Fliegende Blätter (200.1944 (Nr. 5136-5174) = 100. Jahrgang)

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Stimmt es, oder habe ich recht?

Don Ralph Lrvan

Mr. Burke saß im Arbeitszimmer seines Palais im vornehmsten
Villenviertel von Chicago. Er arbeitete an dem Manuskript zu seiner
Rede, die er am nächsten Tag als Präsident vor der Generalver-
sammlung des „Konserven-Trust" halten sollte. Emsig flog seine Füll-
feder über das Papier, das Ticken der mächtigen Standuhr harmo-
nierte mit der tiefen Stille im Raum. Mr. Burke liebte die Ruhe
über alles, wovon auch die doppelt gepolsterten Türen Zeugnis
ablegten. Es war am späten Abend.

Ein leises Surren erklang, und Mr. Burke griff mechanisch nach
dem Lörer des Laustelephons.

„Mr. Edward Lughes möchte Sie noch dringend sprechen," meldete
sich die Stimme des Lausmeisters.

Mr. Burke zog erstaunt die Brauen hoch, überlegte nur eine
Sekunde lang und antwortete: „Ich erwarte den Lerrn in meinem
Arbeitszimmer." Dann schüttelte er nochmals verwundert das Laupt
und schrieb den eben begonnenen Satz fertig. Mr. Lughes war einer
der hervorragendsten Finanzleute.

Ein leises Schnappen von der Tür her verriet dem Mann am
Schreibtisch, daß der späte Be-
sucher eingetreten sei. Mr. Burke
sprang daher auf, wandte den
Kopf und rief: „Welch besondere
Ehre -"

Dann verstummte er Plötzlich,
denn in der Tür stand ein ge-
pflegt aussehender, wildfremder
junger Mann, freundlich lächelnd,
beide Lände in den Außentaschen
seines Sakkos.

„Zum Teufel hinein I" meinte
der verblüffte Mr. Burke. „Sie
sind doch gar nicht Edward
Lughes."

„Ganz richtig," entgegnete der
junge Mann, „mit meinem rich-
tigen Namen wäre ich auch nie
bei Ihnen vorgekommen."

„Sie wünschen also?" fragte
Mr. Burke und griff nach der
Schreibtischlade.

„Lalt!" erklang eine schnei-
dende Stimme, und gleich darauf
blickte der Lausherr in die düstere
Mündung einer schweren Repe-
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tierpistol«. „Nur keine voreilige Bewegung, falls Sie nicht zur Er-
höhung der Sterblichkeit beitragen wollen."

Mr. Burke knurrte und stöhnte in einem Laut zugleich und ließ
sich auf seinen Stuhl zurückstnken. Seine Lände lagen, zwar zu
Fäusten geballt, aber immerhin artig am Schreibtisch.

„Brav," lobte der junge Mann, „und jetzt sagen Sie dem Diener,
daß er zu Bett gehen kann."

Der Lausherr vollführte telephonisch den Auftrag.

„So," sagte dann der junge Mann, „und nun wollen wir ins
Gemütliche übergehen. Machen wir Kaffe!"

„And wenn nicht? Zch habe nämlich auch klein angefangen und
bin gar nicht so großzügig, wie ich vielleicht aussehe."

„Alles hat seine Licht- und Schattenseiten," meinte der uner-
wünschte Gast fröhlich, „so auch schalldichte Türen. Sie erlauben mir
aber. Ihnen zu zeigen, daß es ziemlich ernst."

Peng—peng! Zwei Schüffe knallten blitzschnell hintereinander.
„Gott, meine Nerven!" rief Mr. Burke und hielt sich beide Ohren
zu. Dann wandte er den Kopf in der Richtung des Ziels und sah

im Bild des amerikanischen Prä-
sidenten anstatt der Augen zwei
Löcher.

„Donnerwetter!" sagte er an-
erkennend und kopfschüttelnd zu-
gleich. „Welch ein Zufall!"

„Was heißt Zufall!" lachte
derjungeMann. Peng — peng—.

Das verklärte Einheitsgesicht
des Präsidenten hatte nun vier
Augen, die alle unheimlich knapp
nebeneinander lagen.

Mr. Burke gab die Lände von
den Ohren, sein Antlitz war er-
füllt von Bewunderung. Griff in
die Brieftasche und warf ein
Bündel Banknoten auf den Tisch.
Der Besucher sprang hinzu und
steckte sie ein.

„Ihre Ringe gefallen mir aus-
nehmend gut," sagte er, „kann ich
sie ansehen?"

Die kostbaren Brillantringe
wechselten den Besitzer.

„Ahr mit Kette habe ich auch
noch," meinte Mr. Burke, „aber

„Gratuliere zum Geburtstag, Lerr Asseffor!"

„Ja, Loni, woher wissen Sie denn, daß mein Geburtstag ist?"
„Sie haben's ja vor'ges Jahr selber gesagt. Da fiel er auf einen
fleischlosen Tag, und das hat Sie so geärgert."