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Bestellungen weiden in allen B u ih» und I u n st»
Handlungen, sowie non allen Postämtern und
Zeit ungScrpcditio neu angenommen.

-_T m- n m Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subseriptiend- vvv i

—' M »3 J.4. preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 5-1 kr. * ' ' > - 1 •
oder 2 Ntlflr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder -1 Sgr.

Der.Heidengott.

Wer in das Dörfchen E. kam und nicht gerade nur Zeit
hatte zum Durchstiegen, oder nur Sinn für Markten und
Handel», der versäumte nicht leicht, das uralte Kirchlein zu
besuchen, dessen Erbauung weit über Vcrbriefung und Tradition
hinauslag, und das jedenfalls den ältesten christlichen Zeiten
angehörte. Wer sich aber das Kirchlein zeigen ließ, dem wies
man sicherlich auch mit besonderem Nacktrucke das alte Bild-
werk, das dort gerade der Kanzel gegenüber an der Wand be-
festigt war. Es war eine etwa zwei Fuß bohe, rohe Figur,
aus grobem Stein gehauen, die ein nacktes Männlein mit gc-

lprcizteu Beinen, in die Seiten gestemmten Armen und einem
Strahlcnreif auf dem Kopfe darstellte, daneben ei» bis zur
Unkenntlichkeit vergangenes Symbol. Die Altcrthumsforfcher
waren nicht darüber einig, was sie aus dem Ding machen
sollten, denn die Rohheit seiner feisten Glicdmäßlein lies; sie»
Conjckturcn vollkommen freien Spielraum. Darin aber stimm-
ten sie alle zusammen, daß sie cs lieber in. ihren.Sammlungen
als in der Kirche zu E. gesehen hätten. Anfänglich hatten sie
geglaubt, es den einfältige» Bauern leicht abschwatzen zu könne»,
hatten diese auch wohl mit erheuchelter Frömmigkeit darauf
hingewicsen, wie wenig ein solcher schnöder Heidengort i» eine
christliche Kirche passe. Später hatten sic sogar Geldgebote ge-
macht. Allein die letzteren. wurden mit Verachtung zuriickgc-
wicsen, und auf jene Appellativ» au ihr Gewissen- antworte-
ten die .Gemeinderäche mit einem so pfiffigen Lächeln, daß die
Gcwisscnsrcdncr. selbst darüber betreten wurden. Kurz alle An-
griffe auf den Heidengott wurden siegreich abgeschlagen ■ und ,
jedesmal, wenn wieder ein solcher versucht worden war, . strich
der Kirchcnpfleger mit seiner breiten Hand über, das Männlein
herunter und versicherte es damit gleichsam aufs neue, daß man
ihm nichts werde geschehen lassen und cs ruhig an seinem
Platze verbleiben dürfe.

Wandten, sul) nun aber die Liebhaber an den Geistliche»
des siirts — cs mar ein ehrwürdiger Greis, bieder und derb
wie die Schaase, die er weidete — so. zuckte der die Achseln
und meinte, die Gemeinde hänge nun einmal mit einer ge-
wissen itnbegrcistichcn Vorliebe an dem Alterthum und werde 1
nicht leicht, zu bewegen sein, sick von ihm zu trennen. Hätte
sie ein eigenes Museum für Antiquitäten, so würde natürlich -
das Bildwerk längst dorthin transfcrirt worden sein. Zn Er-
mangelung dessen aber müsse ihr eben die Kirche als Aufbe-
wahrungsort dienen. Dock erschien auch an seinen Reden wie
an denen der Gcmcindegliedcr manches auffallend, so daß dieser 1

1
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Heidengott"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Ausstattung
Besucher
Figur
Steinrelief
Kirchenbau
Betrachtung <Spiritualität>
Göttlichkeit
Heidentum
Karikatur
Plastik
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 731, S. 1
 
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