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Der hochwertige Gatte

Von I. Frank

Mr. James Walker trieb in Brooklyn das gemeinnützige Gewerbe
eines Leiratsvermittlers. Er hatte vielen Kunden das gewünschte
Glück geliefert und dabei auch das seine gemacht. Lunderte jener
Bündnisse, die im Limmel geschlossen werden, verdankten ihm ihre
Entstehung. Es war somit durchaus gerechtfertigt, daß seine
Verdienste um das menschliche Glück den angemessenen Lohn
empfingen.

Eines Tages betrat ein Lerr mittleren Alters Mr. Walkers
gemeinnütziges Büro. Sein Aeußeres schien aus einer besseren
Schneiderwerkstätte zu stammen. „Mein Name ist Edward Blaston,"
stellte er sich vor, „ich bin Kaufmann und treibe ein gutgehendes
Feinkostgeschäft in der Franklin Street, das ich gern vergrößern
möchte. Dazu suche ich eine Ehegattin mit mindest 100000 Dollar
Mitgift. Laben Sie etwas Geeignetes auf Lager?"

„Aber gewiß," dienerte Mr. Walker, „ich habe eine reiche Aus-
wahl von Damen jeden Wertes, jeder Güte, jeden Alters und Standes,
Damen für jeden Zweck, für Geschäft und Leim, für Lerd und Lerz."

„Wie hoch sind Ihre Vermittlungsgebühren?"

„Ein Prozent der Summe, die
Sie erheiraten möchten. Der Be-
trag ist im voraus zu hinterlegen
und wird zurückvergütet, falls Sie in
meinen Lagerbeständen nichts Geeig-
netes finden sollten."

Mr. Blaston zog sein Scheckbuch
und schrieb eine Anweisung auf 1000
Dollar aus.

„Danke verbindlichst, Mr. Blaston.

In den nächsten Tagen werde ich Ihnen
eine Kollektion Damen in gewünschter
Beschaffenheit unterbreiten."

Einige Stunden später betrat eine
junge Dame Mr. Walkers gemein-
nütziges Büro. „Mein Name ist Lilian
Bruce, ich besitze 100000 Dollar Ver-
mögen und wünsche mich mit einem
Gentleman gleichen Barwertes zu
verehelichen. Am liebsten mit einem
Geschäftsmann, bei dem ich mein
Kapital gewinnbringend anlegen kann.

Männer geringeren Wertes kommen
nicht in Frage. Laben Sie etwas
Passendes?"

„Aber natürlich," dienerte Mr.

Walker, „ich habe eine reiche Aus-
wahl von Lerren jeden Wertes, jeder
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Güte, jeden Alters und Standes, Lerren für Welt und Leim, für
Geschäft und Liebe."

„Liebe ist Nebensache. Mir liegt an vorteilhafter Geschäftsver-
bindung. Wie hoch sind Ihre Vermittlungsgebühren?"

„Ein Prozent der Summe, die Sie zu ehelichen wünschen. Der
Betrag ist im voraus zahlbar und wird zurückvergütet, falls Sie
wider Erwarten in meinen reichhaltigen Beständen nichts Paffendes
finden sollten."

Miß Bruce zückte ihr Scheckbuch und wies Mr. Walker 1000
Dollar an.

„Danke verbindlichst, gnädiges Fräulein, in den allernächsten
Tagen erhalten Sie bebildertes Angebot. Bitte, füllen Sie diesen
Fragebogen aus und schicken Sie mir einige Lichtbilder."

In der Kollektion von Damen, die einige Tage später Mr.
Blaston erhielt, befand sich auch der Personalakt der Miß Lilian
Bruce, kurz Miß 5078 genannt, in der Kollektion Lerren, die Miß
Lilian Bruce zuging, lag auch Gentleman 6835, im bürgerlichen
Leben Mr. Blaston geheißen.

Nach einer Bedenkzeit von einer
Woche erschien Miß Lilian Bruce
wieder in dem Büro, welches das
irdische Glück vermittelte. „Good
morning, Mr. Walker. Ich habe Ihre
Auswahlsendung von Gentlemen
durchgesehen und ausgeschieden, was
für mich unbrauchbar ist. Anker den
Lerren, die ich in engere Wahl zog,
befindet sich auch ein Gentleman 6835,
über den ich gern nähere Auskünfte
hätte. Sein Alter entspricht, sein
Aussehen scheint leidlich. Allzu große
Ansprüche stellt man in dieser Linsicht
an Männer ohnehin nicht. Loffentlich
hat er keine Sommersprossen, getupfte
Männer mag ich nicht."

„Gnädiges Fräulein können voll-
kommen beruhigt sein. Der fragliche
Bewerber ist frei von Sonnen-
flecken."

„Aber er hat vielleicht Plattfüße?"
„Darüber bin ich im Augenblick
leider nicht unterrichtet. Ich kann
aber sofort telephonische Erkundigung
einziehen."

„So eilig ist die Sache nicht,
doch müßte der fragliche Lerr eine

Spätsommer

Der Sommer hat fein Zlngeficht
mit einem Schleier schon verhüllt.
Und manchmal stehn im blaffen Licht
die Mäldec schwer und leiderfüllt.

Doch tief in dir bleibt froh bestehn
von einem Lied ein schöner Klang.
Du hörst noch lieblich im Perwehn
des Sommers letzten Lobgesang.

Und oft bestegt die Sonnenkraft
noch jedes Leid und nebelgrau
und wandelt deine Manderschaft
zur Freude über Mald und 2lu.

FRANZ CINQIA
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