Befreit
(Victor Emanuel hat durch Rundfunk zum italienischen
Volke zu sprechen versucht und dabei die von den
anglo-amerikanischen Truppen besetzten Teile Italiens
als „befreite Gebiete“ bezeichnet.)
Ruf Sizilien machen sich breit
Die Yankees mitsamt den Briten;
fluch Süditalien hat schon
Sehr viel von ihnen erlitten,
Doch Victor Emanuel läßt
Die Stimme im Rundfunk erschallen
Und sagt, das könne ihm sehr
Als Landesvater gefallen.
Die Briten und Yankees sind
Sehr unangenehme Gäste.
Sie nehmen die Nahrung dem Volk
Und lassen kaum spärliche Reste;
Sie wirken, wo man sie sieht,
Nur Furcht und Schrecken erregend,
Doch Victor Emanuel meint:
Befreit ist jetzt diese Gegend.
Die Yankees und Briten sind
In ihrem Benehmen sehr rüde.
Sie prügeln die Männer im Land
Und sind zu den Frauen nicht prüde.
Sie treten soldatisch nicht auf,
Nein, wie die schlimmsten Banditen,
Doch Victor Emanuel spricht:
Befreiung ward diesen Gebieten.
fluch drückt er die Hoffnung aus,
Daß nicht so ferne die Zeit sei,
Daß in der nämlichen Art
Dann ganz Italien befreit sei.
Er irrt sich; es meint das Volk,
Als Trost nur könne gedeihen,
Daß es gelungen, das Land
Vom Könige zu befreien.
-VN.
„Wollen Sie eine Zigarre?"
„Nein — danke!" -
„Ich danke Ihnen!"
„Wenn das kein Wink des Schicksals ist!" jubelte Iran Eva
Senkpiel und ihr Gatte mußte ihr beipflichten, denn weder das
schönste Bild, noch die erlesenste Äandarbeit hatten jemals vermocht,
die Tante Arsula von ihrem Kännchen Kaffee zu trennen. Ihre
Siegeszuversicht litt daher auch nicht im Geringsten, als sie sowohl
vom Vetter Fritz wie auch von der Base Emma mit einem fast
mitleidigen Lächeln begrüßt wurden.
Einzig die Tante Arsula und das Ehepaar Senkpiel waren fröh-
lichster Laune, während die übrigen fluchtartig das Laus verließen,
nachdem die Tante achtlos die Läkelarbeit der Base Emma
über das Oelporträt des Vetters Fritz geworfen
hatte. Aus dem Garten klangen noch die Stimmen
durch das geöffnete Fenster und es war ohne Zweifel
die Stimme des Vetters Paul, der von „Schieber" sprach
und das beifällige Gemurmel wurde dann »och einmal
durch die giftige Stimme der Base Emma unterbrochen,
die wutbebend nur das eine Wort: „Erbschleicher"
ausstieß.
So waren Friedrich Senkpiel und seine Frau die
einzigen Gäste, als die spitze Nase der Tante den Duft
einsog, der ihrem Kännchen entströmte. Mit verklärtem
Lächeln führte diese dann die Tasse zum Munde und
eine Träne der Rührung feuchtete ihre Wangen beim
ersten Schluck, dem Friedrich Senkpiel und seine Frau
andächtig zuschauten.
„So ist halt mein Gustav, wenn ich kein' Abschiedsbrief schreib,
krieg i keine Liebesschwüre."
Ehe sie fortgingen, führte die Tante Arsula sie noch
einmal durch das Laus. „Euer Leim!" sagte sie leise
auflachend und gab erst Frau Eva und dann ihrem
Neffen einen schallenden Abschiedskuß.
249
(Victor Emanuel hat durch Rundfunk zum italienischen
Volke zu sprechen versucht und dabei die von den
anglo-amerikanischen Truppen besetzten Teile Italiens
als „befreite Gebiete“ bezeichnet.)
Ruf Sizilien machen sich breit
Die Yankees mitsamt den Briten;
fluch Süditalien hat schon
Sehr viel von ihnen erlitten,
Doch Victor Emanuel läßt
Die Stimme im Rundfunk erschallen
Und sagt, das könne ihm sehr
Als Landesvater gefallen.
Die Briten und Yankees sind
Sehr unangenehme Gäste.
Sie nehmen die Nahrung dem Volk
Und lassen kaum spärliche Reste;
Sie wirken, wo man sie sieht,
Nur Furcht und Schrecken erregend,
Doch Victor Emanuel meint:
Befreit ist jetzt diese Gegend.
Die Yankees und Briten sind
In ihrem Benehmen sehr rüde.
Sie prügeln die Männer im Land
Und sind zu den Frauen nicht prüde.
Sie treten soldatisch nicht auf,
Nein, wie die schlimmsten Banditen,
Doch Victor Emanuel spricht:
Befreiung ward diesen Gebieten.
fluch drückt er die Hoffnung aus,
Daß nicht so ferne die Zeit sei,
Daß in der nämlichen Art
Dann ganz Italien befreit sei.
Er irrt sich; es meint das Volk,
Als Trost nur könne gedeihen,
Daß es gelungen, das Land
Vom Könige zu befreien.
-VN.
„Wollen Sie eine Zigarre?"
„Nein — danke!" -
„Ich danke Ihnen!"
„Wenn das kein Wink des Schicksals ist!" jubelte Iran Eva
Senkpiel und ihr Gatte mußte ihr beipflichten, denn weder das
schönste Bild, noch die erlesenste Äandarbeit hatten jemals vermocht,
die Tante Arsula von ihrem Kännchen Kaffee zu trennen. Ihre
Siegeszuversicht litt daher auch nicht im Geringsten, als sie sowohl
vom Vetter Fritz wie auch von der Base Emma mit einem fast
mitleidigen Lächeln begrüßt wurden.
Einzig die Tante Arsula und das Ehepaar Senkpiel waren fröh-
lichster Laune, während die übrigen fluchtartig das Laus verließen,
nachdem die Tante achtlos die Läkelarbeit der Base Emma
über das Oelporträt des Vetters Fritz geworfen
hatte. Aus dem Garten klangen noch die Stimmen
durch das geöffnete Fenster und es war ohne Zweifel
die Stimme des Vetters Paul, der von „Schieber" sprach
und das beifällige Gemurmel wurde dann »och einmal
durch die giftige Stimme der Base Emma unterbrochen,
die wutbebend nur das eine Wort: „Erbschleicher"
ausstieß.
So waren Friedrich Senkpiel und seine Frau die
einzigen Gäste, als die spitze Nase der Tante den Duft
einsog, der ihrem Kännchen entströmte. Mit verklärtem
Lächeln führte diese dann die Tasse zum Munde und
eine Träne der Rührung feuchtete ihre Wangen beim
ersten Schluck, dem Friedrich Senkpiel und seine Frau
andächtig zuschauten.
„So ist halt mein Gustav, wenn ich kein' Abschiedsbrief schreib,
krieg i keine Liebesschwüre."
Ehe sie fortgingen, führte die Tante Arsula sie noch
einmal durch das Laus. „Euer Leim!" sagte sie leise
auflachend und gab erst Frau Eva und dann ihrem
Neffen einen schallenden Abschiedskuß.
249
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wollen Sie eine Zigarre?" "So ist halt mein Gustav..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5129, S. 249
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg