Roosevelts Wunschtraum — König der Welt —!
Der Mann mit den hundert Tricks
„Bar ausgezahlt. Ich kenne Ihre Bedingungen."
Sie gab ihrem Sekretär ein Zeichen. Der Sekretär öffnete die
Mappe und zählte den Betrag auf den Tisch.
Zarini nahm das Kollier in die Land.
„Darf ich Ihnen inzwischen den Schinuck einpacken, gnädige Frau?"
„Bitte."
Zarini legte das Kollier in die Kassette.
„Ueberzeugen Sie sich, bitte, nochmals, daß der Schmuck darin
liegt, gnädige Frau," sagte er gewissenhaft, „man kann bei so wert-
vollen Stücken nicht vorsichtig genug sein. Es geschehen oft die selt-
samsten Dinge."
Dann schloß er die Kassette und überreichte sie ihr.
„Das haben Sie unglaublich geschickt gemacht, Zarini!"
„Ich führe das Kunststück jeden Abend aus."
„Ich habe Sie genau beobachtet und nichts gemerkt. Wenn das
Kollier jetzt nicht in meiner Land wäre —"
„Sie gestatten?"
„Warum nehme» Sie das Kollier an sich?"
„Erst gegen mein Lonorar."
„Mißtrauen?"
„Nein, Aberglaube."
Der Juwelier legte zwanzig Banknoten auf den Tisch.
Zarini schob das Geld lässig in seine Tasche.
„!lnd jetzt lege ich das Kollier in Ihren Stahlschrank," sagte er
dann, „überzeugen Sie sich selbst, daß es darin ist."
Das Kollier lag auf der grauen Stahlplatte im zweiten Fach.
Zarini schloß die Stahltür. !Ind überreichte Bogrow den Schlüssel.
Der Artist rief ein vorüberfahrendes Taxi an. Noch einmal winkte
er zurück. Der Juwelier applaudierte hinter der hohen Glasscheibe
seiner Tür. Dann schritt er zum Stahlschrank und öffnete ihn. Er
fuhr zurück. Der Schmuck war verschwunden. An seiner Stelle lag
ein Brief.
„Ich hoffe, sehr verehrter Lerr, Sie waren mit meiner Sonder-
vorstellung in Ihren Räumen zufrieden. Ich gebe gern zu, daß das
Lonorar außergewöhnlich hoch war, wie es uns Artisten selten in
den Schoß fällt. Wenn Sie aber bedenken, daß ich einen meiner
berühmtesten Tricks zweimal hintereinander ausführte — zuerst vor
Ihrer Kundschaft und dann bei Ihrem Tresor — so werden Sie
zugeben, daß mein Illusionsakt das Geld wert war. Das Kollier
erstatte ich in dieser Minute seiner Eigentümerin zurück und werde
eine glaubhafte Erklärung dafür finden. Denn ich möchte nicht, daß
Sie eiüe so großzügige Kundin einbüßen, die Ihnen sicher noch oft
ermöglichen wird, das Vergnügen zu haben, im Theater zu bewun
dern — den Mann mit den hundert Tricks."
Xleine Cliromk
Der Abgeordnete McGovern hat im Anterhause die Rußland-
politik der britischen Regierung scharf getadelt; man sollte sich nicht
so sehr mit den Sowjets einlassen; sie wollten die Schwachen ver-
schlingen und die Starken an der Nase führen.
Gegen das Verschlingen der in diesem Falle in Betracht kommen-
den Schwachen hat die britische Negierung nichts einzuwenden. Aber
daß sie selbst von den Sowjets an der Nase geführt wird, steht ihrer
alten Gewohnheit entgegen, ihre Nase in fremde Angelegenheiten
zu stecken.
Die Anglo-Amerikaner haben in dem von ihnen besetzten Teile
Italiens eine Menge neuer Zeitungen gegründet, die aber nicht auf
die Bonomi-Regierung hören dürfen, sondern Weisungen von den
anglo-amerikanischen Besatzungsbehörden erhalten.
Diese Zeitungen haben es gut: am Druck werden es die Anglo-
Amerikaner bei ihnen nicht fehlen lassen, und die Artikel werden
jedenfalls auch von ihnen honoriert werden. Dabei werden die Federn
der Journalisten wie geschmiert arbeiten.
