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34 Graurö ckl

! thun, wie er es gemacht, daß er aus jedem Scharmützel alle-
weil gesund und frisch zurück kommt; ja nicht einmal eine Ritze
kann der Tropf am ganzen Pelz aufweisen und ist doch überall
der erste, wo es warm hergeht, und bei jeder Hitze hat ihn
der Teufel im Feuer."

„Straf mich unser Herrgott!" sagte ein anderer, einsehr
junges Blut, dem noch der Flaumbart wie ein Paar Wollflocken
unter der Nase hing, „das ist wahr, Tod und Teufel! — ich Hab'
ihn gesehen bei Kinacker, wie er drin stand unter den Lanzen
und Klingen und alles drunter und drüber ging, und die Don-
- nerbüchsen pfefferten drein, als ob es Kugeln schnei'te, und wie
der Spaß aus ist, treff ich ihn auf seine Stange gelehnt, und
er schüttelte die Kugeln aus den Aermeln und dem Koller,
wie wenn es Erbsen wären, und hat beim Gottseibeiuns keinen
Tupfen von einer Wunde, und ich bin wie ein gehetztes Schwein
mit Bolzen gespickt und geschunden und zerhauen."

„Ja, ja," schrieen andere, „Wolfgang, erzähl'uns, wie du s
gemacht hast, daß du fest geworden! erzähl' uns, denn das wirst
du doch nicht leugnen, daß du fest bist? Wir alle Haben s
gesehen, nur zu oft." —

„Laßt mich in Ruh' mit eurem Geschwätze", entgegnete
trocken der schwarze Wolfgang, ein Kerl von riesigem Wüchse
und fürchterlichem Aussehen, und drehte sich auf die andere Seite.

„Tu mußt erzählen, du mußt, und wenn dich der Satan
holt", schrieen die andern.

„Ihr seid Narren allesammt", brummte Wolfgang und schloß
die Augen; aber seine Spießgesellen ließen ihm keine Ruhe, und
nach manchem Fluche und ähnlichen Kraftwörtern begann er:
„Ihr schwatzt da her wie alte Weiber, und ich weiß von alle
dem nichts, was ihr niir anlügt; aber das ist wahr, ich stehe
dafür mit Degen und Spieß, wenn einer am bloßen Leibe ein
Nothhemd trägt, das in der heiligen Nacht von einem unschul-
digen Mägdlein ist gesponnen worden, wie es im Liede heißt:

ins Gäste.

„„In heiliger Nacht, im Vollmondschein,

Da spinnt die Maid im Saal allein.

„In der Hölle Namen!" spricht sie leis,

Die Spindel rollt im feurigen Kreis;""

dem mag weder Kugel, nach Hieb, noch Stoß was anhaben,
und er ist sicher, so lang er es am Leibe hat, vor allem Mord-
werkzeug und darf den Teufel in leiblicher Gestalt nicht scheuen;
aber ein solches habe ich nicht, wie ihr selbst alle wißt, da ich
nicht einmal ein's habe, wie jeder ordinäre Christenmensch am
Leibe zu tragen im Brauch hat."

„Ausreden, leere Ausflüchte;" schrieen die Zuhörer; „du
wirst wissen, was du uns in Magdeburg erzählt hast vom alten
Jäger auf dem Sölling, bei dem du als Jägerbursche gewesen!
weißt du noch, wie wir beim Specht saßen und soffen und
spielten, daß es krachte, und du mit deiner Geschichte Heraus-
rücken wolltest, aber nicht mehr reden konntest vor —"?

„So? Hab ich aus der Schule geschwatzt?" entgegnete auf
das stürmische Dringen der Landsknechte der schwarze Wolfgang,
und richtete sich halb auf, indem er mit dem Rücken an einem
Baumstamm lehnte; „nun kann ich freilich nicht mehr lange
damit hinter der Ecke halten. Also merkt auf und horcht wie
die Mäuse, daß euch ja nichts entgeht!"

Ich bin aus dem Braunschweigischen gebürtig und meine
Heimath ist zu Einböck, wo mein Vater Bauer war; weil mir
aber das langweilige Herumwühlen und Herumklauben in der
Erde, und das Schinden und Plagen Sommer und Winter hin-
durch nicht gefallen wollte, hat mich mein Vater zum alten
Wendel am Sölling gethan, damit ich von Grund aus die
Jägerei unter seiner Zucht und Schule erlernte, daß doch mit
der Zeit etwas aus mir würde. Da war ich nun manches
liebe Jahr, und ich niuß sagen, es hat mir gefallen und ich
habe die Jägerei losgekriegt wie nicht leicht einer, und mancher
Wolf und mancher verlaufene Bär hat von mir für Zeit
seines Lebens ein „Hol mich der Guckuck" gekriegt. —

Da schleppe ich eines Abends einen Kapital-Fuchs heim
aus der Falle, und treffe den alten Wendel auf dem Schrägen,
und er merkt, daß sein Ständlein gekommen und sagt zu mir
mit grölzender Stimme: „„Lieber Wolfgang! es ist nun Zeit,
daß ich einmal absegle, obgleich es mir lieber wäre, unser Herr-
gott ließe mich bis an den jüngsten Tag in meinem Revier
herumkreisen, aber was sein muß. muß sein. Bevor ich jedoch
dieses in's Werk setze, muß ich dir noch einen guten Rath
geben; die Zeiten werden schlecht, das Wild am Sölling hat
sehr abgenommen, und wenn es so fort geht, stirbt es ganz aus;
denn zwei solche Teufelsjäger, wie ich und du, hat die ganze
Welt nimmer. Ich dächte derowegen, du solltest, wenn ich
einmal verendet habe, auf einige Jahre unter die Landsknechte
gehn und dich ein wenig in der Welt umschauen, wie ich gc-
than in meinen jungen Jahren, und dann kommst du wieder
und findest am Sölling des Wildes die Hülle und Fülle; bevor
du aber unter die Landsknechte gehst, nimmst du den Schlüffel.
den ich hier an der Schnur am Halse hängen habe, — aber
erst wenn ich verendet habe, und öffnest das Wandkästchen dort,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Grauröckleins Gäste."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schmolze, Carl Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Frau <Motiv>
Spinnen <Handwerk, Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 53, S. 34
 
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