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Bodj mit ües öeschickes Mächten.
Eine lragikomtsche Geschichte von Karl Ler mann Cordt
Acht Tage später schrieb
Otto Labermann einen
zweiten Brief, diesmal an
den Klavierlehrer Dabel-
stein, der einige Tage nach
ihm eine Wohnung im
Rebenhaus bezogen hatte
und seitdem sozusagen
Wand an Wand mit ihm
wohnte.
„Mein Lerr!
Wenn Sie schon die
Absicht haben, geistig ar-
beitende Menschen mit
Ihrem Geklimper an den
Rand des Wahnsinns zu
bringen, üben Sie Ihre
verabscheuungswürdige Tätigkeit am besten auf dem Monde oder
doch wenigstens in der Nähe einer Kaltwafferheilanstalt aus. Sollten
Sie diesen meinen Rat nicht befolgen, so stehe ich für nichts I Auch
Ihre Schüler entgehen sodann der rächenden Nemesis nicht!
Otto Labermann."
Im Grunde war Otto
Labermann ein gutmütiger
Mensch, aber wenn die
Schüler des Lerrn Dabel-
stein mit endlosen Ton-
leitern und Etüden seine
geistige Schaffenskraft als
Dichter lähmten, so konnte
man ihm den Zornesaus-
bruch zum mindesten nach-
fühlen. Aber das Schick-
sal geht oft seltsame Wege.
Gerade auf dem Wege zur
Post, die besagtem Lerrn
Dabelstein das mehr als
geharnischte Protestschrei-
ben auf dem ordnungs-
mäßigen Weg überbringen
sollte, begegnete ihm das
Mädchen, das ihm so oft
als das Ideal einer Frau
vorgeschwebthatte.Schlank
wie eine Gazelle, die seiden-
bestrumpften Beine von
einer Form, die das Helle
Entzücken Ottos hervor-
rief, ging sie vor ihm
über die Straße. Ihre
blonden Locken verwirrten
vollends sein Gemüt und
ließen ihn alles, sogar den
Brief an Lerrn Dabel-
stein vergessen. Anange-
tastet ruhte er in der
Seitentasche seines Man-
tels. Sicherlich, das war
Ottos feste Aeberzeugung,
wollte das Geschick ihn mit
den Widrigkeiten der letz-
ten Tage versöhnen, denn
wenn das blonde Mädchen
Beweis
„Ob ich's ehrlich mit Ihnen meine?
Lier haben Sie's schwarz auf weiß."
Drei Tage bewohnte Otto Labermann sein neues Zimmer, da
schrieb er an seinen Freund Adolar:
„Lieber Adolar!
Aus tiefstem Äerzen danke ich dem Schicksal dafür, daß es mich
das freigewordene Zim-
mer bei der Witwe Schlau-
busch finden ließ. Die alte
Dame ist entzückend, man
braucht ihr nichts zu sagen,
sie macht alles so selbstver-
ständlich ..... ich bin bei
ihr aufgehoben wie ein
Sohn bei seiner Mutter.
Frau Schlaubusch ist eine
Perle.ein Juwel
.kurz, der Traum
aller möblierten Lerren!
Nicht eher werde ich den
Staub dieses gastlichen
Laufes von den Füßen
schütteln, bis ich die Eine
gefunden habe, die Eine,
die mit mir als Frau
Labermann durch das
Leben geht!
Dein überaus zufriedener
Freund Otto."
278
Bodj mit ües öeschickes Mächten.
Eine lragikomtsche Geschichte von Karl Ler mann Cordt
Acht Tage später schrieb
Otto Labermann einen
zweiten Brief, diesmal an
den Klavierlehrer Dabel-
stein, der einige Tage nach
ihm eine Wohnung im
Rebenhaus bezogen hatte
und seitdem sozusagen
Wand an Wand mit ihm
wohnte.
„Mein Lerr!
Wenn Sie schon die
Absicht haben, geistig ar-
beitende Menschen mit
Ihrem Geklimper an den
Rand des Wahnsinns zu
bringen, üben Sie Ihre
verabscheuungswürdige Tätigkeit am besten auf dem Monde oder
doch wenigstens in der Nähe einer Kaltwafferheilanstalt aus. Sollten
Sie diesen meinen Rat nicht befolgen, so stehe ich für nichts I Auch
Ihre Schüler entgehen sodann der rächenden Nemesis nicht!
Otto Labermann."
Im Grunde war Otto
Labermann ein gutmütiger
Mensch, aber wenn die
Schüler des Lerrn Dabel-
stein mit endlosen Ton-
leitern und Etüden seine
geistige Schaffenskraft als
Dichter lähmten, so konnte
man ihm den Zornesaus-
bruch zum mindesten nach-
fühlen. Aber das Schick-
sal geht oft seltsame Wege.
Gerade auf dem Wege zur
Post, die besagtem Lerrn
Dabelstein das mehr als
geharnischte Protestschrei-
ben auf dem ordnungs-
mäßigen Weg überbringen
sollte, begegnete ihm das
Mädchen, das ihm so oft
als das Ideal einer Frau
vorgeschwebthatte.Schlank
wie eine Gazelle, die seiden-
bestrumpften Beine von
einer Form, die das Helle
Entzücken Ottos hervor-
rief, ging sie vor ihm
über die Straße. Ihre
blonden Locken verwirrten
vollends sein Gemüt und
ließen ihn alles, sogar den
Brief an Lerrn Dabel-
stein vergessen. Anange-
tastet ruhte er in der
Seitentasche seines Man-
tels. Sicherlich, das war
Ottos feste Aeberzeugung,
wollte das Geschick ihn mit
den Widrigkeiten der letz-
ten Tage versöhnen, denn
wenn das blonde Mädchen
Beweis
„Ob ich's ehrlich mit Ihnen meine?
Lier haben Sie's schwarz auf weiß."
Drei Tage bewohnte Otto Labermann sein neues Zimmer, da
schrieb er an seinen Freund Adolar:
„Lieber Adolar!
Aus tiefstem Äerzen danke ich dem Schicksal dafür, daß es mich
das freigewordene Zim-
mer bei der Witwe Schlau-
busch finden ließ. Die alte
Dame ist entzückend, man
braucht ihr nichts zu sagen,
sie macht alles so selbstver-
ständlich ..... ich bin bei
ihr aufgehoben wie ein
Sohn bei seiner Mutter.
Frau Schlaubusch ist eine
Perle.ein Juwel
.kurz, der Traum
aller möblierten Lerren!
Nicht eher werde ich den
Staub dieses gastlichen
Laufes von den Füßen
schütteln, bis ich die Eine
gefunden habe, die Eine,
die mit mir als Frau
Labermann durch das
Leben geht!
Dein überaus zufriedener
Freund Otto."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Beweis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)