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„Es geht nichts über eine schöne Leinwand, nicht wahr, Fräulein?
„Doch, Äerr Kunstmaler, jeder Film! “

Sine Ohrfeige

„Eine schlechte Nacht haben Sie gehabt? O, o — ein gutes Ge-
wissen ist das beste Ruhekissen."

Korthals ignoriert diese unpassende Bemerkung; er erklärt sach-
lich: „Mein Rheumatismus hat mich geplagt."

„So, so!" Man merkt es Plaschke an: er hört mit Vergnügen,
daß Korthals Schmerzen gehabt habe, Aber er sagt weiter nichts;
es fällt ihui wohl gerade nichts Unpassendes ein.

Jetzt greift Roller ein. „Rheumatismus ist ekelhaft. Wenn ich
bei Ihnen geivesen wäre, hätte ich den Schmerz weggebracht."

„Nanu, haben Sie sich im Nebenberuf als Arzt etabliert oder
als Leilkünstler?" Plaschke lächelt Lohn. „Sie besitzen wohl Mor-
phium und ein Spritzchen?"

„Labe ich nicht nötig; ich mache das durch Suggestion. Ganz
zufällig habe ich mal entdeckt, daß ich das kann. Mein Schwager
ivar bei mir. Das Zimmer war überheizt, und er saß am Fenster,
das wohl nicht dicht schloß; da muß er Zugluft im Rücken gekriegt
haben. Auf einmal brüllt er los und kann sich kaum bewegen:
L,exenschuß. Ich will ihn beruhigen und lege ihni die Land auf die
Schulter. Und dabei sage ich — wie ich darauf gekommen bin, weiß
ich selbst nicht -- dabei sage ich also ein paarmal: ,Du spürst nichts!
Du spürst nichts! Du spürst nichts'/ Und da war der Schmerz weg;
ganz vergnügt konnte mein Schwager nach Lause geh», Am nächsten
Tage freilich spürte er doch wieder etwas; heilen konnte ich ihn
natürlich nicht. Aber gar so schlimm ivar es dann nicht inehr; da
konnte er sich bewegen und einen Arzt aufsuchen."

„Dann war es eben kein richtiger Lexenschuß," meint Plaschke.

„Na, Sie hätten meinen Schwager brüllen hören sollen. Außer-
dem — ich habe das später dutzende Male fertiggebracht: bei Leuten,
die Zahnschmerzen hatten, oder denen die Lühneraugen wehtaten,

und in ähnlichen Fällen. Sie könnten sich übrigens beim Doktor
Stobbe erkundigen, wenn er nicht gerade verreist wäre. Der war
zugegen, als meine Frau vor einem Jahre unser jüngstes Mädelchen
bekam. Ich saß an ihrem Bett, legte die Land auf ihre Schulter
und sagte: ,Du spürst nichts! 'Du spürst nichts! Du spürst nichts!'
Und wirklich, es ging ganz glatt."

„Das ist kein Beweis," erklärt Plaschke. „Denn erstens: Ihre
Gattin hat Sie vielleicht in dem Glauben lassen wollen, daß Ihr
Zureden helfe, und zweitens: es mag ja tatsächlich ganz leicht
gegangen sein; das koinint doch vor."

Roller zuckt die Achseln. „Schade, daß Sie jetzt nicht gerade
Koliken haben oder einen Magenkrainpf. Dann könnte ich Sie von
Ihrem Unglauben bekehren."

„Ich danke für Koliken oder Magenkrampf. Nee, Lerr Roller,
bei mir würde Ihre Kunst vergeblich sein; ich bin nicht so leicht zu
beeinflussen."

„Sie sind es! Ich wette mit Ihnen, daß Sie es sind. Um zwanzig
Mark wette ich. Da!" Und Roller zieht seine Brieftasche und legt
einen Zwanzigmarkschein auf den Tisch.

Plaschke gefällt der Zwanzigmarkschein; er schaut ihn mit begehr-
lichen Blicken an. „Wie wollen Sie denn die Wette zum Austrag
bringen?"

„Ganz einfach: wir rufen den Kellner, und er wird beauftragt.
Ihnen eine Ohrfeige zu geben, während ich die Land auf Ihre
Schulter lege und Ihnen einrede, daß Sie nichts spüren werden.
Wenn Sie dann doch etwas spüren, habe ich die Wette verloren."

Plaschke verzieht das Gesicht, als hätte er die Ohrfeige schon
bekommen. Mit einem bedauernden Blick auf den Zwanzigmark-
schein schüttelt er den Kopf. „Nee, vom Kellner würde mir das doch
nicht passen."

SN
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Es geht nichts über eine schöne Leinwand, nicht wahr, Fräulein?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5134, S. 304
 
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