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„Morge fahr i nemme mit, Lorst, i komm zur Kavallerie, mei
Mamme hat a Schaukelpferd auf der Bodekammer g'funde!"

Mizzi streik tote Zunge heraus

Illustrierten, auch der kleinen, anriefen und himmelhoch baten, doch
ja nicht ein gewisses Bild zu bringen, sonst wäre der Ruf einer
berühmten Frau dahin! Die Schriftleiter, die im allgemeinen und
im besonderen sehr viel ernstere Dinge zu erledigen hatten, begriffen
anfangs gar nichts, und als sie begriffen, schüttelten sie die Köpfe
und kamen zu der Meinung, daß jene berühmte Tänzerin — ganz
so berühmt, wie sie samt ihrem Anhang glaubte, war sie aber noch
nicht — als Kind zu heiß gebadet oder sonstwie Schaden genommen
haben müßte. Und hängten ab.

Als dann die Illustrierten herauskamen, raste die arme Mizzi
umher und kaufte mit so großem Herzklopfen, daß sie fast kein Wort
herausbrachte, von jeder eine Nummer und durchslog sie, aber Gott-
seidank, ihr blamables Bild konnte sie nirgends finden.

In einer Dunkelkammer aber hantierte ein ernster Mann und
entwickelte einen Filmstreifen, sehr gespannt, was herauskommen
würde. Dies war weder ein Arzt noch ein Pressephotograph, sondern
der kaufmännische Angestellte Edmund Schmidt, der in seinem Be-
trieb sämtliche Statistiken zu erledige» hatte, wodurch er so gesetzt,
ernst und allerdings auch gefeit gegen Aeberraschungen geworden
war, also, daß er sich jeder Situation im Leben gewachsen zeigte,
was Mizzi Veit ja hatte erfahren müssen.

Aber eine Aeberraschung erlebte er nun doch und war zunächst,
was ihm nicht einmal bei der Zungenherausstreckerei des frechen
Fratzes neulich auf der Straße passiert war, sprachlos. Ans dem
Film war nämlich überhaupt nichts. Ein Baumblatt war gerade,
als er knipste, herabgetaumelt und hatte sich zwischen Apparat und
Objekt bewegt, als der Finger drückte, und so zeigte der Abzug
nichts als gleichmäßige Schwärze: ein wohlgelungenes Photo der
Nacht bei Neumond und verhangenem .Himmel.

Edmund Schmidt, ein Mann der überlegenen und nicht humor-
losen Sachlichkeit, als der er sich bereits neulich auf der Straße
erwiesen hatte, nahm den Abzug her und signierte ihn für seine
Sammlung, korrekt und fidel zugleich, mit der Unterschrift: „Die
im Bilde festgehaltene Schamhaftigkeit eines Mädchens, das
mir gerade die Zunge herausstreckte."

Somit bestand überhaupt kein Bild jener katastrophalen Szene,
und alles war für alle — wie es bei einem improvisierten Scherz
ja auch ablaufen soll — wieder einmal gut gegangen.

Nur bei Mizzi ist eine leichte Nervosität zurückgeblieben, die sich
zeigt, sowie sie eines Photoapparates bloß ansichtig wird. Doch wird
auch das vorübergehen.

Aussicht

Zungen dürfen auch mal etwas ungezogen sein. Aber Max stellt
jetzt doch gar zu viel an.

Die Mutter kann mit dem Bengel nicht fertig werden. Sie klagt:
„Wenn doch Vater jetzt hier wäre! Da würdest du gehörige Prügel
kriegen." — Max strahlt. „Schreib's ihm, Mutti! Dann bekommt er
vielleicht Urlaub."

282

Der eingedrungene Sender

(Die britische Regierung hat die Errichtung einer amerikanischen Radiostation
auf englischem Boden gestatten müssen.)

Kleinod in der Silbersee —

Das schien einstmals unbestritten
Richtige Bezeichnung für
Seine Insel jedem Briten.

Hier war seine feste Burg,

Daraus dann John Bull entsandte
Seine Söhne in das Reich,

Das den Globus weit umspannte.

Aber auf der Insel sitzt
Von der Yankees großer Streitmacht
Jetzt ein ziemlich großer Teil,

Der sich dort erheblich breit macht,

Und nun hat sich schließlich gar
Onkel Sam als ein behender
Nutzer der Gelegenheit
Eingerichtet einen Sender.

Ja, man stelle sich das vor:

England muß ganz ruhig bleiben,

Wenn auf seiner insei selbst
Yankees Radio betreiben
Und dabei, wenn's ihnen paßt,
fluch mitunter Dinge sagen,

Die den Söhnen fllbions
Unbequem und nicht behagen.

Daß dies manchmal wohl geschieht,

Ist nicht schwer vorauszuschauen,

Aber dennoch muß John Bull
Solchen Funkbetrieb verdauen,

Denn der starke Onkel Sam
Hat für Skrupel nicht Verwendung:

Englands Meister bald zu sein —

Das gilt ihm als seine Sendung.

—on.

„Ihr Antrag ehrt mich sehr, aber leider kann ich ihn nicht
annehmen. Es schmerzt mich, Ihnen das sagen zu müssen."

„Erlauben Sie, daß ich an Ihrem Schmerz teilnehme und
Ihnen als erster mein aufrichtiges Beileid ausdrücke."
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Morge fahr i nemme mit" "Ihr Antrag ehrt mich sehr, aber leider kann ich ihn nicht annehmen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Rheinen, Gustav
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kind <Motiv>
Spiel
Schaukelpferd
Heiratsantrag

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5159, S. 282

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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