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Handlungen, sowie von allen Postämtern und =" OOO« preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ■ * * •
ZeitungScrpcditioncn angenommen.__ oder 2 Rihlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12lr. oder4Sgr.
Detter Andres.
(Fortsetzung.)
Vetter Andres, obgleich er keine besondern Geschäfte hatte,
lag doch nicht etwa auf der Bärenhaut oder legte die Hände
in den Schooß. Wahr ist's, daß er manche Stunde bei seinen
Dompfaffen vcrplämperte, wenn er ihnen den alten Deffauer
vorpfiff. Auch bei den Tauben brachte er viel Zeit zu. Aber
die Gimpel und Tauben brachten ihm, wenn er sie nicht, was
freilich meistens geschah, verschenkte, manchen schönen Thaler
cin. Die Dompfaffen, die er angelernt, wurden weit und breit
gesucht und gut und gern mit fünf baaren Thalern pro Stück
bezahlt. Auch mit den ausländischen Tauben trieb er keinen
unvortheilhaften Handel; gicbt's doch Narren genug in der
Welt, die ihre Liebhabereien thcuer bezahlen. Außerdem hatte
er manches schöne junge Taubenpärchen für die Frau Muhme
übrig und freute sich nicht wenig, wenn sie der Frau Muhme
schmeckten. Er selbst aber konnte sich nicht entschließen, davon
Zu essen, weil es seine Zöglinge waren; dazu war er viel zu
weichherzig. Sonst that er im Hause, was ihm geheißen wurde
und wozu er geschickt war, willig und gern. Daß er in seinem
l Eifer hin und wieder doch einen Mißgriff that, nun das soll
gerade nicht geläugnct werden, machte aber am Ende nicht viel
aus. So hatte die Magd, wenn sie zu einer bevorstehenden
Wäsche in Kübeln und Fässern mit vieler Mühe das benöthigte
Rcgenwaffer aufgcfangcn und gesammelt hatte, gewöhnlich den
kleinen Verdruß, die Fäffer leer zu finden, wenn sic das Waffer
j brauchen wollte. Die Sache war die, daß Vetter Andres dem
Regcnwaffer zum Begießen der jungen Pflanzen im Garten
j und in de» Stuben gar fleißig nachstellte. „Aber Vetter
Andres!" pflegte dann wohl die Magd zu zanke», und „Vetter 1
^udrcs" nannte ihn bald jedes Kind im Dorfe, „Du hast
uur ja wieder einmal das Regenwaffcr verbraucht?" „Ja
sichst Du, Ricke," antwortete er dann, „die jungen Pflanzen
mußten begossen werden und können doch nicht warten, wie
Deine schmutzigen Hemden und Ucbcrzügc. So ein Bettüber- >
zug ist noch lange keine Pflanze nicht." „Aber Du konntest
ja Brunnenwasser nehmen!?" „O Du sprichst einmal wie-Du's
verstehst!" rief er dann aus. „Begießt etwa der allwcise
Gott, der es doch mit der Gottes Hülfe besser versteht als Du
und ich, seine Erde und seine Pflanzen mit Brunnenwasser
oder thut cr's mit Rcgenwaffer? Na! also!" Dagegen ließ
sich doch nicht streiten, und Ricke gab gewöhnlich nach; und
das konnte sic auch; denn Keiner war in solchem Falle will-
fähriger als er, an Stelle des verbrauchten Rcgenwafferü Fließ-
wasser aus dem nahen Flusse herbcizuschaffen oder Kübel und
Fässer unterzusctzen, wenn cs regnete, und wenn er auch maden-
naß dabei wurde.
So tricb's Vetter Andres; sein Thun und Treiben war
ruhig und ohne Ostentation. Auch alle ihre kleinen Wirth-
schafts- und Haushaltnngssorgen konnte die Frau Muhme mit
ihm überlegen nnd besprechen, und man weiß ja, wie gern die
Frauen für ihre kleinen Sorgen einen freundlichen und willigen
Thcilnehmcr finden. So hatten Beide eben Mittags zusammen
eine schöne fette Ente mit Mecrrettig, Vetter Andersens Lieb-
lingsgericht, gcmüthlich verzehrt und saßen noch eine Weile recht
friedlich und einträchtig am Tische, über dieses und jenes plau-
dernd, da meinte die Frau Muhme: „Was »erb* ich nun
wohl wieder für morgen Mittag kochen, Vetter Andres? Gicb |
mir mal guten Rath!" „Na weiß die Frau Muhme was,"
antwortete er bedächtig, „wenn mir so bleibt, wie mir jetzt ist,
braucht die Frau Muhme meinetwegen morgen gar nicht zu
kochen." „Aber cs bleibt Dir nun nicht, nne Dir jetzt ist,
Du närrischer Mensch!" lachte Pie Frau Muhme und hob die
Tafel auf.
M
Handlungen, sowie von allen Postämtern und =" OOO« preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ■ * * •
ZeitungScrpcditioncn angenommen.__ oder 2 Rihlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12lr. oder4Sgr.
Detter Andres.
(Fortsetzung.)
Vetter Andres, obgleich er keine besondern Geschäfte hatte,
lag doch nicht etwa auf der Bärenhaut oder legte die Hände
in den Schooß. Wahr ist's, daß er manche Stunde bei seinen
Dompfaffen vcrplämperte, wenn er ihnen den alten Deffauer
vorpfiff. Auch bei den Tauben brachte er viel Zeit zu. Aber
die Gimpel und Tauben brachten ihm, wenn er sie nicht, was
freilich meistens geschah, verschenkte, manchen schönen Thaler
cin. Die Dompfaffen, die er angelernt, wurden weit und breit
gesucht und gut und gern mit fünf baaren Thalern pro Stück
bezahlt. Auch mit den ausländischen Tauben trieb er keinen
unvortheilhaften Handel; gicbt's doch Narren genug in der
Welt, die ihre Liebhabereien thcuer bezahlen. Außerdem hatte
er manches schöne junge Taubenpärchen für die Frau Muhme
übrig und freute sich nicht wenig, wenn sie der Frau Muhme
schmeckten. Er selbst aber konnte sich nicht entschließen, davon
Zu essen, weil es seine Zöglinge waren; dazu war er viel zu
weichherzig. Sonst that er im Hause, was ihm geheißen wurde
und wozu er geschickt war, willig und gern. Daß er in seinem
l Eifer hin und wieder doch einen Mißgriff that, nun das soll
gerade nicht geläugnct werden, machte aber am Ende nicht viel
aus. So hatte die Magd, wenn sie zu einer bevorstehenden
Wäsche in Kübeln und Fässern mit vieler Mühe das benöthigte
Rcgenwaffer aufgcfangcn und gesammelt hatte, gewöhnlich den
kleinen Verdruß, die Fäffer leer zu finden, wenn sic das Waffer
j brauchen wollte. Die Sache war die, daß Vetter Andres dem
Regcnwaffer zum Begießen der jungen Pflanzen im Garten
j und in de» Stuben gar fleißig nachstellte. „Aber Vetter
Andres!" pflegte dann wohl die Magd zu zanke», und „Vetter 1
^udrcs" nannte ihn bald jedes Kind im Dorfe, „Du hast
uur ja wieder einmal das Regenwaffcr verbraucht?" „Ja
sichst Du, Ricke," antwortete er dann, „die jungen Pflanzen
mußten begossen werden und können doch nicht warten, wie
Deine schmutzigen Hemden und Ucbcrzügc. So ein Bettüber- >
zug ist noch lange keine Pflanze nicht." „Aber Du konntest
ja Brunnenwasser nehmen!?" „O Du sprichst einmal wie-Du's
verstehst!" rief er dann aus. „Begießt etwa der allwcise
Gott, der es doch mit der Gottes Hülfe besser versteht als Du
und ich, seine Erde und seine Pflanzen mit Brunnenwasser
oder thut cr's mit Rcgenwaffer? Na! also!" Dagegen ließ
sich doch nicht streiten, und Ricke gab gewöhnlich nach; und
das konnte sic auch; denn Keiner war in solchem Falle will-
fähriger als er, an Stelle des verbrauchten Rcgenwafferü Fließ-
wasser aus dem nahen Flusse herbcizuschaffen oder Kübel und
Fässer unterzusctzen, wenn cs regnete, und wenn er auch maden-
naß dabei wurde.
So tricb's Vetter Andres; sein Thun und Treiben war
ruhig und ohne Ostentation. Auch alle ihre kleinen Wirth-
schafts- und Haushaltnngssorgen konnte die Frau Muhme mit
ihm überlegen nnd besprechen, und man weiß ja, wie gern die
Frauen für ihre kleinen Sorgen einen freundlichen und willigen
Thcilnehmcr finden. So hatten Beide eben Mittags zusammen
eine schöne fette Ente mit Mecrrettig, Vetter Andersens Lieb-
lingsgericht, gcmüthlich verzehrt und saßen noch eine Weile recht
friedlich und einträchtig am Tische, über dieses und jenes plau-
dernd, da meinte die Frau Muhme: „Was »erb* ich nun
wohl wieder für morgen Mittag kochen, Vetter Andres? Gicb |
mir mal guten Rath!" „Na weiß die Frau Muhme was,"
antwortete er bedächtig, „wenn mir so bleibt, wie mir jetzt ist,
braucht die Frau Muhme meinetwegen morgen gar nicht zu
kochen." „Aber cs bleibt Dir nun nicht, nne Dir jetzt ist,
Du närrischer Mensch!" lachte Pie Frau Muhme und hob die
Tafel auf.
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