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Fliegende Blätter — 26.1857 (Nr. 601-626)

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122

Ritter Kuno und sein Gewissen.

Knappe.

Ja, jener Burg — mög' sie in Flammen bersten!
Bin ich als Knappe heute früh entfloh'»,

Viel lieber Laub und Wurzeln will ich effcn,

Mit Wolf und Bär mich um das Lager raufen,

Als länger noch dem groben Bär dort oben,

Dem Ritter Kuno, eine Stunde dienen.

Eramit.

Doch sag', was hat er dir denn Leid'S gethan?
Knappe.

O frage nicht! nicht mein Leid ist das Aergstc!
Schimpfworte, Fauskschlag, spitzig kalter Hohn,

Sic alle sind zu tragen kinderleicht,

Erwäg' ich meines Freundes schrecklich Looö,

Der in des Burgverließes tiefstem Grund
Dem Hungertod zum Opfer, schrecklich schmachtet.
Eramit.

O sprich, warum wird ihm solch grauscr Tod? —
Doch komm' in meiner Höhle still Asyl,

Auf duft'gem Moos und weichem Fell gebettet,

An Ei und Milch und schwarzem Brod dich labend,
Wie Frömmigkeit dem Eramit sie beut,

Sollst du ausführlich Alles mir erzählen.

Sic gehen ab. Der Vorhang fällt.

Z in e i t e r K si t.

Und was hat Knappe Edclbcrt gethan,

Daß ihr ihn also hart, unmenschlich straft?

Bianka, Eu'rc Tochter, fromm und schön,

Hat er geliebt! Ist Liebe ein Verbrechen?

(Kuno lacht und trinkt.)

Nur kurze Zeit, und Edclbcrt ist todt,

Und ihr, ihr tragt die Schuld an seinem Tode,

Denkt an die Ewigkeit, Herr Ritter, denkt —

(Kuno stößt das GlaS auf den Tisch und fährt vom Stuhle auf.)

Kuno.

Halt's Maul mit deinem albernen Geschwätz',

Daß ich dir nicht den grauen Schädel spalte,

Ich bin der Herr, und du, der Diener, schweige
Und komm' mir heute nimmer vor die Augen!

(Kurt geht traurig ab.)

Zweite Scene.

Ritter Kuno. Sein Gewissen (unsichtbar).

Kuno (sich nicdcrsctzcnd).

Ich wollt', der Knappe wäre endlich todt,

Daß aufhört' dieses hündische Gebettel!

Gewisssen.

Kuno!

(Kuno lacht und trinkt.)

Gewissen.

Kuno!

(Kuno fährt mit der Hand an das Herz und stampft zornig mit dem Fuße.)
Kuno, kennst du mich?

(Kuno schüttelt den Kopf.)

O Kuno, freilich, freilich kennst du mich,

Hast du mich auch schon oftmals frech vcrläugnct!

Ich, dein Gcwiffc», rufe laut dir zu:

O Kuno, Kuno, schlecht sind deine Thaten!

Kuno (mit der Hand über die Stirne fahrend).
Paperlepapap!

Dritte Scene.

Rittersaal. Ritter Kuno. Kurt, ein alter Diener. Kuno sitzt an einem
eichenen Tische, vor ihm ein Humpen Wein.

Kurt.

Noch einmal bitt' ich euch, o edler Herr,

Laßt euer Herz zu Gnad' und Mild' bewegen!

Sechs Tage, ja sechs Tage sind es schon,

Sechs lange, schaudervolle Tag' und Nächte,

Seit Edclbcrt auf euer hart Geheiß
Im Thurme schmachtet ohne Speis und Trank,

Ein lebendes Gerippe, wimmert er
Auf feuchtem Stroh. — O, seid barmherzig Ritter!
(Kuno lacht und trinkt.)

Bianka. Die Vorige». (Bianka stürzt vor Kuno auf die Knicc und
schluchzt, das Gesicht in ihren Händen verbergend.)

Kuno (zornig).

Auch das noch!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ritter Kuno und sein Gewissen"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gewissen <Motiv>
Tochter <Motiv>
Diener <Motiv>
Bitte <Motiv>
Schadenfreude
Liebe
Karikatur
Ritter <Motiv>
Kniefall
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 616, S. 122
 
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