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«6

Zwei Hirschhäute.

wir in Zorn g'standcn, so kann ich's euch wohl erzählen, —
's steckt 'ne Lehre drinn, die euch 'mal nutzen kann."
Jeder war gespannt uud rückte deshalb so dicht wie mög-
lich herbei, Alle waren gleich Ohr — es kannte ja Jeder den
Barnik genug, um hier gewiß was Apartes zu vernehmen; sein
Leben war reich an Dingen, die er selten nur zum Besten gab.
„Ich brauch's wohl nit weiters zu erzählen, was man
hier seine Last mit dem Wild gehabt hat, jeder von euch, wie
ihr hier beisammen seid, hat 'mal dagegen gesteuert, 's is all
jetzt nir mehr gegen früher. Ich hätt' mein Lebtag auch nit
d'ran gedacht, mich dagegen zu wehren, aber 's hat so kommen
müssen. Es sind nun wohl so 20 Jahre her, daß ich wegen
den verdammten Krotten von Hasen meine drei Jahre Eisen
in Kassel versessen habe. Die Herren haben die Wildfrevelge-
setze stark genug gemacht, und wann sich unser einer beschweren
mocht', weil einem das Rehgezeug die armen Lappen Land ver-
wüstete und versammelte, wenn's 's nit mehr fressen kunnt', so
kriegte man kein Recht. — Was war's nachher!! — man half
sich eben wie mcr könnt'! Ich hatte damals bei der Hasenge-
schichte, so 'ne zwanzig Krautköpfe draußen, und alle Nacht die
Gott werden ließ, kamen die Racker und roppten und zoppten
d'ran, und wie ich nun gar einen fing, mit einer Schlinge an
der Hecke, hebt das Ding an zu schreien, daß ich aus 'm Bett
sprang und den GLäker abthun wollte, (die Schling' hatte sich
ihm um den Leib gehängt, deswegen könnt' er so schreien)
steht uff einmal dem Förschter sein Curt vor mir und nimmt
den Hasen mit, der mich drei Jahre von meiner Familie
brachte!!
„Das müßt ihr noch wissen; — wie ich wieder kam, lag
meine Martlis, (mag sie seelig haben) krank darnieder, die
Jungen hatten wohl geschafft, aber 's ging doch Berg ab —
ich Hab' dem Förschter selbiges nie vergessen können.
„Von der Zeit an haben wir uns nit gut mehr können
sehen. Ich dachte, vor das Schreien können wir wohl auch noch
thun — die Dinger fraßen einem, groß wie klein, bald die
Ohren vom Kvpp — meiner Sir, 's hat nie Einer bei meinem
Hause einen Hasen wieder schreien hören!
„'S Jahr d'rauf wie ich von Kassel bin kommen, werde
ich uff einmal gewahr, warum der Curt so nah' an meinem
Hause war, der Junge macht sich um mein Annchen herum! —
und weil ich den Verstand von der Sache nahm, daß aus
dieser Geschichte nimmer was werden könnt' und ich zum Ver-
führen keine Tochter halten mocht', verbot ich.dem Curt die
Thür. — Ein paar Monde d'rauf futtere ich 'mal die Kuh
zu Nacht, so knallt ein Schuß und gleich d'rauf stürzt was
in's Haus; wer war's wie ich in die Stube komme, der Curt!
— 's Blut stoß nur so aus 'm 'raus — mein Annchen mit
jämmerlichem Gekreisch auf'n los und den Kopf in die Schürze
gefaßt—er könnt'sich nit mehr halten, plumps lag er hin auf
der Diehle — regte sich nit mehr!! — Ich gleich einen von
meinen Jungen in's Forsthaus gesprengt und wie der Alte kam,
könnt' sein Curt eben noch 'mal mit der Zunge klappen und
— weg war's Leben! Die ganze linke Seite war entzwei ge-
schossen!! — 's war schad' vor den strammen Kerl.


„Ich hatte nit geglaubt, daß die Anne den Curt so gern
hat," fährt Barnik fort, „und ich hätt' ja gern Alles drein
gegeben, aber — 'n Förschter und 'n Kohlbrenner, das
geht nimmer, sagt' ich, und seit der Zeit von dem Abend
is mein Aennchen simpel und einfältig worden. -— Wann
mir unser Herrgott alle sechs Jungen zu sich genommen hätt',
's könnt' mir nit so weh gethan haben, als wie das mit der
Anne!"
„Mer sollt's net meinen, wie sich einem so was in's
Fleisch setzen könnt'," unterbricht einer der Zuhörer den Alteti,
„na 's is nur gut, daß der Förschter weiß, wer's gethan hat."
„Ja, wer's gethan hat! damals glaubten's Alle 's hätt'
kein Anderer den Curt getroffen als ich; die Untersuchung
hat nir gebattet, aber der Förschter hatte mich seit der Zeit
rein auf'm Strich, bis vor zwei Jahren, als der schwarze
Henner die Sach' bekannt hat! Was hilft's -aber, wann einem
der Kopp abgerissen is, geht nachher 's Uffsetzen nimmer so!
Der Förschter dachte, „Allerheiligen kommen wieder," und so
muß ich ihm 'mal in's Garn laufen, ohne wieder 'raus zu
können. Ich hatt' gerad' 'nen Pracht-Hirsch geschossen und 's
Wildfleisch hatten meine Jungen schon in Hersfeld verkauft, bis
ich dann eben auch hin gehe, um die Haut zu verkloppen,"
hier schaltete Barnik ein, „wie wir hier sitzen, weiß sich Keiner
davon frei, 'ne Weißgerberei nie geseh'n zu haben, denn, wann
wir unser bischen dürres Sommerkorn behalten wollten, hieß's
wohl uffgepaßt — und 's heimliche Schießen war noch'S ein-
zige Mittel, sich das Zeug vom Feld zu halten."
„So komme ich hier beim Knickt, über den Mühlsteg, — steht
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zwei Hirschhäute"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Untreue
Verzweiflung <Motiv>
Sterbender
Karikatur
Ehemann <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Liebesbeziehung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 24.1856, Nr. 561, S. 66
 
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