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Die Liebe geht durch den Magen

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DE C3AULLE


Professor Lehrsam

„Laben Sie Führungszeugnisse von den Lerrschaften, bei denen Sie
früher dienten?" — „Ich diente bisher der Wissenschaft." — „And
die hat Ihnen keine Zeugnisse ausgestellt? Was sind Sie denn?" —
„Professor der Astronomie." — „Int'ressant! Da können Sie mir
ja mein Loroskop stellen!" — „Ich fürchte, hierin nicht ganz zuständig
zu sein." — „Wozu haben Sie denn dann die Sterne studiert? Was
können Sie noch?" — „Mathematik, Geometrie, Stereometrie, Tri-
gonometrie, Integral-" — „Ich mein', was können Sie Brauch-

bares ?" — „Verzeihung, gnädige Frau, darf ich mir die Bemerkung
erlauben, daß diese Wissenschaften als sehr brauchbar gelten." —
„Na, das ist Ansichtssache... Ich meine, was können Sie Praktisches?
Können Sie Fensterputzen?" — „Aufrichtig gestanden, habe ich mich
darin nie versucht, aber ich werde mich bemühen, es zu lernen." —
„In Ihrem Alter lernt man nichts mehr! ... Können Sie wenigstens
Teppiche behandeln?" — „Ich werde sie gut behandeln, sie sollen
unter meinen Tritten nicht zu leiden haben." — „Das wollt' ich
Ihnen auch nicht raten! Aber darnach Hab' ich nicht gefragt. Ich
will wissen, ob Sie Teppiche pflegen können." — „Ich pflegte manches
in meinem Leben, Teppiche aber waren nicht darunter." — „Also
auch das nicht! Können Sie Staub saugen?" — „Ich habe, wie bei
längerem Erdenaufenthalt begreiflich erscheint, viel Staub geschluckt,
gesaugt aber eigentlich nicht." — „Ich bitte mir mehr Ernst aus,
als Lanswurst engagiere ich Sie nicht. Ich hätte gute Lust. . .."
Sie brach ab und bezwang im Linblick auf das erhoffte Loroskop
ihre gute Lust. „Na, ich will mal mit Ihnen einen Versuch machen.
Wie ist Ihr Vorname?" — „Alfred." — „Also, Alfred, zieh'n Sie
Ihren Rock aus! Stülpen Sie die Aermel auf und binden Sie sich
die Schürze vor!"

In Lehrsam lehnte sich heimlich der Professor auf, aber des
unumgänglichen Obdachs wegen bezwang er die verstohlenen Fron-
deurgelüste. „Dürfte ich vielleicht zuerst das Leim sehen, das Sie
gütigst in Aussicht stellten? — „Dazu ist jetzt keine Zeit! Erst die
Arbeit und dann das Vergnügen! Kommen Sie in die Küche und
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spülen Sie das Geschirr! Aber zerschlagen Sie mir nichts, sonst
ist's aus mit unserer Freundschaft!" Professor Lehrsam betupfte
behutsam einen Teller mit dem nassen Spüllumpen und suchte sorg-
sam die Tunkenkleckse auszulöschen. Frau Knoblich betrachtete
wackelnden Kopfes das Reinigungswerk: „Den Geschwindigkeits-
rekord im Geschirrspüle» werden Sie nie erzielen. Sind Sie beim
Sterngucken auch so flink gewesen?" — „In meiner Wissenschaft
kommt es vor allem auf Exaktheit an." — „Na, exakt spülen Sie
grad anch nicht. Da an der Tasse klebt doch noch ei» Viertelpfund
Kaffee-Ersatz!" — „Entschuldigen Sie gütigst, ich leide an Kurzsichtig-
keit." — „Sie bestehen anscheinend aus lauter Mankos! And so was
schimpft sich Professor!" — „Verzeihen, ich schimpfe mich nicht Pro-
fessor, ich bin es!" „Na, Sie werden wohl auch nur durch Protek-
tion an die Sterne rangekommen sein! Man kennt das ja!" — An
Professor Lehrsam rüttelte gerechte Entrüstung, die Kaffeekanne,
die er gerade hantierte, entglitt den zitternden Länden und zerschellte
klirrend am Boden. „Ich hab's ja geahnt!" triumphierte Frau
Knoblich. „Jetzt machen Sie aber, daß Sie aus der Küche hinaus
kommen. Sie alter Zitterrochen! Nehmen Sie den Eimer und den
Putzlumpen und wischen Sie das Vorzimmer auf!"

Professor Lehrsam trollte sich mit dem Neinigungsgerät davon.
Aechzend ging er in die Kniebeuge und schleifte gebückt den Scheuer-
lumpen wie eine ertränkte Katze am Boden hin. Schon stand Frau
Knoblich hinter ihm. „Alfred, so wird bei mir nicht gearbeitet!
Auf die Knie und gerieben!" Stöhnend sank Professor Lehrsam
auf den Fußboden. „Nun scheuern Sie los. Mit rechtem Ingrimm!
Das stärkt die Muskeln. Legen Sie Ihre Ehre darein, daß alles
blitzt und blankt!"

Frau Knoblich zog sich in die Küche zurück zur Bereitung ihres
Mahles. Der Wohlgeruch von Pfannenkuchen verbreitete sich durch
die Wohnung und erregte in dem scheuernden Astronomen mittgg-
liche Gelüste. Er rieb und wusch auf geräuschvollste Weise, um sich
in der Küche drinnen in empfehlende Erinnerung zu bringen. Umsonst.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Liebe geht durch den Magen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Sowjetunion
Frankreich
Libanon
Gaulle, Charles de
Personifikation
Bär
Diplomatische Beziehungen

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5136, S. 5136_004

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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