Fliegende Blätter (200.1944 (Nr. 5136-5174) = 100. Jahrgang)

Ganz groß gesehen

lich kam aus Wolkenhöhe et-
was Gewaltiges hernieder.
Der Luftzug der Bewegung
warf mich fast zu Boden. Was
war das nur? Ach. nichts an-
deres als die Land des Mäd-
chens! Ihre Finger mit den
Nägeln von der Größe einer
Tischplatte faßten nach dem
Knie, und schon hielt sie de»
Krebs, will heißen, den Floh
zwischen dem unförmigen Zei-
gefinger und Daumen. And
dann hing der Floh tot im
Fischernetz des Strumpfes.

Es war dies ein Erlebnis,
das einem, wenn man nicht
träumt, gar nicht weiter auf-
fällt. Wer denkt schon, daß
ein Mädchen, wenn es nach
dem Knie greift, beabsichtigt,
einem harmlosen kleinen Floh
das Leben zu nehmen?

Tief erschüttert von dieser
blutigen Tragödie ging ich —
immer noch im Traume —
heim. Mein Wohnhaus glich
dem Limalaya. Die Treppen-
stufen hatten eine Löhe von

Interview

„Sie glauben also, Meister, daß das Wichtigste
die Veranlagung ist?“

„Nicht nur ich, auch das Finanzamt!“

mehr als fünfzehn Metern.
Es war also aussichtslos, in
meine Wohnung zu gelangen.
Was sollte ich tun? Endlich
erschien im Lalbdunkel des
Flurs ein Mann. Ich hielt
mich an der Stulpe seiner Lose
fest. So kam ich ungemein
abenteuerlich drei Treppen
hoch. Vor meiner Wohnungs-
türe blieb er stehen und läu-
tete. Es gellte, daß ich glaubte,
das Trommelfell müffe mir
zerspringen. Drinnen dröhn-
ten Schritte von der Wucht
einer Lawine. Die Türe ging
auf, Licht fiel mir entgegen.
Jetzt sah ich es deutlich. Der
Mann, der mich, ohne es zu
spüren, auf seiner zerfransten
Losenstulpe heraufgetragen
hatte, war der Geldbrief-
träger.Seine Stimme schallte:
„Ich bringe 300 Mark für
den Lerrn Doktor!" Nun die
Wucht einer weiblichen Stim-
me: „Mein Mann schläft

noch!" Die Stimme meiner
Frau, hundertmal verstärkt
und vergröbert! Ach, dieser

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