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o

Von Peter Robinson

Ziebolds hatten acht Gäste zum Abendessen, das aber eine Art
Picknick war; denn jeder hatte, wie man das vernünftiger Weise
jetzt so macht, etwas dazu beigesteuert. Zehn Leute saßen also um
den runden Tisch herum. Sie paßten gut zu einander in ihren An-
schauungen und wirtschaftlichen Amständen und unterhielten sich an
der bescheidenen Tafel recht munter — ohne Eingehen auf schwierige
Gegenstände, aber auch ohne Klatsch. Die Lerren waren in ihren
gewöhnlichen Anzügen gekommen, die Damen halten keine großar-
tigen Kleider angelegt und auch nur geringen Schmuck.

Fräulein Magda Kar-
sten trug eine Bernstein-
kette. Es waren schöne,
große Perlen von jener
Farbe, die im Bernstein-
handel „Kumst" genannt
wird; in der Leimat des
Bernsteins, in Ostpreußen,
heißt der Sauerkohl Kumst,
und damit ist jene Farbe
wirklich treffend bezeichnet.

Fräulein Karstens Tisch-
herr, der junge Dr. Zander,
bewunderte die Kette un-
gemein, worauf ihm die
Besitzerin erklärte,solch eine
Kette würde eben immer
schöner, je länger sie ge-
tragen werde, viele Jahre
hindurch. Dazu meinte Dr.

Zander, von vielen Jahren
könnte hier doch nicht die
Rede sein, und Fräulein
Magda nahm das lächelnd
auf. Es stimme aber doch,
sagte sie, denn die Kette
sei ein Erbstück von einer
Tante. Daraus lobte der
Dr. Zander diese Tante,
weil sie die schöne Kette
gerade in die rechten Lände
habe gelangen lassen, oder
vielmehr an den rechten
Lals. Dazu lächelte die
ganze Gesellschaft, Fräu-
lein Karsten errötete, und
der Dr. Zander wunderte
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sich über sich selbst, soviel Mut gehabt zu haben. Aber er wollte ja
endlich muüg sein, nachdem eine lähmende Schüchternheit ihn schon
einige Male gehindert hatte, seine Verehrung für die junge Dame
offener zu zeigen und damit einen Weg zu ebnen zu dem von eben
jener Verehrung ihm gewiesenen schönen Ziel. Aebrigens wußte man
in der Gesellschaft Bescheid; die Leute hatten doch Augen in den
Köpfen. —

Rach dem Essen wurde ein wenig Musik gemacht, auch einmal,
aber nur für kurze Zeit, der Radioapparat eingeschaltet, im Zimmer

des Lausherrn in den Bü-
chern gekramt — kurz, man
war hier und dort in den
drei Vorderzimmern der
ZieboldschenWohnung. Et-
wa um elf Ahr tat Fräu-
lein Magda Karsten einen
kleinen Schreckensschrei:
„O, ich habe meine Bern-
steinkette verloren!"

Ja, die Kette war fort.
Aber gerissen konnte sie
nicht sein, das Lerumtru-
deln der einzelnen Perlen
hätte man doch wahrge-
nommen; der Verschluß
mußte sich gelöst haben,
und dann war sie unbe-
merkt an Fräulein Kar-
stens Kleid entlang und un-
hörbar auf einen Teppich
gefallen. Fräulein Karsten
vermutete das auch. „Das
Schloß war nicht mehr ganz
sicher; es ist eine Schraube,
und die war schon etwas
überdreht."

„Dann ist es ja ein Glück,
daß Ihnen das gerade hier
passiert ist," meinte Lerr
Ziebold. „Sonst hätten Sie
die Kette am Ende nachher
unterwegs verloren. Lier
werden wir sie ja gleich
haben. Aber vorsichtig,
meine Lerrschasten — daß
niemand darauf tritt!"

Die Aehnlikhen „Ohne eine von den Zwillingsschwestern kann ich
nicht leben — ich weiß nur nicht, ohne welche!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Aehnlichen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Zwilling
Fotografie
Leidenschaft
Mann <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5143, S. 5143_086
 
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