Der Mann mit dem harten Kopf
Kleine Ckronik
Das Reuterbüro har rühmend gemeldet, General Clark, der Be-
fehlshaber der 5. amerikanischen Armee in Süditalien, habe einige Zeit
im deutschen Feuer gestanden, und etwa ein halb Dutzend Granaten
seien in seinerEstähe niedergefallen.
Reuter hat bei diesem Bericht über Äeldenmut eine Lauptsache
vergessen; es hätte noch gesagt werden müssen, daß der General
nicht mit der Wimper gezuckt habe.
Als Columbien an Deutschland und Japan den Krieg erklärte,
hat das der amerikanische Außenminister Lull eine „Aktion im
Einklang mit den edlen Traditionen
Columbiens" genannt.
Die edlen Traditionen bestehen
darin, den Befehlen aus Washing-
ton zu gehorchen.
Nach Mitteilung des Radio-Bari
hat Victor Emanuel die Titel Kaiser
von Aethiopien und König von Al-
banien abgelegt; er wird sich nur
noch König von Italien nennen.
Auch das ist nur »och eine Titu-
larangelegenheit; denn eigentlich hat
er schon längst auf jede Würde
verzichtet.
Wendell Willkie wirbt für seine
Präsidentschaftskandidatur eifrig um
die Stimmen der Neger; er hat er-
klärt, er werde ein neuer Abraham
Lincoln sein.
Er hat wohl nicht daran gedacht,
daß Abraham Lincoln ermordet
worden ist.
Am die Bevölkerung mit den
schmalen Fleischrationen zu ver-
söhnen, hat das britische Ernährungs-
Ministerium überall im Lande Plakate
anschlagen lassen mit dem Bilde
Bernard Shaws, der bekanntlich
Vegetarier ist, und dem Text: „Ich
wurde gesund durch Pflanzenkost!
Auch du kannst es werden, wenn
du auf deine Fleischration verzichtest."
Das ist ein ungeschicktes Manö-
ver. Denn die meisten Engländer
werden natürlich sagen: „Nanu, ich
32
bin ja gar nicht krank! Warum soll ich also auf meine Fleischration
verzichten? And wenn ich es täte — wer würde sie dann kriegen?"
Die englische Wochenschrift „New Leader" hat geschrieben, die
Politik der ASA sei die gewaltigste Explosion des Superimperialis-
mus, die die Welt je gesehen habe.
Man denkt dabei an jenP, Frosch, der sich aufblähte, bis er platzte.
Im amerikanischen Kongreß erklärte der Abgeordnete Sumner,
England sei von einem Ende der Welt bis zum anderu gehaßt; die
ASA sollten sich deshalb nicht zu sehr mit ihm einlassen.
Warum nicht? Die ASA werden bald ebenso gehaßt sein —on.
Britischer Anspruch
(Englische Zeitungen fordern, daß Großbri-
tannien die Färöer in Besitz nehmen soll,
dafür wird eine merkwürdige Begründung
angeführt.)
Die Färöer sind allerdings
Beträchtlich lange schon dänisch.
Doch schiert uns das nicht,- wir sind
Nicht schwächlich und neurasthenisch
Und melden die Forderung an:
Besagte Inseln — sie heißen
Die Schafinseln auch — die muß
Britannien an sich reißen.
Wer das bestreitet, dem sei
Hiermit belehrend verkündet:
Wir haben ein Recht darauf.
Das geographisch begründet
Die Inseln haben einmal
Vor Zeiten, vor ziemlich langen.
Wie klar die Forschung beweist.
Mit Schottland zusammengehangen
Das war zur Tertiärzeit und zwar
Im Miocän, da dehnte
Das Land sich so weit hinauf.
Und keine Lücke dort gähnte.
Erst später hat dann das Meer
Die weite Trennung geschaffen,-
Das Wasser pflegt öfter ja
Vom Festland was wegzuraffen.
Man komme uns aber nicht
Mit dem Einwand und der Beschwerde.
Zur Zeit, als sich dieses begab.
War noch kein Mensch auf der Erde
Das grade spricht ja für uns.
Denn hätten schon damals wir Briten
Gelebt, dann hätten wir nicht
Die Bildung der Lücke gelitten,
—on.
Reutergrab
Kleine Ckronik
Das Reuterbüro har rühmend gemeldet, General Clark, der Be-
fehlshaber der 5. amerikanischen Armee in Süditalien, habe einige Zeit
im deutschen Feuer gestanden, und etwa ein halb Dutzend Granaten
seien in seinerEstähe niedergefallen.
Reuter hat bei diesem Bericht über Äeldenmut eine Lauptsache
vergessen; es hätte noch gesagt werden müssen, daß der General
nicht mit der Wimper gezuckt habe.
Als Columbien an Deutschland und Japan den Krieg erklärte,
hat das der amerikanische Außenminister Lull eine „Aktion im
Einklang mit den edlen Traditionen
Columbiens" genannt.
Die edlen Traditionen bestehen
darin, den Befehlen aus Washing-
ton zu gehorchen.
Nach Mitteilung des Radio-Bari
hat Victor Emanuel die Titel Kaiser
von Aethiopien und König von Al-
banien abgelegt; er wird sich nur
noch König von Italien nennen.
Auch das ist nur »och eine Titu-
larangelegenheit; denn eigentlich hat
er schon längst auf jede Würde
verzichtet.
Wendell Willkie wirbt für seine
Präsidentschaftskandidatur eifrig um
die Stimmen der Neger; er hat er-
klärt, er werde ein neuer Abraham
Lincoln sein.
Er hat wohl nicht daran gedacht,
daß Abraham Lincoln ermordet
worden ist.
Am die Bevölkerung mit den
schmalen Fleischrationen zu ver-
söhnen, hat das britische Ernährungs-
Ministerium überall im Lande Plakate
anschlagen lassen mit dem Bilde
Bernard Shaws, der bekanntlich
Vegetarier ist, und dem Text: „Ich
wurde gesund durch Pflanzenkost!
Auch du kannst es werden, wenn
du auf deine Fleischration verzichtest."
Das ist ein ungeschicktes Manö-
ver. Denn die meisten Engländer
werden natürlich sagen: „Nanu, ich
32
bin ja gar nicht krank! Warum soll ich also auf meine Fleischration
verzichten? And wenn ich es täte — wer würde sie dann kriegen?"
Die englische Wochenschrift „New Leader" hat geschrieben, die
Politik der ASA sei die gewaltigste Explosion des Superimperialis-
mus, die die Welt je gesehen habe.
Man denkt dabei an jenP, Frosch, der sich aufblähte, bis er platzte.
Im amerikanischen Kongreß erklärte der Abgeordnete Sumner,
England sei von einem Ende der Welt bis zum anderu gehaßt; die
ASA sollten sich deshalb nicht zu sehr mit ihm einlassen.
Warum nicht? Die ASA werden bald ebenso gehaßt sein —on.
Britischer Anspruch
(Englische Zeitungen fordern, daß Großbri-
tannien die Färöer in Besitz nehmen soll,
dafür wird eine merkwürdige Begründung
angeführt.)
Die Färöer sind allerdings
Beträchtlich lange schon dänisch.
Doch schiert uns das nicht,- wir sind
Nicht schwächlich und neurasthenisch
Und melden die Forderung an:
Besagte Inseln — sie heißen
Die Schafinseln auch — die muß
Britannien an sich reißen.
Wer das bestreitet, dem sei
Hiermit belehrend verkündet:
Wir haben ein Recht darauf.
Das geographisch begründet
Die Inseln haben einmal
Vor Zeiten, vor ziemlich langen.
Wie klar die Forschung beweist.
Mit Schottland zusammengehangen
Das war zur Tertiärzeit und zwar
Im Miocän, da dehnte
Das Land sich so weit hinauf.
Und keine Lücke dort gähnte.
Erst später hat dann das Meer
Die weite Trennung geschaffen,-
Das Wasser pflegt öfter ja
Vom Festland was wegzuraffen.
Man komme uns aber nicht
Mit dem Einwand und der Beschwerde.
Zur Zeit, als sich dieses begab.
War noch kein Mensch auf der Erde
Das grade spricht ja für uns.
Denn hätten schon damals wir Briten
Gelebt, dann hätten wir nicht
Die Bildung der Lücke gelitten,
—on.
Reutergrab
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Mann mit dem harten Kopf" "Reutergrab"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Missgeschick <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5138, S. 5138_032
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg