Rohr im Winde
Kaum ein Mensch dürste so
leicht zu beeinflussen sein wie
Täubler; er ist wie ein schwa-
ches Rohr im Winde.
Stock hat einen Streit mit
Stein. Er erzählt Täubler
davon, mit einer eingehenden
Darstellung des Falls. „Was
sagen Sie dazu?" fragt er.
„Labe ich recht?"
„Natürlich haben Sie
recht!" sagt Täubler und ist
überzeugt, Stock sei ein
braver Mann und Stein ein
widerwärtiger Kerl.
Dann aber kommt Täubler
mit Stein zusammen. Der
erzählt ihm auch von dem
Streit. „Na, was meinen
Sie? Wer hat recht?"
„Selbstverständlich Sie!"
versichert Täubler und ist nun
der Meinung, Stein sei ein
braver Mann und Stock ein
ekelhafter Patron.-
Später aber trifft Täubler
den alten, vernünftigen Büh-
ling. Der fragt: „Laben Sie
schon die Geschichte von Stock
und Stein gehört?"
„Allerdings!"
„Na, was sagen Sie dazu?
Wer wird sich um solch einen
Dreck herumzanken! Sind das
nicht zwei große Esel?"
„Ja, da habe» Sie recht,
vollkommen recht."
Wanderthron für Exilkönige
Kleine Chronth
Das amerikanische „Army
and Navy Journal“ hat ge-
schrieben, eine Folge der Kon-
ferenz von Teheran sei, daß
jetzt in ASA der Mann auf
der Straße nicht mehr frage,
was Roosevelt und Churchill
Vorhaben, sondern Stalin.
Ja, jetzt versteht man, wa-
rum Roosevelt nach Teheran
eine Grippe und Churchill eine
leichte Lungenentzündung be-
kam : Stalin hatte sie zu sehr
in den Schatten gestellt.
Produkte der pharmazeu-
tischen Industrie der ASA, die
von den Sanitätsbehörden als
unbrauchbar für das Inland
zurückgewiesen wurden, wer-
den jetzt nach den südameri-
kanischen Staaten ausgeführt.
Die Medikamente müssen
also nichts taugen. Amsomehr
wird man nach dem Kriege in
Südamerika wieder die deut-
schen Leilmittel begrüßen.
Roosevelt hat zu einer
„Woche der Verbrüderung
zwischen Christen und Juden"
ausgefordert; sie soll vom 20.
bis 26. Februar stattfinden.
Die Juden werden die
Woche zu dem Versuch be-
nutzen, ihre Brüder übers
Ohr zu hauen.
DRS NEUE VERSPRECHEN
Als er auf die Wiederwahl
Vor vier Jahren ausgegangen,
Galt’s für Franklin Roosevelt,
Viele Stimmen einzufangen.
Und weil er genau gewußt,
Was man gerne hören wollte,
Da versprach er, daß sein Land
In den Krieg nicht ziehen sollte.
„Keiner Mutter geht ihr Sohn
Ueber’m Meere fern verloren
Durch Europas großen Kampf!“
Hat er feierlich geschworen.
Das Versprechen hat gewirkt,
Weil der Glaube nicht gefehlt hat,
Worauf dann die Mehrzahl glatt
Roosevelt vergnügt gewählt hat.
Aber dann schien er nichts mehr
Vom gegeb’nen Wort zu wissen,
Und er hat die USA
In den Krieg hineingerissen.
Wieder ist es jetzt so weit,
Und mit neuer Wahlparole
Roosevelt sehr kühn verspricht
Schönes zu des Volkes Wohle.
„Herrlich soll man nach dem Krieg,"
So erklärt er, „bei uns leben!
Bleib’ ich Präsident, dann wird’s
Keinen Arbeitslosen geben I“
Was die Wahl ergeben wird,
Steht zur Zeit noch ganz im Dunkeln.
Yankees, welche skeptisch sind,
Hört man aber jetzt schon munkeln:
„Au verflucht 1 Wird Roosevelt
Doch zum vierten Male siegen,
Wird nachher im ganzen Land
Bald kein Mensch mehr Arbeit kriegen.“
dublitz ist ein vernünftiger
Mann; er sucht, Punkte zu
sparen. Jetzt kommt er mit
einem molligen, noch recht
ansehnlichen Mantel an.
„Den Mantel Hab' ich doch
noch nicht bei Ihnen gesehn,"
meint Korwas. „Aber neu
scheint er nicht zu sein."
78
—_
„Paß auf, Josef, daß du nicht noch an Brett vor da Kopf kriegscht."
„Ist er auch nicht. Es ist
ein Mantel nach Darwin."
„Verstehe ich nicht."
„Er stammt aus dem Nach-
laß meines Onkels und ist von
meinem Schneider für mich
geändert worden. Also haben
Vererbung und Anpassung
bei ihm mitgewirkt."
Kaum ein Mensch dürste so
leicht zu beeinflussen sein wie
Täubler; er ist wie ein schwa-
ches Rohr im Winde.
Stock hat einen Streit mit
Stein. Er erzählt Täubler
davon, mit einer eingehenden
Darstellung des Falls. „Was
sagen Sie dazu?" fragt er.
„Labe ich recht?"
„Natürlich haben Sie
recht!" sagt Täubler und ist
überzeugt, Stock sei ein
braver Mann und Stein ein
widerwärtiger Kerl.
Dann aber kommt Täubler
mit Stein zusammen. Der
erzählt ihm auch von dem
Streit. „Na, was meinen
Sie? Wer hat recht?"
„Selbstverständlich Sie!"
versichert Täubler und ist nun
der Meinung, Stein sei ein
braver Mann und Stock ein
ekelhafter Patron.-
Später aber trifft Täubler
den alten, vernünftigen Büh-
ling. Der fragt: „Laben Sie
schon die Geschichte von Stock
und Stein gehört?"
„Allerdings!"
„Na, was sagen Sie dazu?
Wer wird sich um solch einen
Dreck herumzanken! Sind das
nicht zwei große Esel?"
„Ja, da habe» Sie recht,
vollkommen recht."
Wanderthron für Exilkönige
Kleine Chronth
Das amerikanische „Army
and Navy Journal“ hat ge-
schrieben, eine Folge der Kon-
ferenz von Teheran sei, daß
jetzt in ASA der Mann auf
der Straße nicht mehr frage,
was Roosevelt und Churchill
Vorhaben, sondern Stalin.
Ja, jetzt versteht man, wa-
rum Roosevelt nach Teheran
eine Grippe und Churchill eine
leichte Lungenentzündung be-
kam : Stalin hatte sie zu sehr
in den Schatten gestellt.
Produkte der pharmazeu-
tischen Industrie der ASA, die
von den Sanitätsbehörden als
unbrauchbar für das Inland
zurückgewiesen wurden, wer-
den jetzt nach den südameri-
kanischen Staaten ausgeführt.
Die Medikamente müssen
also nichts taugen. Amsomehr
wird man nach dem Kriege in
Südamerika wieder die deut-
schen Leilmittel begrüßen.
Roosevelt hat zu einer
„Woche der Verbrüderung
zwischen Christen und Juden"
ausgefordert; sie soll vom 20.
bis 26. Februar stattfinden.
Die Juden werden die
Woche zu dem Versuch be-
nutzen, ihre Brüder übers
Ohr zu hauen.
DRS NEUE VERSPRECHEN
Als er auf die Wiederwahl
Vor vier Jahren ausgegangen,
Galt’s für Franklin Roosevelt,
Viele Stimmen einzufangen.
Und weil er genau gewußt,
Was man gerne hören wollte,
Da versprach er, daß sein Land
In den Krieg nicht ziehen sollte.
„Keiner Mutter geht ihr Sohn
Ueber’m Meere fern verloren
Durch Europas großen Kampf!“
Hat er feierlich geschworen.
Das Versprechen hat gewirkt,
Weil der Glaube nicht gefehlt hat,
Worauf dann die Mehrzahl glatt
Roosevelt vergnügt gewählt hat.
Aber dann schien er nichts mehr
Vom gegeb’nen Wort zu wissen,
Und er hat die USA
In den Krieg hineingerissen.
Wieder ist es jetzt so weit,
Und mit neuer Wahlparole
Roosevelt sehr kühn verspricht
Schönes zu des Volkes Wohle.
„Herrlich soll man nach dem Krieg,"
So erklärt er, „bei uns leben!
Bleib’ ich Präsident, dann wird’s
Keinen Arbeitslosen geben I“
Was die Wahl ergeben wird,
Steht zur Zeit noch ganz im Dunkeln.
Yankees, welche skeptisch sind,
Hört man aber jetzt schon munkeln:
„Au verflucht 1 Wird Roosevelt
Doch zum vierten Male siegen,
Wird nachher im ganzen Land
Bald kein Mensch mehr Arbeit kriegen.“
dublitz ist ein vernünftiger
Mann; er sucht, Punkte zu
sparen. Jetzt kommt er mit
einem molligen, noch recht
ansehnlichen Mantel an.
„Den Mantel Hab' ich doch
noch nicht bei Ihnen gesehn,"
meint Korwas. „Aber neu
scheint er nicht zu sein."
78
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„Paß auf, Josef, daß du nicht noch an Brett vor da Kopf kriegscht."
„Ist er auch nicht. Es ist
ein Mantel nach Darwin."
„Verstehe ich nicht."
„Er stammt aus dem Nach-
laß meines Onkels und ist von
meinem Schneider für mich
geändert worden. Also haben
Vererbung und Anpassung
bei ihm mitgewirkt."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wanderthron für Exilkönige" "Paß auf, Josef, daß du nicht noch an Brett vor da Kopf kriegscht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5142, S. 5142_078
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg