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Auf Helgoland.

(Fortsetzung.)

Ich bot dem ängstlichen Manne doppelten und drei-
fachen Lohn, wenn er mich aus dieser höchst fatalen Lage
errette — es war vergebens, und die von mir aufgewendeten
bedeutenden Kosten waren umsonst ausgegeben, meine Lage
trostloser als je.

Noch einen Weg sah ich vor mir, ich schrieb an meinen
Vater und bat ihn, bei der Regierung die geeigneten Schritte
zu meiner Freilassung vorzunehmen, aber auch diese Bemühungen
waren, wie Sie sehen, ohne den erwarteten Erfolg. Zuerst
sagte man meinem Vater, es sei eine starke Zumuthung für
die Regierung Ihrer Majestät, sich in die Liebeshändel der
Unterthanen zu mischen, dann versprach man ihm die nöthigen
Erkundigungen über den Vorfall einzuziehen. Dabei blieb es
jedoch, und ich glaube, es war dieses entweder eine -leere Ver-
tröstung, oder es hat die hiesige Behörde in ihrem Berichte die
Sache nicht wahrheitsgetreu vorgetragen, denn bei nochmaliger
Nachfrage bei dem Minister durch einen mächtigen Gönner
wurde auf das entschiedenste jede Einmischung in diese Ange-
legenheit verweigert,, so daß mir nur der Rechtsweg übrig blieb,
dessen Ende ich jedoch nicht erleben würde.

Die Saison ist wieder vorüber, — morgen kommt das
letzte Dampfschiff in diesem Jahre; geht es ohne mich ab, so ist
für das nächste halbe Jahr alle Hoffnung für mich verloren, dem
Schrecken dieser qualvollen Einsamkeit entfliehen zu können!
Sie, mein Herr! Sie allein können mir noch helfen — wollen
Sie es? Oder wollen Sie sehen, wie ich mir eine Kugel vor
den Kops schieße?"

„Roch einmal muß ich Sie zur Ruhe ermahnen, junger
Mann," erwiderte ich; „Ihre Drohungen bestimmen inich nicht,
Ihnen zu helfen, doch will ich thun, was in meinen Kräften
steht, wiewohl ich nicht einsehe —“

„Tausend Dank für Ihre Bereitwilligkeit" rief der Eng- !
länder, „der von mir entworfene Plan ist ganz einfach. Ich
habe vor einigen Monaten schon von einem Badegaste eine
schwarze Perrücke gekauft; eine solche wird mich sehr entstellen,
da ich, wie Sie sehen, hellblonde Haare habe; zudem rasire ich
meinen starken Bart vollständig ab, und binde ein schwarzes
Tuch um das Gesicht.. Sie sollen, mir aus Ihrer Garderobe
den schwarzen Anzug leihen, den ich schon einigemale bei Ihnen
gesehen habe, der wird mich noch mehr entstellen, da ich immer
ganz helle Kleider trage. Meine sämmtlichen Effecten lasse ich
hier. Run habe ich seit einigen Monaten mich absichtlich des

Morgens von 9 bis 11 Uhr in meinem Schlafrocke an mein
offenes Fenster gesetzt, den Kopf mit dem rothen Käppchen be-
deckt, das ich gewöhnlich aufsetze; zugleich stütze ich denselben
mit meiner linken Hand, welche mit einem weißen Handschuhe bedeckt
ist. Meine Stellung oder vielmehr Lage ist immer dieselbe,
und zwar so, daß man mein Gesicht nicht sehen kann, und
immer harre ich diese beiden Stunden ganz unbeweglich in
dieser Lage aus, was, wie mir bekannt ist, allenthalben sehr
aufsiel, wie Sie wohl auch schon bei einer Ihrer Promenaden
gesehen haben werden. Ich habe bereits einen Anzug von mir
ausgestopft, und alle nöthigen Vorbereitungen auf meinem
Zimmer getroffen, um diese Puppe meine Person vertreten zu
lassen, indem ich sie bekleidet mit meinem Schlafrocke und rothen
Käppchen, Handschuhen u. s. w. morgen um 9 Uhr an das
offene Fenster gerade so setzen werde, wie ich bisher immer !
saß, so daß die Täuschung unmöglich bemerkt werden kann. !
Ich weiß nämlich ganz bestinimt, daß ich fortwährend genau !
beobachtet werde; der mir wohlbekannte Aufpasser hat in ziem-
licher Entfernung von diesem Hause seinen Standpunkt, von
wo aus er Alles, was hier vorgeht, genau und vollständig

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