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Der Mann mit den hundert Tricks
„Bar ausgezahlt. Ich kenne Ihre Bedingungen."
Sie gab ihrem Sekretär ein Zeichen. Der Sekretär öffnete die
Mappe und zählte den Betrag auf den Tisch.
Zarini nahm das Kollier in die Land.
„Darf ich Ihnen inzwischen den Schinuck einpacken, gnädige Frau?"
„Bitte."
Zarini legte das Kollier in die Kassette.
„Ueberzeugen Sie sich, bitte, nochmals, daß der Schmuck darin
liegt, gnädige Frau," sagte er gewissenhaft, „man kann bei so wert-
vollen Stücken nicht vorsichtig genug sein. Es geschehen oft die selt-
samsten Dinge."
Dann schloß er die Kassette und überreichte sie ihr.
„Das haben Sie unglaublich geschickt gemacht, Zarini!"
„Ich führe das Kunststück jeden Abend aus."
„Ich habe Sie genau beobachtet und nichts gemerkt. Wenn das
Kollier jetzt nicht in meiner Land wäre —"
„Sie gestatten?"
„Warum nehme» Sie das Kollier an sich?"
„Erst gegen mein Lonorar."
„Mißtrauen?"
„Nein, Aberglaube."
Der Juwelier legte zwanzig Banknoten auf den Tisch.
Zarini schob das Geld lässig in seine Tasche.
„!lnd jetzt lege ich das Kollier in Ihren Stahlschrank," sagte er
dann, „überzeugen Sie sich selbst, daß es darin ist."
Das Kollier lag auf der grauen Stahlplatte im zweiten Fach.
Zarini schloß die Stahltür. !Ind überreichte Bogrow den Schlüssel.
Der Artist rief ein vorüberfahrendes Taxi an. Noch einmal winkte
er zurück. Der Juwelier applaudierte hinter der hohen Glasscheibe
seiner Tür. Dann schritt er zum Stahlschrank und öffnete ihn. Er
fuhr zurück. Der Schmuck war verschwunden. An seiner Stelle lag
ein Brief.
„Ich hoffe, sehr verehrter Lerr, Sie waren mit meiner Sonder-
vorstellung in Ihren Räumen zufrieden. Ich gebe gern zu, daß das
Lonorar außergewöhnlich hoch war, wie es uns Artisten selten in
den Schoß fällt. Wenn Sie aber bedenken, daß ich einen meiner
berühmtesten Tricks zweimal hintereinander ausführte — zuerst vor
Ihrer Kundschaft und dann bei Ihrem Tresor — so werden Sie
zugeben, daß mein Illusionsakt das Geld wert war. Das Kollier
erstatte ich in dieser Minute seiner Eigentümerin zurück und werde
eine glaubhafte Erklärung dafür finden. Denn ich möchte nicht, daß
Sie eiüe so großzügige Kundin einbüßen, die Ihnen sicher noch oft
ermöglichen wird, das Vergnügen zu haben, im Theater zu bewun
dern — den Mann mit den hundert Tricks."
Xleine Cliromk
Der Abgeordnete McGovern hat im Anterhause die Rußland-
politik der britischen Regierung scharf getadelt; man sollte sich nicht
so sehr mit den Sowjets einlassen; sie wollten die Schwachen ver-
schlingen und die Starken an der Nase führen.
Gegen das Verschlingen der in diesem Falle in Betracht kommen-
den Schwachen hat die britische Negierung nichts einzuwenden. Aber
daß sie selbst von den Sowjets an der Nase geführt wird, steht ihrer
alten Gewohnheit entgegen, ihre Nase in fremde Angelegenheiten
zu stecken.
Die Anglo-Amerikaner haben in dem von ihnen besetzten Teile
Italiens eine Menge neuer Zeitungen gegründet, die aber nicht auf
die Bonomi-Regierung hören dürfen, sondern Weisungen von den
anglo-amerikanischen Besatzungsbehörden erhalten.
Diese Zeitungen haben es gut: am Druck werden es die Anglo-
Amerikaner bei ihnen nicht fehlen lassen, und die Artikel werden
jedenfalls auch von ihnen honoriert werden. Dabei werden die Federn
der Journalisten wie geschmiert arbeiten.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Roosevelts Wunschtraum - König der Welt!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5171, S. 5171_114
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg