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PROFESSOR LEHRSAM
Von Joses Frank
Professor Lehrsam war kürzlich in den Ruhestand getreten. Ohne
Rücksicht auf seine Lauswirtin. Frau Mumpe beherbergte grund-
sätzlich nur berufstätige Untermieter, zur Schonung ihres baufälligen
Mobiliars. Als Ruheständler aber saß und lag Professor Lehrsam
den ganzen Tag zu Laufe herum und beschleunigte den Ruin der
gemieteten Ruinen. Frau Mumpe sah sich daher genötigt, ihr kost-
bares Lab und Gut seinem zerstörerischen Müßiggang durch Kün-
digung zu entziehen.
Professor Lehrsam mußte sich nach einem Asyl Umsehen, wo er
bei Tag wie bei Nacht geduldet wurde. Er studierte die Zeitungs-
anzeigen und las: „Aelkerem, solidem Ruheständler wird herrliches
Leim mit allen Bequemlichkeiten geboten gegen fünfzig Mark
Monatsmiete und Verrichtung leichter Lausarbeit. Witwe Amalie
Knoblich, Kantstraße 52." Es gab doch noch menschenfreundliche
Seelen, stellte Professor Lehrsam befriedigt fest, die Mietern auch
bei Tag «in Obdach gewähren. Eiligst begab er sich in die Kantstraße,
zur menschlichen Frau Knoblich. In Gewissenhaftigkeit ergraut, hielt
er unterwegs strenge Selbstprüsung, ob er auch den Anforderungen
Frau Knoblichs voll entspräche. Er war Ruheständler, konnte sich
nicht nur älter, sondern mit gutem Recht alt nennen, und seine Soli-
dität war über jeden Zweifel erhaben. War auch seine hauswirt-
schaftliche Tauglichkeit bis dato nicht erprobt, sein Wille war der
beste. Alles in allem wohl bedacht, erschien ihm das herrliche Leim
gegen Aufzahlung von fünfzig Mark monatlich nicht völlig unverdient.
Kleinlaut klingelte er an Frau Knoblichs Wohnung, wie es
Bittstellern ziemt, die die Gnade eines Obdachs zu würdigen wissen.
Die Tür öffnete sich behutsam und ein Paar forschender Eulenaugen
stach aus dem Dunkel des Spaltes. „Labe ich die Ehre mit Frau
Knoblich . . .?" lispelte Professor Lehrsam. „Die Ehre haben Sie/
krächzte es aus dem Dunkel, „Sie wünschen?" — „Dürfte ich mich
vielleicht um das Leim bewerben, von dem Sie die Oeffentlichkeit
durch die Presse in Kenntnis setzten?"
Professor Lehrsam wurde eingelassen und stand vor einem alt-
modisch kostümierten Gestell, auf dem vorbesagter Eulenkopf wackelte.
totdlMCA.
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.Tolle Sache! Das ist das erste Mal, daß in unserm Theater einer eingeschlafen ist."
,Ree, baS wird wohl schon manchem passiert sein, aber dieser ist der erste, der nicht bei Schluß aufgewacht ist?
PROFESSOR LEHRSAM
Von Joses Frank
Professor Lehrsam war kürzlich in den Ruhestand getreten. Ohne
Rücksicht auf seine Lauswirtin. Frau Mumpe beherbergte grund-
sätzlich nur berufstätige Untermieter, zur Schonung ihres baufälligen
Mobiliars. Als Ruheständler aber saß und lag Professor Lehrsam
den ganzen Tag zu Laufe herum und beschleunigte den Ruin der
gemieteten Ruinen. Frau Mumpe sah sich daher genötigt, ihr kost-
bares Lab und Gut seinem zerstörerischen Müßiggang durch Kün-
digung zu entziehen.
Professor Lehrsam mußte sich nach einem Asyl Umsehen, wo er
bei Tag wie bei Nacht geduldet wurde. Er studierte die Zeitungs-
anzeigen und las: „Aelkerem, solidem Ruheständler wird herrliches
Leim mit allen Bequemlichkeiten geboten gegen fünfzig Mark
Monatsmiete und Verrichtung leichter Lausarbeit. Witwe Amalie
Knoblich, Kantstraße 52." Es gab doch noch menschenfreundliche
Seelen, stellte Professor Lehrsam befriedigt fest, die Mietern auch
bei Tag «in Obdach gewähren. Eiligst begab er sich in die Kantstraße,
zur menschlichen Frau Knoblich. In Gewissenhaftigkeit ergraut, hielt
er unterwegs strenge Selbstprüsung, ob er auch den Anforderungen
Frau Knoblichs voll entspräche. Er war Ruheständler, konnte sich
nicht nur älter, sondern mit gutem Recht alt nennen, und seine Soli-
dität war über jeden Zweifel erhaben. War auch seine hauswirt-
schaftliche Tauglichkeit bis dato nicht erprobt, sein Wille war der
beste. Alles in allem wohl bedacht, erschien ihm das herrliche Leim
gegen Aufzahlung von fünfzig Mark monatlich nicht völlig unverdient.
Kleinlaut klingelte er an Frau Knoblichs Wohnung, wie es
Bittstellern ziemt, die die Gnade eines Obdachs zu würdigen wissen.
Die Tür öffnete sich behutsam und ein Paar forschender Eulenaugen
stach aus dem Dunkel des Spaltes. „Labe ich die Ehre mit Frau
Knoblich . . .?" lispelte Professor Lehrsam. „Die Ehre haben Sie/
krächzte es aus dem Dunkel, „Sie wünschen?" — „Dürfte ich mich
vielleicht um das Leim bewerben, von dem Sie die Oeffentlichkeit
durch die Presse in Kenntnis setzten?"
Professor Lehrsam wurde eingelassen und stand vor einem alt-
modisch kostümierten Gestell, auf dem vorbesagter Eulenkopf wackelte.
totdlMCA.
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.Tolle Sache! Das ist das erste Mal, daß in unserm Theater einer eingeschlafen ist."
,Ree, baS wird wohl schon manchem passiert sein, aber dieser ist der erste, der nicht bei Schluß aufgewacht ist?
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Tolle Sache!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5136, S. 5136_002
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg