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Fifi, der Älleioerbe

Von Ing« Borg

Die Geschichte erscheint etwas unwahrscheinlich, doch sie ist wahr.
Allerdings hat sie sich nicht innerhalb unserer Grenzen, sondern in
nördlicher gelegenen Zonen abgespielt.

Da war also die alte Ingrid Bergeson, die lebte von einer be-
scheidenen Rente in einer noch bescheideneren Lütte, und mit ihr
lebte Fifi, ihr Lund. Niemand kümmerte sich um Ingrid Bergeson;
bloß ab und zu kam ihr leichtlebiger Neffe Knud, um sich ein wenig
Geld zu leihen. Der Rest der Verwandtschaft ließ sich nicht sehen.

Eines Tages segnete Frau Bergeson das Zeitliche, und Fifi blieb
allein zurück. Anmittelbar darauf erhielten Obersekretär Friedrichsen
und Ada Maddel den Bescheid, sich zur Testamentseröffnung einzu-
finden. Auch Knud wurde dazu gebeten . . .

Das erste, was Frau Ada wahrnahm, als sie das Amtszimmer
des Notars betrat, war Fifis Anwesenheit. Sie rümpfte die Nase.

„Was hat denn das Vieh hier zu suchen?"

„Möchte ich auch wissen!" brummte der Obersekretär Friedrichsen.
„Schließlich ist hier doch nicht der Tierschutzverein."

„Die Anwesenheit des Lundes geschieht auf ausdrücklichen Wunsch
der Erblasserin," gab der Notar Auskunft.

„Laßt doch den Fifi in Frieden," meinte Knud, der mehr Lerz
für die geplagte Kreatur hatte. „Tut doch niemandem was zuleide..."

Dies Wort hatte etwas später keine Gültigkeit mehr. Nämlich
als Frau Ada an Fifi vorbeistrebte, um zu ihrem Platz zu kommen,
hapschte der Lund nur so zum Spaß ein wenig in die Wade der
Vorbeigehenden. Es sollte wirk-
lich nur Spaß sein. Immerhin
kostete es die Betroffene einen
kleinen Nervenschock und einen
funkelnagelneuen Strumpf.

„Ekelhafte Tölelt sagte Frau
Ada und bedachte den Lund
mit einem Blick, der ein Leer
starker Männer umgeworfen
hätte. Nicht aber diese hartge-
sottene Lundeseele.

Obersekretär Friedrichsen
war ein vorsichtiger Mann. Er
wählte lieber einen Amweg, um
zu seinem Sitzplatz zu kommen,
und versicherte sich durch scheue
Seitenblicke, daß Fifi an seinem
Standort verblieb . . .

„Ich komme zur Eröffnung
des Testaments von Frau
Ingrid Bergeson, geborene
Svenson," sagte der Notar. And
nach einer allgemein gehaltenen
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Einleitung hieß es in dem Testament: ... „Keiner hat ein so statt-
liches Vermögen bei mir vermutet. Infolgedessen hat sich auch nie-
mand von meiner Verwandtschaft um mich gekümmert. Fifi war
mein einziger Freund und Gesellschafter. Ihm vermache ich daher
meinen gesamten Besitz . . ."

Frau Ada sprang entrüstet auf.

„And um das anzuhören, mußten wir hierherkommen?"

„Moment! Ich bin ja noch nicht fertig!" beschwichtigte sie der No-
tar, und die Erregte nahm unter hörbarem Aufseufzen wieder Platz.

„... Eine Chance jedoch will ich meinen Verwandten geben," hieß
es in dem Testament weiter. „Demjenigen von ihnen, dem es gelingt,
Fifis Zuneigung zu erringen, soll nach Fifis Ableben das Vermögen
zufallen. Bis dahin hat er den Lund zu sich zu nehmen und ihm einen
schönen Lebensabend zu bereiten. Entscheidet sich Fifi für niemanden,
so fließt das Geld nach Fifis Tod wohltätigen Stiftungen zu . . ."

Frau Ada tupfte sich Tränen von den Wangen.

„Die gute Ingrid!" äußerte sie mit tränenverhangener Stimme.
„Armer, alter Fifi! . . . Komm doch mal her, Fifichen!"

Fifichen hatte zwar Appetit auf die andere Wade von Tante
Ada. Andererseits aber wartete er lieber, bis sie wieder vorbeikam.
Das war bequemer.

„Gib dir keine Mühe, Ada. Fifi kommt zu mir," meinte Ober-
sekretär Friedrichsen und warf sich in die Brust. „Tante Bergeson
in Ehren, aber ein Lund braucht nun mal eine männliche Land...

Fifi, alter Knabe, — her zu mir!"

Auch auf diese liebenswürdige
Einladung reagierte der Lund
bloß mit einem nachsichtigen
Lächeln.

„Ich bin ganz deiner Mei-
nung, Onkel Erik," pflichtete
Knud dem Alten bet. „Ein Lund
braucht eine männliche Land."

Mißtrauisch beäugte ihn der
Obersekretär.

„Dann scheidest du von vorn-
herein aus, du grüner Junge!"
sagte er scharf.

„Ich scheide sowieso aus,"
antwortete Knud. „Ich Hab' ja
meine Filine. Was sollte ich
wohl mit zwei Lunden an-
fangen? . . . Aber zehn Oere
könntest du mir im Linblick
auf deinen bevorstehenden Ver-
mögenszuwachs wohl leihen,
was?"

„Nun komm schon, Felix! Ich weiß eine viel schönere Aussicht
für dich-im ,SeehoteL gibt's gebratenen Lecht."
Bildbeschreibung

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Titel

Titel/Objekt
"Nun komm schon, Felix! Ich weiß eine viel schönere Aussicht für dich - im Seehotel gibt's gebratenen Hecht"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Aussicht
Fernglas

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5140, S. 5140_050
 
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