Kleine Chronik
Die englische Wirtschaftszeitung
„Economist“ hat über den alles hemmen-
den Bürokratismus in England geklagt;
die britischen Beamten seien völlig un-
fähig, den Interessen des Empire zu
dienen; dazu brauche man Leute mit
kühnem Unternehmungsgeist.
Das Blatt hat etwas Wichtiges
vergessen. Es hätte schreiben müssen:
„mit kühnem Unternehmungsgeist und
abwägender Vernunft." Denn Churchill
z.B. kann man kühnen Unternehmungs-
geist nicht absprechen.
Der „Dassy Mirror", aber nicht das
bekannte Londoner, sondern ein New
Yorker Blatt, hat den amerikanischen
Kongreß aufgesordert, eine Kommission
einzusetzen, die über das Schicksal der
Juden in Europa beraten soll.
Was nützt es, zu beraten, wenn
man nicht entscheiden kann? Man plant
doch auch nicht große Wanderungen,
wenn man gelähmt ist.
*
„Verzeihung, können Sie mir sagen, wo die
andere Straßenseite ist?"
„Bitte schon, dort drüben!"
„Aber das kann nicht sein, denn man hat mich
eben von dort hier herüber geschickt."
Der sowjetische „Kultus"-Kommissar
Lunatscharski hat in einer Interpretie-
rung von Goethes „.Hermann und Do-
rothea" erklärt, Dorothea, die nach Dung
rieche, und der gemästete Hermann seien
Kulaken, die vernichtet werden müssen.
Dorothea lenkt zwar ein Ochsen-
gespann, aber daß sie nach Dung rieche,
davon ist nicht die Rede. Dem Genossen
Lunatscharski ist wohl der Duft seiner
Interpretierung in die Nase gestiegen;
sie ist Bockmist.
Die Verwaltung des USA-Stahl-
trusts hat den Aktionären Hoffnung
auf ein gewaltiges Nachkriegsgeschäst
gemacht; dann würde» zwar die Rüs-
tungsaufträge fortfallen, aber dieTerror-
schäden in Europa würden einen unge-
heuren Stahlbedarf zur Folge haben.
Eine feine Spekulation: erst macht
man so viel wie möglich kaputt, und
nachher will man am Ersatz verdienen.
Das erinnert an den Mann, der eine
Hühnerzucht betrieb und bei andern
Leuten die Hühner totschlug, um ihnen
dann neue zum Kauf anzubieten. — on.
Zeichnung von M. Bauer
„Wenn der in Schwung kommt, dann empfiehlt er sogar das Kopfwäschen.“
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Die englische Wirtschaftszeitung
„Economist“ hat über den alles hemmen-
den Bürokratismus in England geklagt;
die britischen Beamten seien völlig un-
fähig, den Interessen des Empire zu
dienen; dazu brauche man Leute mit
kühnem Unternehmungsgeist.
Das Blatt hat etwas Wichtiges
vergessen. Es hätte schreiben müssen:
„mit kühnem Unternehmungsgeist und
abwägender Vernunft." Denn Churchill
z.B. kann man kühnen Unternehmungs-
geist nicht absprechen.
Der „Dassy Mirror", aber nicht das
bekannte Londoner, sondern ein New
Yorker Blatt, hat den amerikanischen
Kongreß aufgesordert, eine Kommission
einzusetzen, die über das Schicksal der
Juden in Europa beraten soll.
Was nützt es, zu beraten, wenn
man nicht entscheiden kann? Man plant
doch auch nicht große Wanderungen,
wenn man gelähmt ist.
*
„Verzeihung, können Sie mir sagen, wo die
andere Straßenseite ist?"
„Bitte schon, dort drüben!"
„Aber das kann nicht sein, denn man hat mich
eben von dort hier herüber geschickt."
Der sowjetische „Kultus"-Kommissar
Lunatscharski hat in einer Interpretie-
rung von Goethes „.Hermann und Do-
rothea" erklärt, Dorothea, die nach Dung
rieche, und der gemästete Hermann seien
Kulaken, die vernichtet werden müssen.
Dorothea lenkt zwar ein Ochsen-
gespann, aber daß sie nach Dung rieche,
davon ist nicht die Rede. Dem Genossen
Lunatscharski ist wohl der Duft seiner
Interpretierung in die Nase gestiegen;
sie ist Bockmist.
Die Verwaltung des USA-Stahl-
trusts hat den Aktionären Hoffnung
auf ein gewaltiges Nachkriegsgeschäst
gemacht; dann würde» zwar die Rüs-
tungsaufträge fortfallen, aber dieTerror-
schäden in Europa würden einen unge-
heuren Stahlbedarf zur Folge haben.
Eine feine Spekulation: erst macht
man so viel wie möglich kaputt, und
nachher will man am Ersatz verdienen.
Das erinnert an den Mann, der eine
Hühnerzucht betrieb und bei andern
Leuten die Hühner totschlug, um ihnen
dann neue zum Kauf anzubieten. — on.
Zeichnung von M. Bauer
„Wenn der in Schwung kommt, dann empfiehlt er sogar das Kopfwäschen.“
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Verzeihung, können Sie mir sagen, wo die andere Straßenseite ist?" "Wenn der in Schwung kommt, dann empfiehlt er sogar das Kopfwaschen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5142, S. 5142_081
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg