M. Bauer
„Du tust ja fo, als ob du schwer zu ziehen hättest."
„Natürlich, der ganze Erdball hängt doch an der Rübe dran."
Außerhalb der Tatsachen
(Ein Wort der „Times“: „Die Polen leben außerhalb der
Tatsachen.")
Ein Leitartikel der „Times”
Erging sich über die Polen.
Man habe in London sie satt,
So hieß es ganz unverhohlen.
Sie seien, betreffend ihr Land,
Zur Regelung nicht erbötig,
Wie Moskau sie wünscht, und wie
Sie deshalb für England auch nötig.
Die Polen schrien so laut,
Doch wollte man auf sie hören,
So würde das den Kontakt
Mit den Sowjets empfindlich stören.
Sie beriefen sich immer noch
Auf einstige Garantien,
Die England gegeben hat;
Das seien doch Phantasien.
Und darum sei es so schwer,
Mit den Polen sich zu verstehen
Sie seien gar nicht gewöhnt,
Die Wirklichkeiten zu sehen;
Sie seien von jeher schon
Den Träumereien ergeben
Und pflegten ganz außerhalb
Der Tatsachen immer zu leben.
Die alte Tante, die „Times",
Hat recht. Die Polen versteifen
Auf ihre Wünsche sich fest,
Weil sie Tatsachen nicht begreifen,
Vor allem auch jene nicht,
Die uralt und längst bekannt ist:
Daß, wer sich auf England verläßt,
So ziemlich ohne Verstand ist.
—on
Bisher hatten sich die beiden einzig und allein
dem Mahl gewidmet; nun, da der Wein die
Zungen löste, lebte das Geplauder auf, und der
hin- und herservierende Ober fing mit seinem
geübten Gehör gerade auf, wie der Jüngere der
beiden flüsterte: „Aber Monsieur, Sie als Polizei-
Inspektor können doch . ."
Wie er ging und stand, das entleerte Geschirr
balancierend, flog er auf den Direktor zu:
„Monfleur, Monsieur, an dem Ecktisch dort sitzt ein
Polizei-Inspektor!" Der Direktor erteilte flüsternd
seine Instruktionen. Mit gesenkten Lidern nahm
der Ober di« Anweisungen entgegen, ergraut in
„Der Anblick stimmt mich traurig, Micky; das reinste ,Mausoleums"
Dar legale Mahl
Diebeiden Gäste nickten zufrieden: immerhin ein friedensmäßiges Diner, das nach den
gegenwärtigen Kursen auf dem schwarzen Markt etliche Tausend Francs kosten mochte.
Die Hors-d’oeuvre wurden aufgetragen, und die beiden Gäste suchten ihren Appetit
zu Weiterem anzuregen. Die Pastete folgte, eine
richtige Pastete aus guter alter Zeit, und schmeckte
delikat. An den gebackenen Fisch waren friedens-
mäßige Quantitäten Butter verschwendet. And
der Chateaubriand war ein Beefsteak, der die
Fleischmarken von mehreren Monaten gekostet
hätte. Ihn befeuchteten die Lerren mit einem
Chateau d’Yquem, der ein Festtrank war.
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„Du tust ja fo, als ob du schwer zu ziehen hättest."
„Natürlich, der ganze Erdball hängt doch an der Rübe dran."
Außerhalb der Tatsachen
(Ein Wort der „Times“: „Die Polen leben außerhalb der
Tatsachen.")
Ein Leitartikel der „Times”
Erging sich über die Polen.
Man habe in London sie satt,
So hieß es ganz unverhohlen.
Sie seien, betreffend ihr Land,
Zur Regelung nicht erbötig,
Wie Moskau sie wünscht, und wie
Sie deshalb für England auch nötig.
Die Polen schrien so laut,
Doch wollte man auf sie hören,
So würde das den Kontakt
Mit den Sowjets empfindlich stören.
Sie beriefen sich immer noch
Auf einstige Garantien,
Die England gegeben hat;
Das seien doch Phantasien.
Und darum sei es so schwer,
Mit den Polen sich zu verstehen
Sie seien gar nicht gewöhnt,
Die Wirklichkeiten zu sehen;
Sie seien von jeher schon
Den Träumereien ergeben
Und pflegten ganz außerhalb
Der Tatsachen immer zu leben.
Die alte Tante, die „Times",
Hat recht. Die Polen versteifen
Auf ihre Wünsche sich fest,
Weil sie Tatsachen nicht begreifen,
Vor allem auch jene nicht,
Die uralt und längst bekannt ist:
Daß, wer sich auf England verläßt,
So ziemlich ohne Verstand ist.
—on
Bisher hatten sich die beiden einzig und allein
dem Mahl gewidmet; nun, da der Wein die
Zungen löste, lebte das Geplauder auf, und der
hin- und herservierende Ober fing mit seinem
geübten Gehör gerade auf, wie der Jüngere der
beiden flüsterte: „Aber Monsieur, Sie als Polizei-
Inspektor können doch . ."
Wie er ging und stand, das entleerte Geschirr
balancierend, flog er auf den Direktor zu:
„Monfleur, Monsieur, an dem Ecktisch dort sitzt ein
Polizei-Inspektor!" Der Direktor erteilte flüsternd
seine Instruktionen. Mit gesenkten Lidern nahm
der Ober di« Anweisungen entgegen, ergraut in
„Der Anblick stimmt mich traurig, Micky; das reinste ,Mausoleums"
Dar legale Mahl
Diebeiden Gäste nickten zufrieden: immerhin ein friedensmäßiges Diner, das nach den
gegenwärtigen Kursen auf dem schwarzen Markt etliche Tausend Francs kosten mochte.
Die Hors-d’oeuvre wurden aufgetragen, und die beiden Gäste suchten ihren Appetit
zu Weiterem anzuregen. Die Pastete folgte, eine
richtige Pastete aus guter alter Zeit, und schmeckte
delikat. An den gebackenen Fisch waren friedens-
mäßige Quantitäten Butter verschwendet. And
der Chateaubriand war ein Beefsteak, der die
Fleischmarken von mehreren Monaten gekostet
hätte. Ihn befeuchteten die Lerren mit einem
Chateau d’Yquem, der ein Festtrank war.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Du tust ja so, als ob du schwer zu ziehen hättest" "Der Anblick stimmt mich traurig, Micky; das reinste 'Mausoleum'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5172, S. 5172_126
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg