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39

Ein Weg ins Elend.

Da kommt ein Brief aus der Heimath.

„Lieber Sohn!

„Unser Herr Lehrer ist so gut und schreibt dir statt mei-
„ner, was ich dir zu sagen habe.

„Ich schicke dir das Geld, um welches du so dringend
„gebeten hast, wir mußten unfern letzten Acker dafür verpfän-
„den, verwende es daher gut und fei sparsam. Lieber Mucki,
„ich bin oft recht traurig, meine Knochen werden alt und mit
„der Arbeit will's nicht mehr recht gehen, wenn ich da so denke,
„du hast jetzt dein 17tes Jahr erreicht, so will es mich fast reuen
„und ich meine wir hätten dich bei uns behalten sollen, unser
„Gütchen wäre dann schuldenfrei, du ein rüstiger Bursche, der
„mir tüchtig an die Hand gehen könnte und wir würden dem
„Alter ruhig cntgegensehen. Es ist jetzt schon so Viel aufge-
„gangen und du bist noch so weit vom Ziele, deine Mutter
„tröstet mich wohl und sagt: wenn du einmal ein Herr seiest,
„so könnten wir bei dir unsere Tage in Ehren beschließen, aber
„die Hindernisse wachsen mit jedem Jahre, die Kosten auch und
„am Ende erlebe ich'ö nimmer, dich glücklich zu sehen.

„Gib dir doch Mühe, daß du deine Prüfung bestehst, der
„Herr Pfarrer hat uns schon gesagt wie Vieles davon abhängt
„und ich würde den. Schlag kaum überleben, wenn ich hören
„müßte, du seiest nicht durchgekommen.

„Jetzt lebe wohl, deine Mutter schickt dir einen Laib Brot
„und Strümpfe und grüßt dich sowie dein Vater

„Johann Fretter f f f."

Psc. „So eben besuchte ich deine Eltern, als dieser Brief
„abgehen sollte, und füge in Eile bei: deine Leute stecken tiefer
„als du es wissen kannst; wenn du dein Absolutorium nicht er-
„hältst, so seid ihr Alle ruinirt, da es mir bis jetzt nur mit
„Mühe gelang eure Gläubiger in Hinweisung auf dich in Ord-
„nung zu halten. ES grüßt dich dein väterlicher Freund

Unser Candidat tritt am Tage des Eramens mit» der Angst
eines Verbrechers vor die gestrengen Professoren, es umschwebt
ihn alles Unheil der Zukunft und lähmt seinen Geist wie sein
Gedächtniß. Zufällig legt man ihm nun gleich anfangs Fra-
gen vor, zu denen er keine Antwort weiß, er verliert den Kopf
gänzlich und — fällt durch.

Nachdem die Hiobsbotschaft seine Heimath erreicht hat, er-
füllt sich sein Schicksal in rascher Folge. Den Vater wirst der
Kummer auf das Krankenlager; die Gläubiger ziehen seine
Grundstücke an sich, seine Eltern fallen nun der Gemeinde zur
Last und Er, der von Schmach und Schande verfolgte, muß sich
glücklich schätzen, bei einer Behörde in der Gegend als Copist
für einige Zeit ein Unterkommen zu finden, da sein durch Ent-
behrungen zerrütteter Körper keiner andern Erwerbsart fähig ist.

Da sitzt er nun Woche für Woche an seinem Pult mit
einem monatlichen Gehalt von 9 si. als Ersatz für seine Mühe,
seine verkümmerte Jugend und seine verlorene Heimath.

Merkwürdige Schicksale der Madame Schönen-
fels mit ihrem ersten und letzten
Sommerhute.

Nachdem Madame Schönenfels, eine ehrsame
Handwerkersgattin, bemerkte, daß Frauen ihres Standes die
Riegelhäubchen mit den modernen Damenhüten vertausch-
ten, beschloß sie, diesem Beispiele zu folgen, und sich
einen Sommerhut von ausgezeichneter Schönheit anzu-
schaffen. Sie geht daher zu einer Modistin und kauft '
sich einen herrlichen Strohhut, welcher nebst andern Ver-
zierungen mit kunstreich gemachten Weintrauben ge-
schmückt war.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Weg in's Elend" "Merkwürdige Schicksale der Madame Schönenfels mit ihrem ersten und letzten Sommerhute"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Heil, Friedrich Michael
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schreiber
Strohhut <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Pult
Kaufentscheidung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 581, S. 39
 
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