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Fliegende Blätter — 30.1859 (Nr. 705-730)

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Nr. 715
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https://doi.org/10.11588/diglit.3158#0084
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Die verschwundenen Stiefeln-

Ter Calculator Müller ivar ein sehr großer Mann, wenn
lvir von seinen körperlichen Eigenschaften sprechen, denn er maß
sechs Fuß und einen Zoll, und ob er eine entsprechende gei-
stige Größe besaß, das mag der gütige Leser aus folgendem
Geniestreich entnehmen, den er einst ansgeführt.

Zur Zeit des allgemeinen Wohnuugs-, Mägde- und
Wetterwechsels, zu Michaeli, hatte der Calculator seine schöne,
geräumige Parterre-Wohnung mit einem minder schönen und
minder geräumigen Quartier im ersten Stock vertauschen müssen,
denn die Zeiten waren schlecht, die Besoldung eines Subaltern-

Beamten nur kärglich, und um das Maas voll zu machen,
hatten die Nimmersatten Wirthe, ohne Rücksicht auf die im
Fortschritt begriffene Vermehrung der Calculatorsfamilie, den
Miethzins schon wieder bedeutend erhöht. Die neue Wohnung
lvard bezogen und die Frau Calculatorin bot Alles auf, durch
eine niedliche Einrichtung den Kummer' ihres Mannes über
diese fatale Neuerung zu verscheuchen. Zehn Jahre hatten sie
das alte Quartier bewohnt, und es blieb nicht aus, daß Herr
Müller, wenn er, den Kopf voller Zahlen und Rechnungen, vom
Bureau kam, mechanisch in das alte Quartier lief, und erst
durch die traurige Leere der sonst so belebten Zimmer aus sei-
ner süßen Täuschung gerissen wurde. Allmählig gewöhnte er
sich an die neue Behausung, nur an etwas konnte er sich nicht
gewöhnen, das war die Niedrigkeit der Zimmer, und obgleich
die Zimmerdecke, selbst wenn er sich in seiner ganzen Größe
aufrichtete, immer noch einige Zoll von seinem sorgenvollen
Haupte entfernt blieb, ging er doch stets gebückt einher. Doch
plötzlich brach das Unglück über den armen Müller zusammen,

! er, die Stütze der ganzen Familie, fing an zu kränkeln, er
durfte nicht mehr auf's Bureau gehen, sondern mußte laut
ärztlichem Geheiß zu Hause arbeiten. So etwas ist leicht ge-
sagt, aber bei der beschränkten Wohnung eines Calcnlators
schwer auszuführen, denn um Rechnungen mit Gewisscnhaftig-
keit revidiren zu können, muß vor allen Dingen Ruhe, tiefe
Grabesruhe um den Arbeitenden her sein, und diese ist in einer
Familie mit drei Stuben und acht Kindern nicht zu erwarten.
Ter arme Calculator mußte sich daher, wohl oder übel, in die
Speisekammer einlogieren, die, fern von allem Geräusche der
Welt, nach dem einsamen Hofe hinauslag und nur einen Fehler
hatte, sic war nur sechs Fuß hoch. Dies war ein Donuerschlag
für den armen Mann; er, der nur am Stehpult zu arbeiten

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die verschwundenen Stiefeln"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Stiefel
Hausrat
Schrank
Spuk <Motiv>
Wohnung <Motiv>
Loch
Bein
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Deckenhöhe <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 715, S. 81
 
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