Fliegende Blätter (199.1943 (Nr. 5109-5135) = 99. Jahrg.)

Anknüpfung „Entschuldigen Sie meinen Lund, Lerr Assessor!

Er mag nicht, daß ich mit einem Bekannten spreche; dann ist
er eifersüchtig."

„Wenn er. bei mir Grund dazu hätte, würde ich das
entzückend finden."

Kleine ^eitsesekickten

Worum es sich handelt, darauf kommt es hier nicht an. Jedenfalls
meint Frau Mielenz, die Sache wäre so, und die Nachbarin Grünholz
behauptet, die Sache wäre anders.

„Wollen wir wetten?" fragt Frau Mielenz.

„Meinetwegen. Aber worum?"

„Nächste Woche wird Bohnenkaffee verteilt, 65 Gramm pro Person.
Wer verliert, muß der andern ihre Portion abgeben."

Frau Grllnholz schüttelt energisch den Kopf. „Ach nee, da wollen wir
lieber um zwanzig Mark wetten."

Vier Fahre haben Meta Glanz und Bruno Polle gebraucht, um zu
der Aeberzeugung zu gelangen, daß sie doch nicht zu einander passen. Also
haben sie die Verlobung in Güte gelöst. Das war richtig. Aber war es
auch richtig, daß sie einander die beiden Geschenke Zurückgaben, die sie sich
in der ersten Zeit der Liebe gemacht haben? Nein, das war Ansinn, denn
jetzt stehen in der Zeitung diese beiden Anzeigen!

Tauschgesuch. Gebe Lerren-Taschenuhr gegen Damen.'Zirmbanduhr.
Meta Glanz, Fliedergasse 7. ^

And zufällig gleich darunter:

Suche Lerren-Taschenuhr, biete Damen-Armbanduhr. Bruno Polle,
Katersteig 11.

Frau Romeike tyat ihre Fettkarte verloren, die neue Fettkarte. Welch
ein Schlag!

Aber nein, ein freundlicher Mann wehrt den Schlag des Schicksals
ab. Auf der Karte hat Namen und Adresse gestanden, und schon zwei
Stunden nach der Entdeckung des Verlustes stellt sich der freundliche
Mann als ehrlicher Finder ein.

Frau Romeike ist entzückt und will ihre Börse öffnen.

Geschmacksache „Fst's vielleicht nicht wunderbar?"
„Na ja! Etwas mehr Butter könnt' drin sein "

„Lassen Sie man!" sagt der freundliche Mann. „Ich Hab'
mir den Finderlohn schon abgeschnitte» — 'ne Marke für
ein Achtelpfund Butter."

„Sie waren doch früher ein so eifriger Theaterbesucher.
Warum haben Sie das aufgegeben?" fragt Blinker.

„Ist mir zu unbequem geworden," erklärt Groll. „Ich mag
nicht so früh aufstehn."

„Was heißt früh aufstehn? Das Theater fängt doch um
sechs Ahr abends an."

„Aber wie kommt man zu einer Karte? Doch nur am ersten
Tage des Vorverkaufs. And da muß man sich doch schon um
vier Ahr morgens anstellen." —on

Allerlei Seltenheiten

im Wert von dreißig Millionen Dollar, die von den
Amerikanern in Sizilien und Anteritalien erbeutet wurden,
sind unlängst in New Bork unter den Lämmer gekommen.
Wir hatten Gelegenheit, Einsicht in den Versteigerungskatalog
zu nehmen. Da fanden wir unter anderem folgende Raritäten:
I. Die Aeberreste der Braut von Messina; 2. der Dolch, mit
dem Möros zu Dionys dem Tyrannen schlich; 3. ein paar
letzte Brote von der Sizilianischen Vesper; 4. der beim Spazier-
gang nach Syrakus verwendete Wanderstock; 5. die gestörten
Kreise des Archimedes; 6. der Grundstein des Laufes Savoyen;
7. Victor Emanuels Kaiserkrone.

Nachträge zum Bädeker von Llnteritalien

Der Avernersee, nach Vergil der Eingang zur Anter-
welt, durch amerikanische Granattrichter verschüttet.

Pompeji, römische Stadt in Kampanien, im Jahre 79
vom Vesuv laienhaft, 1943 von den Amerikanern fachmännisch
zerstört.

Neapel. Nationalmuseum geschlossen, die Kunstwerte be-
finden sich in Schutzhaft in New 'Aork. — Santa Lucia, einst
Lafenviertel, jetzt nur noch Refrain eines Volksliedes.

Vesuv, feuerspeiender Berg bei Neapel, 1186 Meter hoch,
überstand allein glücklich die amerikanische Invasion.

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