Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sendboten der Kultur auf Sizilien

„Mensch, Jonny, hast du geseh’n? Von einem Photoapparat scheint
man hierzulande keinen blauen Dunst zu haben!“

Herr Mai als Neuerer

Weihnachten nahte wieder einmal.
„Was schenken wir den Kindern?" fragten
sich Lerr und Frau Mai. „Spielzeug ist
knapp. Wer weiß, ob wir welches bekom-
men können."

„Lerr Kunze, unser langjähriger Liefe-
rant von der Königsstraße, hat mir ein
Stück versprochen, wenn er etwas herein-
bekommt. Aber auch das ist noch völlig
ungewiß und bas eine Stuck können wir
doch nicht in vier Teile zerlegen," meinte
Frau Mai.

„Die Rationierung eines Rollers oder
einer Krusepuppe dürfte wenig Beifall bei
Irma, Trude, Lans und Kurt! erregen,"
pflichtete ihr Lerr Mai bei.

„So bleibt wohl nichts anderes übrig,
als die Geschenke selbst anzufertigen."

„Wie stellst du dir das vor, liebe Agathe ?
Glaubst du, daß von deinen zarten Länden
fabrizierte Gaben bei unserer Nachkom-
menschaft besonderen Anklang fänden? Du
bist eine tüchtige Lausfrau, eine gute
Köchiu, ein Gänsebraten gelingt dir sicher
besser als ein Teddybär."

„Ich habe weder Ehrgeiz noch Zeit für
solche Dinge und überlasse dir gern die
Fabrikation der Weihnachtsgeschenke."

„Mir?"

„Warum nicht?"

„Du kannst dich abends auch mal nütz-
lich beschäftigen, statt immer Briefmarken
philatelistisch zu bespeicheln oder den Tief-
sinn der Kreuzworträtsel zu ergründen."

„Aber ich habe doch stets nur Menschen
gegen den Ernst des Lebens versichert und
nie ihrem Spiel gedient. Wie sollte ich
plötzlich einen Baukasten oder eine Puppen-
küche ins Leben rufen?"

282

„Last du den» nicht gelesen, daß Spiel-
warenkurse für Väter eingerichtet wurden?"

„Ausgerechnet für Väter!"

„Weil ihr Väter noch immer mehr
Zeit habt als wir vielgeplagten Mütter."

„Ein alter weiblicher Irrglaube! Und
du denkst wohl, ich werde . . . ."

„Natürlich wirst du! Darüber besteht
keine Meinungsverschiedenheit! Weih-
nachtsgeschenke sind Väterpflicht. Und die
Kinder erwarten, daß die Väter ihre Pflicht
tu». Kannst du schon keine Geschenke kaufen,
so mußt du sie erzeugen."

Lerr Mäi sah ein, daß er weihnacht-
liche Pflichten gegen seine Nachkommen
hatte. Er ging zur nächsten Mütter-
schule und meldete sich als Schüler zum
Spielzeugkursus an.

„Ich bin ein hundertprozentiger Igno-
rant," gestand er der Kur-
susleiterin.

„Das sind alle unsere
Schüler," tröstete ihn die
sachverständige Dame.

„Eine geschickte Land, ein
bißchen Phantasie und ei-
nigen wertlosen Kram, das
ist alles, was Sie nötig
habe». Bringe» Sie mor-
gen zur ersten Stunde alte
Lumpen, Scherben und
Trümmer von Spielsache»
und anderen Dingen mit
und wir werden Ihne»
helfen, etwas Neues da-
raus zu machen."

Lerr Mai ging be-
ruhigt nach Lause und
machte sich auf die Suche
nach Lumpen, Scherben und
Trümmer. Es ist staunens-
wert, was für Gerümpel

Warum?

(ln der „Daily Mail" hat der USfl-Hauptmann Heckethorne
den Mangel an Disziplin bei den amerikanischen Soldaten
mit drastischen Beispielen geschildert.)

Ganz schrecklich ist es, sprach der Hauptmann,
Bestellt mit unsrer Disziplin.

Bis Vorgesetzter oftmals glaubt man,

Daß sowas gar nicht möglich schien.

Bis Hauptmann muß ich doch erwarten,
Daß der Soldat mir gleich pariert
Und ohne weitre Redensarten
Gefügig tut, was kommandiert.

So will’s die Disziplin. Gewöhnlich
Jedoch will der gemeine Mann
Entscheiden erst einmal persönlich,

Ob der Befehl ihm passen kann.

Ich hab’ zum Beispiel „Kehrt!“ befohlen —
Dreht der Soldat sich dann herum?

Er rührt sich nicht auf seinen Sohlen
Und fragt bedächtig erst: „Warum?“

Scheint ihm ein „Vorwärts marsch!“ beschwerlich,
Gehorcht er nicht sofort und stumm :

Er denkt, das sei wohl doch entbehrlich,
Und er erkundigt sich: „Warum?"

Nur eines wird ihm immer passen,

Das nimmt in keinem Fall er krumm;

Geb’ ich Befehl zum Essenfassen,

Dann fragt er gar nicht erst: „Warum?"

Doch sonst wünscht er in andern Fällen
Durch eigenes Ingenium
Die Sache für sich aufzuhellen
Mit frech gesprochenem: „Warum?"

Ich weiß bei solcher Ungeheuern
Ermangelung der Disziplin
Nicht, den Soldaten anzufeuern,

Und richte kaum das Wort an ihn.

«

Denn sagte ich: „Wir müssen siegen!"

Würd’ ich mit einigem Gebrumm
Darauf vielleicht die Antwort kriegen:
„Nanu? Wieso? Weshalb? Warum?“

„Liebste Erika! Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen, nur
ich bekomme beinahe gar keine. In alter Treue dein Karl."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sendboten der Kultur auf Sizilien" "Liebste Erika!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Rainer, Sigi
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5132, S. 282
 
Annotationen