehlte, während Frau
Eva in der Küche derartig rumorte, daß
an ein Arbeiten ohnehin nicht zu denken
gewesen wäre.
Amso ausfallender war die Stille, die
plötzlich eingetreten war und die dann von
einem Freudenschrei zerrissen wurde, der
sicherlich durch das ganze Laus gedrungen
war. Frau Eva stürmte in das Arbeits-
zimmer ihres Gatten, schwenkte eine Tüte
in der Land und in ihren Augen leuchtete
ein begeistertes Feuer, als sie einige un-
zusammenhängende Worte stammelte, mit
ihm durch das ganze Zimmer tanzte und
sich dann, völlig außer Atem, in seinen
Stuhl fallen ließ. '
Kopfschüttelnd blickte Friedrich Senkpiel
in das strahlende Gesicht seiner Frau:
„Ja, was gibt's denn??!"
Sie antwortete vorerst nicht, setzte nur
mit feierlicher Grandezza die Tüte auf das
halbsertige Manuskript, sodaß das Läus-
chen am stillen Waldsee davon gänzlich
bedeckt wurde und was die schnuppernde
Nase Friedrich Senkpiel's schon erraten
hatte, bestätigte die Aufschrift auf der Tüte:
„250 Gramm feinster Bohnenkaffee."
And dann erzählte Frau Eva: Ein be-
schauliches Dasein hatte dieser Bohnen-
kaffee in den letzten Monaten geführt. In
einer Blechbüchse, die nach ihrer Ansicht
Kamillentee für etwaige Krankheitsfälle
enthielt, war er vergessen worden und
mußte heute, am „achtzigsten" der Tante
Arsula, sozusagen zum zweitenmale das
Licht der Welt erblicken.
weiblicher Betätigung geradezu schwärmte. In dem sich nun ent-
spinnenden Zwiegespräch zwischen Friedrich Senkpiel und seiner
Frau klang die ganze Loffnungslostgkeit ihrer Lage wieder. Frau
Eva Senkpiel sah ihren Gemahl nicht gerade respektvoll an:
„Siehst du, wenn du gleichfalls Kunstmaler geworden wärest
wie dein Vetter Fritz, hätten wir vielleicht... aber sooo!"
And in diesem „sooo" lag eine Geringschätzung seiner geistigen
Erzeugnisse, die Friedrich Senkpiel in Larnisch brachte. Er ahmte
daher nicht nur den To», sondern auch den Blick seiner Frau
nach, als er erwiderte:
„Siehst du, wenn du ebe iso tüchtig auf dem Gebiet wärest wie
meine Base Emma, hätten wir vielleicht.aber sooooo!"
Es würde zu weit führen, jede Einzelheit der ehelichen Aus-
einandersetzung zu registrieren, jedenfalls beschloß Friedrich Senk-
piel nach Beendigung derselben, der Geburtstagsfeier überhaupt
sernzubleiben und wie weit die Mutlosigkeit Frau Eva's Wurzel
geschlagen hatte, ergab sich daraus, daß sie ihrem Gemahl wider-
248
Beschränktes Studium „Sie scheinen die Chemie nur zum Rätsellösen betrieben zu
haben, Lerr Kandidat. Ich habe mir da ein paar Kreuzwort-
rätsel angesehen und muß seststellen, daß Sie nur die Elemente kennen, nach
denen in solchen Rätseln gefragt wird."
Das Läuschen am Waldsee
„Wissen Sie, ich darf bis zur Vorstellung nicht müde werden . . .
ich nehme nämlich Stehplatz!"
KASSA
©
O c/o
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Beschränktes Studium" "Wissen Sie, ich darf bis zur Vorstellung nicht müde werden..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5129, S. 248
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg