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Der letzte Passagier.

(Schluß.)

Lange vor der Zeit erreichte man die Stadt und hielt
vor der Post. Wie ei» Zwanzigjähriger sprang der Jakob
vom Bocke herab, um dem Herrn den Schlag zu öffnen. Er
wollte ihn jetzt recht sehen, den Passagier vom alten Schlag,
und sich zugleich entschuldigen, daß cs manchmal so böse Stöße
gegeben hatte. Es war ein ehrwürdiger Herr, der aussticg,
in einem sehr sauber ausgebürstcten hellblauen Rock, gelber
Weste und frischer, weißer Cravate. Als der Jakob anhub:
„Nicht wahr, Herr, 's hat manchmal übel gestoßen, aber ich
bin, weiß Gott, nicht schuld, der Malefizweg" — da fiel ihm
der Herr in's Wort und sagte milde: „St! ich weiß das wohl.
Was man nicht mehr braucht, daö achtet man nicht mehr.
Also beunruhigt Euch nicht weiter!" Damit reichte er dem
Jakob freundlich die Hand. Der ergriff sie voll Rührung.
Aber noch gerührter zog er sic zurück: ein harter Thaler war
darin sitzen geblieben. Dem Jakob kamen die Thränen. Es war
wieder ein Tag wie ehedem, cs gemahnte ihn an die alten schö-
nen Zeiten, wo noch der Grundsatz gegolten hatte: leben und
leben lasse», und nicht jeder so voll giftigen Neides bemüht
gewesen war, dem Andern den Rang abzulaufen.

Der Herr war längst fortgegangen, »um feine Geschäfte
zu besorgen, als der Jakob endlich wieder aus seinen Freu-
denträumen erwachte und sich besann, wo er auf das Wohl
seines HerzcnSpaffagiers den besten Schoppen trinken könnte.
Das Lokal war bald gesunden, seine alte Ortskenntniß führte
ihn an die rechte Quelle. Bald stand eine Flasche ächten
Scchsundvierzigers vor ihm. Nun sah er sich um, wen er
zur Theilnahmc an seiner Freude einladen könnte; denn ein
Herz, das von ächter Freude übcrquillt, ist mitthcilsam und
spendabel. Aber kein biederer Fuhrmann war zu sehen; die
neue Zeit hatte sic alle weggeblascn. Niemand war da als

einige Eisenbahnbedienftete, die sich ein Glas sauren Neue» zu
Gemüth führten. Sonst hatte ihm schon die Uniform dieser
Leute wind und weh gemacht. Jetzt aber war er in der
Laune, die ganze Welt zu umarmen. „Kommt her, ihr Hun-
gerleider," sagte er, „laßt Euer elendes Gesöff stehen und

trinkt mit von dem Wein, den Ihr nicht verdient, trinkt auf's
Wohl meines PaffagicrS, der Eure Höllenmaschine haßt, ge-
rade wie ich!" Die Männer ließen sich'S nicht zweimal sagen,
sic kannten die Antipathie des alten Jakob schon und folgten
lachend seiner Einladung. Auch fiel es keinem ein, sich zu
weigern, von dem Wein der ihnen gratis spendirt wurde,
aus das Wohlsein des Herrn zu trinken, der nie mit der
Eisenbahn fuhr. Ja, cs war gut, daß der Jakob zeitig
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der letzte Passagier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Eisenbahner
Gaststätte <Motiv>
Gast <Motiv>
Einladung
Wein <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 745, S. 113
 
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